Das ZDF zeigt am Samstag den Krimi „Der letzte Weynfeldt“. Autor Martin Suter verrät im Interview, warum er in Mittelamerika lebt, warum Deutsch für ihn eine Fremdsprache ist und wie er an dem Film beteiligt war.
München.
Martin Suter hat sich in die erste Reihe deutschsprachiger Roman-Autoren geschrieben. Am Samstag, 21.45 Uhr, zeigt das ZDF die grandiose Verfilmung seines Bestsellers „Der letzte Weynfeldt“, eine Kriminal-Posse mit Stefan Kurt und Marie Bäumer. Jürgen Overkott sprach mit dem Schweizer Schriftsteller, als er für einen Interview-Marathon in einem Münchner Hotel Station machte. Suters bedächtig formulierte Antworten hatten etwas Ökonomisches: Sie waren kurz und knapp.
Brauchen Sie Muße zum Schreiben?
Schon, aber nicht sehr extrem. Ich kann durchaus mal gestört werden. . .
. . .wenn das Telefon klingelt. . .
. . .oder meine Tochter ins Büro kommt, um mit mir zu sprechen.
Die unruhigen Schweizer
Ihre Bibliografie ist ebenso lang wie vielseitig. Strömen die Texte nur so aus Ihnen heraus?
Ich muss schon arbeiten. Schreiben ist für mich ein Handwerk, und ich möchte alle Ausformungen des Gewerbes beherrschen.
Haben Sie manchmal Ideen, die Sie schnell umsetzen können?
Beim Schreiben ist es wesentlich einfacher, als wenn ich ein Drehbuch schreibe. Eine Roman-Idee kann ich sofort umsetzen.
Hat sich für Sie beim Schreiben von Romanen ein berechenbarer Zeitraum entwickelt?
Von der ersten Idee bis zum Druck brauche ich ungefähr ein Jahr.
Sie leben auf Ibiza und in Guatemala. War Ihnen die Schweiz zu kühl – oder möglicherweise die Schweizer?
Ich lebe dort, weil ich die Möglichkeit dazu hatte. Meine Arbeit kann ich überall ausüben. Und: Die Schweizer sind ein unruhiges Völkchen. . .
. . .wir Deutsche nehmen das exakte Gegenteil wahr.
Mag sein, weil wir langsam sprechen. Das hat damit zu tun, dass wir Fremdsprachen sprechen. . .
Deutsch als Fremdsprache
Empfinden Sie Deutsch als Fremdsprache?
Ja, ich bin mit Schwyzerdeutsch aufgewachsen. Deutsch ist eine Fremdsprache, in die ich meine Gedanken übersetzen muss.
Wie hat Ihr Leben im Ausland den Blick auf die Heimat verändert?
Es hat ihn geschärft. Das Wesentliche blieb, das Unwesentliche fiel weg.
Sie haben als Werbetexter angefangen. Hat es einer Ihrer Slogans in die Umgangssprache geschafft?
Nein. Ich war jemand, der lange Texte schrieb. Unsere Agentur glaubte an die Textanzeige. Wir setzten kaum auf Slogans und Bilder. Wir wollten die Kunden von unserer Dienstleistung überzeugen.
Werbemenschen stehen unter Erfolgsdruck. Macht Stress Sie kreativ?
Nein, im Gegenteil, Muße macht mich kreativ. Ich muss aber zugeben, dass ich einen Termin brauche, um fertig zu werden. Das Schlimmste, was mir widerfahren kann, ist: Schreib einfach mal, es eilt nicht so.
Der Werbe-Mann Suter
Hat Ihnen Ihre Erfahrung als Werbemann geholfen, Ihre literarischen Texte an die Frau, an den Mann zu bringen?
Nein, das macht die Marketingabteilung des Verlages. Ich will lediglich ein gutes Produkt herstellen.
Sind Verfilmungen der Ritterschlag für Romane?
Nicht unbedingt. Nehmen wir „Casablanca“. Der Film beruht auch auf einem Roman. Nur: Den kennt heute niemand. Umgekehrt ist es natürlich schon eine Ehre, wenn ein Roman verfilmt wird.
Wie eng haben Sie mit dem Drehbuch-Autor zusammengearbeitet?
Mit Alex Buresch, der das Drehbuch für den „Letzten Weynfeldt“ geschrieben hat, war die Zusammenarbeit relativ eng. Er hat mir das Drehbuch geschickt, mich um meine Meinung gefragt. Ich habe sie ihm gesagt, aber letzten Endes entscheiden Regisseur und Produzent. Ich habe den fertigen Film bei einer Vorführung in der Schweiz gesehen. Stefan Kurt ist stark in der Hauptrolle. Ich kenne ihn. Er hat schon in zwei Filmen mitgespielt, zu denen ich die Originaldrehbücher geschrieben habe. Er hat damals schon seine Sache großartig gemacht.