Veröffentlicht inPanorama

Was kommt bloß nach Elizabeth?

Was kommt bloß nach Elizabeth?

London. 

Es gibt etwas zu feiern im Hause Windsor: Die Queen begeht am Sonntag das sechzigste Jubiläum ihrer Krönung. Am 2. Juni 1953 hielt die Welt still, als die 26-jährige Elizabeth II. in der Westminster Abbey zur Königin des Vereinigten Königreichs und von Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, Ceylon und Pakistan gekrönt wurde. Es war nicht der Beginn ihrer Regentschaft, da sie schon 16 Monate zuvor, im Moment des Ablebens ihres Vaters George VI., auf den Thron gelangte. Doch die feierliche Krönungszeremonie diente als ein grandioser Startschuss für eine Herrschaft, die so erfolgreich wie lang ausgefallen ist.

Robuste Gesundheitliegt in den Genen

Bis zum 9. September 2015 muss sie noch durchhalten. Dann würde Queen Elizabeth II. zur längstdienenden Monarchin der britischen Geschichte und hätte den bisherigen Rekord von Queen Victoria – 63 Jahre und 216 Tage auf dem Thron – um einen Tag übertroffen.

Es ist nicht zu fürchten, dass ihr das nicht gelingen sollte. Denn Elizabeth erfreut sich einer robusten Gesundheit und einer entsprechenden genetischen Ausstattung. Ihre Mutter hatte es trotz einer ausgeprägten Vorliebe für Gin und Dubonnet zum stattlichen Alter von 101 Jahren gebracht.

Aber in den letzten Monaten hat sich doch gezeigt, dass man im Alter von 87 Jahren nicht mehr Vollgas geben kann. Im März musste die Queen wegen einer Magen-Darm-Grippe im Krankenhaus behandelt werden und deswegen einen Staatsbesuch in Italien absagen. Es wird Zeit, denkt man im Palast, dass sie etwas kürzer tritt.

Es ist ein heikles Thema. Denn alles, was irgendwie nach Abdankung klingt, ist der Königin ein Graus. Sie hat als Zehnjährige miterlebt, welch ein Desaster die letzte Abdankung war, als ihr Onkel Edward VIII. 1936 auf den Thron verzichtete, um seine Geliebte, die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten. Der Rücktritt löste eine Verfassungskrise aus. Und dann kommt dazu noch die Kleinigkeit ihres Krönungseides, in dem Elizabeth schwor, ihr Leben dem Dienst an ihrem Volk zu widmen. Für sie war es ein Versprechen vor Gott, das nicht gebrochen werden kann. Einmal Monarch, immer Monarch, bis zum Ende.

Doch kürzertreten bedeutet, die Nachfolger ins Scheinwerferlicht zu rücken, und die Spekulationen über Abdankung oder gar ein Überspringen der Thronfolge sind dann schnell zur Hand. Der Palast weiß, wie behutsam die Angelegenheit gemanagt werden muss. Und so greift man, wie das die Institution der Monarchie schon immer gemacht hat, zu Symbolen.

Ein solches war die Balkonszene zur Feier des sechzigsten Thronjubiläums der Queen im letzten Jahr. Da zeigten sich dem Volk auf dem Balkon an der Front des Buckingham Palasts nicht wie üblich die knapp zwei Dutzend Mitglieder der Königlichen Familie, sondern nur die wichtigsten: die Queen und ihr Prinzgemahl Philip, der Thronfolger Prinz Charles und seine Gattin Camilla, sowie die nächste Generation, Prinz William und Kate. Die Betonung der „Principal Players“ war auch die Botschaft, als die Queen Anfang Mai das Parlament eröffnete. Normalerweise macht sie das nur mit ihrem Ehemann als Begleitung, aber diesmal brachte sie ihren ältesten Sohn und seine Frau mit.

Es war das erste Mal, dass Camilla mit dabei sein durfte. Es bedeutete, dass sie nun vollständig ‘angekommen’ ist und dass die Anfeindungen aus dem Volk, die sie aufgrund der Kontroverse mit Lady Diana erfuhr, Geschichte sind. Und dass Prinz Charles neben seiner Mutter erschien, sollte signalisieren: Dies ist der nächste König, Punktum, und die Spekulationen über eine vorgezogene Thronfolge von Prinz William sind Unsinn.

Der Wachwechsel bei den Windsors wird jedoch behutsam vonstatten gehen. Die Queen ist heute weiterhin die mit Abstand populärste Figur in der britischen Öffentlichkeit. Ihre schiere Ausdauer dürfte sich als der größte Vorzug für die Windsors erweisen. Bis zum Tod der Queen Mother vor elf Jahren schätzten die Briten die rüstige Langlebigkeit der Königinmutter als eine Art Vitalitätsbeweis für die Monarchie. Mittlerweile hat die Queen diese Rolle der „eisernen Oma der Nation“ übernommen, und man verehrt sie, weil sie den Job schon so lange und so makellos und immer im gleichen würdigen Stil gemacht hat.