Warum „Der Trödeltrupp“ die Menschen vor den Fernseher lockt
Der Trödeltrupp von RTL 2 kommt, wenn Platz und Geld knapp werden. Mit dabei ist Otto Schulte aus Essen, der schon einige Schätze verkaufen konnte.
Essen.
Wenn er kommt, sind die Schulden oft groß, der Platz im Haus aber ist eher klein. Otto Schulte aus Essen kann das ändern. Meistens jedenfalls. Denn er ist vom Trödeltrupp und weiß: „Das Geld liegt im Keller.“ Manchmal auch auf dem Boden oder in der extra angemieteten Garage.
Seit gut sechs Jahren lässt RTL2 Otto und seine Kollegen Mauro und Sükrü nun schon ausrücken, um Häuser zu entrümpeln und die dort gefundenen Sachen zu Geld für die Besitzer zu machen. Mehr als 500 Mal waren sie bereits im Einsatz. Meist alleine, in besonders schweren Fällen auch schon mal zu dritt.
Ein Ende ist derzeit nicht abzusehen. Denn an guten Abenden schauen schon knapp zwei Millionen Menschen zu, wenn Otto den Trödel vom Müll trennt. Das ist für einen kleinen Sender wie RTL2 eine hervorragende Quote.
Hilferufe von Verwandten
Hilferufe an die Trödel-Experten gibt es laut Schulte auch immer noch reichlich. Die meisten, das sei nur noch mal erwähnt, kommen nicht von Sammlern, sondern von deren Angehörigen, denen die Leidenschaft des Ehepartners, Vaters oder Onkel im wahrsten Sinn des Wortes über den Kopf wächst.
„Da gibt es schon krasse Fälle“, hat Otto festgestellt und hat einen Tipp parat, wie man merkt, dass aus dem Sammeln eine Sucht wird. „Wenn die Miete für ein Lager höher ist, als der Inhalt der darin verwahrt wird, wird es kritisch.“
Otto Schulte ist beim „Trödeltrupp“ in seinem Metier
Dann rückt der Trödeltrupp an, forstet durch, schätzt ein und beginnt mit dem Verkauf. Zuerst an Händler, später auch auf dem Flohmarkt. Da ist einer wie Otto in seinem Metier. „Das macht immer besonders viel Spaß.“ An und verkaufen, handeln und feilschen, damit kennt er sich jedenfalls aus.
„Schon als Teenager habe ich mein Taschengeld aufgebessert, indem ich alles, was der elterliche Keller hergab, auf Trödelmärkten verkaufte.“ Trotzdem wird er erst einmal Altenpfleger: „Da fand ich es besonders spannend, was mit den Haushalten passiert, wenn die Menschen ins Heim mussten oder gestorben sind.+
„Trödeltrupp“ hat Trödel für 1,8 Millionen Euro verkauft
Nach und nach rutscht er in die Branche rein, eröffnet in Essen „Ottos Stöberlädchen“ und bewirbt sich, als RTL2 Protagonisten für eine neue Show sucht. „Obwohl ich geglaubt habe, dass ich nicht sehr fernsehtauglich bin.“
Ein Irrtum, wie man mittlerweile weiß. Jedenfalls haben Otto und seine beiden Kollegen mittlerweile für knapp 1,8 Millionen Euro Trödel verkauft. Wertvollster Fund war ein alter Porsche 901, der 107.000 Euro eingebracht hat. Auch nicht schlecht waren die 35.500 Euro, die in einem Aktenordner steckten. Und dann gab es da noch die 80.000 Tesafilm-Rollen, die jemand gehortet hatte, die aber leider nicht weiterveräußert werden konnten, weil die Garantie abgelaufen war.
Kampf gegen utopische Preise
Seinen eigenen Trödelladen hat Otto Schulte mittlerweile aufgegeben. „War zu zeitintensiv.“ Stattdessen kauft er jetzt Gold an. Denn bei Trödel muss man Sachen schätzen, bei Gold steht der Preis fest: „Da ist es leichter, jemanden zu finden, der mich im Laden vertritt.“ Denn Otto ist viel unterwegs. Rund 600.000 Kilometer hat der Trödeltrupp bisher heruntergespult.
Am jeweiligen Ziel sind oft gute Nerven gefragt. Weil viele Sammler sich tief in ihrem Herzen eigentlich gar nicht von ihren Schätzen trennen wollen und Preise verlangen, die utopisch sind. „Da musst du mit Engelszungen reden“, weiß Schulte. Und im schlimmsten Fall auch mal passen. „Wer nicht will, der will nicht.“
Die meisten aber wollen irgendwann, wenn auch schweren Herzens. Otto dagegen sieht jeden Verkauf rein professionell, wie es ein guter Trödler tun sollte. Ob seltene LP, rares Porzellan oder ausgefallene Möbel – Schulte kann alles bewerten, selber haben will er nichts davon: „Ich sammele gar nichts“, sagt er. „Das ist die beste Voraussetzung für einen Trödler.“