Der Stress in der Weihnachtszeit zeigt sich auch auf den Straßen. Ein Experte erklärt, warum uns der Verkehr dann langsam vorkommt.
Berlin.
Dunkelheit, Nebel und Schnee sorgen im Herbst und Winter für schwierige Verhältnisse. Es fühlt sich an, als ob Autofahrer in diesen Jahreszeiten dauerhaft im Stau stehen. Doch gibt es in dieser Zeit wirklich mehr Stillstand auf Deutschlands Straßen?
Statistisch gesehen sind die Monate von Oktober bis Januar eher stauarm. Denn der Rekordmonat für Staus war laut ADAC in den vergangenen beiden Jahren der September. In den Folgemonaten gingen dann Staulängen und Staumeldungen zurück. Doch Statistische Zeitreihen trösten wenig, wenn man bei Minusgraden stundenlang im Auto sitzen muss – und sich die Blechlawinen nur langsam fortbewegen. Auch wenn es nicht so viele komplette Staus gibt, kommt es vielen Verkehrsteilnehmern so vor, als fließe der Verkehr im Winter wesentlich langsamer.
Darum sind die Straßen im Winter voller
Warum aber kommt uns der Verkehr so langsam vor? „Weil er aufgrund der Witterungsbedingungen auch langsamer ist“, sagt Joachim Scheiner von der Technischen Universität Dortmund. Scheiner forscht dort im Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung. Für ihn und andere Forscher gibt es im Wesentlichen drei Faktoren, die den Verkehr in den kälteren Monaten besonders verlangsamen:
• 1. In Zeiten mit vielen Feiertagen erhöht sich das Verkehrsaufkommen. Die Adventszeit ist eine beliebte Zeit für Ausflüge und Familienbesuche, die oft mit dem Auto getätigt werden. Aber auch Feiertage im Oktober und November nutzen viele Deutsche für Ausflüge. „Das kann sich dann zeitlich und räumlich mit dem Berufsverkehr überlagern“, so Joachim Scheiner.
• 2. Die Playmobil-Pirateninsel als Weihnachtsgeschenk fürs, die Weihnachtsgans und den Tannenbaum transportieren nur wenige Menschen gerne zu Fuß oder mit Bus und Bahn. Und so fahren viele Deutsche zwischen Einkaufszentrum, Supermarkt und Gartencenter mit dem Auto hin und her, wenn sonst der Wocheneinkauf auch mal zu Fuß erledigt wird. Und so finden sich automatisch mehr Autos auf den Straßen wieder als etwa im Sommer.
• 3. Im Winter komme es immer wieder zu kleinen Verkehrsbehinderungen durch Witterungsverhältnisse. Vor allem bei Glätte bleiben Autofahrer liegen oder bauen kleinere Unfälle. Laut Verkehrsforscher Joachim Scheiner bilde sich in solchen Fällen schneller zähflüssiger Verkehr als in anderen Jahreszeiten.
Geringe Geschwindigkeiten behindern nicht zwingend den Verkehrsfluss
Doch sind diese drei Faktoren Grund genug, der Jahreszeit entsprechend eine dunkle Miene zu verziehen? Schließlich zeigen Studien des Verkehrsforschers Michael Schreckenberg seit Jahren, dass unser Verkehrsnetz überfordert ist. Dabei gibt es – zumindest gesamtgesellschaftlich – Hoffnung: trotz Staus und stockendem Verkehr steigt die allgemeine Reisegeschwindigkeit.
Laut Joachim Scheiner zum Beispiel profitiere der Verkehrsfluss von insgesamt geringeren und angepassteren Geschwindigkeiten. „Es ist also für den Verkehrsfluss besser, wenn alle ähnlich schnell fahren“, so der Forscher von der TU Dortmund. Verkehrsteilnehmer können dann besser aufeinander reagieren und eines der größten Staurisikos – abrupte Tempowechsel – treten nicht auf.