Promi-Friseur Udo Walz verrät: Bei jungen Frauen geht der Trend zum „Granny Look“. Doch die älteren Frauen färben weiter.
Berlin.
Die Haare silbern wie bei Oma – oder eben Lady Gaga (29). Im Internet hat sich daraus ein richtiger Hype entwickelt. Unter dem Schlagwort #grannyhair (Oma-Haar) zeigen sich im Netz reihenweise junge Frauen mit gefärbten grauen Haaren. Berlins Promi-Friseur Udo Walz spricht von einer neuen Jugend-Bewegung.
Hollywoodstars wie Judi Dench (80) oder Helen Mirren (69) haben sich längst für natürliches Grau entschieden, statt die Zeichen des Alters mit Haarfärbe-Mitteln zu überspielen. Doch Hollywood ist weit weg. Hierzulande färben über achtzig Prozent der Frauen ab fünfzig die Haare, so die Statistik. In vielen Fällen gegen ihre innere Stimme. Doch die Angst, als Frau mit grauen Strähnen – im Gegensatz ja zum Mann – nicht toll auszusehen, sondern ungepflegt, lässt sie immer wieder zur Tube mit Kupfer oder Aubergine greifen. Oder sich für viel Geld beim Friseur den Grauanteil mit Strähnchen überdecken.
Der Trend zum Grau ist in Deutschland angekommen
„Ich fand es einfach beschämend, derartig viel Zeit unter diesem hässlichen Frisierumhang zu verbringen“, hat US-Schauspielerin Jamie Lee Curtis gesagt – und ist seit dem 48. Lebensjahr grau. Ja, der Trend zum Grau sei auch in Deutschland schon angekommen, sagt Jens Dagné von der Friseurvereinigung Intercoiffure. Aber eine Massenbewegung ist es noch nicht. Die Modechefin der Londoner „Times“ verfasste ein seitenlanges Bekenntnis: Warum sie mit Anfang vierzig aufgehört hat, sich die grauen Haare zu überfärben. Es klingt auch ernüchternd: „…wäre ich grau geworden, wenn ich single wäre? Möglicherweise nicht.“
Vielleicht kann der „Granny-Look“, den die Berliner Fotografin Katja Wassermeyer als das „gewisse Etwas“ bei jungen Models bezeichnet, nun auch für Frauen attraktiv sein, die von Natur aus grau wären. Doch das Bekenntnis zum Alter ist eine haarige Sache. Vor allem, wenn die Farbe erst rauswachsen muss, traut sich eine Frau nicht mehr auf die Straße, geschweige denn ins Büro.
Friseur Udo Walz: „Junge Mädchen mögen das sehr.“ Er findet den Look bei kurzen Haarschnitten schön. „Bei langen Haaren macht es müde.“
Grau mit einem Stich ins Blaue
Für junge Frauen ist der gebleichte Schopf einfach nur ein Modegag. Und eben kein Zeichen des ewigen Kampfes, ob man nun der Natur ihren Lauf lässt oder doch per Wasserstoffsuperoxyd die ewige Jugend beschwören will. Die Jugend denkt ja nicht an kaputte Haarspitzen, sondern färbt munter drauf los – Grau mit einem Stich ins Rosa, Blau oder Grün.
Warum aber ist Graufärben nicht die Lösung für das ewige Problem der eben nicht so jungen Frau? Wird der Kopf gleich grau gefärbt, gehen Naturgrau und Kunstgrau Hand in Hand, und die grauen Ansätze fallen im gefärbten Blond nicht mehr auf. Doch so reden nur Kundinnen. Friseure schütteln den Kopf – und färben wieder Richtung Kupfer oder Aubergine.
Der Weg zurück ins Grau
Warum der Weg zurück ins Grau heikel ist, weiß der Dortmunder Friseurmeister Volker Langer (56): „In der Praxis ist es schwierig umsetzbar. Je dunkler die Haare, desto komplizierter der Vorgang.“ So würde er Kundinnen mit braunen oder schwarzen Haaren immer davon abraten in einem Schnelldurchgang die Haarfarbe zurück ins Grau zu kolorieren. „Bei einer einmaligen Behandlung kann ich für das Ergebnis nicht garantieren. Da ist viel Glück dabei.“ Denn die Haare müssten mit Wasserstoffperoxid vorblondiert werden. Dabei würden allerdings häufig gelbe oder rote Farbtöne entstehen. „Die müssen wir dann beispielsweise mit grün mattieren, und das Haar kann nur eine bestimmte Menge Farbe aufnehmen.“
Deshalb rät Langer zu einem „schleichenden“ Prozess, der meist rund fünf Monate dauert. So beginnt der Friseurmeister mit ein paar hellen Strähnen, lässt den Ansatz rauswachsen und schneidet die gefärbten Haare nach und nach ab. „Es ist ein stufenweiser Vorgang.“ Bei Damen, die gerade erste weiße Haare bemerken würden, sei es einfacher grau zu färben. „Auch hier gilt, je heller die Naturfarbe, desto einfacher.“ Die sogenannte Blondierwäsche sei außerdem bei kürzeren Haaren einfacher als bei längeren. Doch wichtig ist bei jedem Kunden vor Ort zu entscheiden, ob die Färbung funktioniert. Der Weg zurück zum Naturton sei zwar schlecht für das Geschäft, aber Langer hat schon viele Kundinnen begleitet.