An den Sonntagen nach Ostern feiern traditionell viele Kinder und Jugendliche ihre Erstkommunion oder Konfirmation. Klassische Gaben wie ein Gesangbuch oder die erste Uhr erscheinen heute überholt. Dafür nimmt die Bedeutung der Geldgeschenke zu. Mehrere tausend Euro können zusammenkommen.
Schwerte.
Die erste eigene Uhr – wäre das nicht eine schöne Überraschung? Eher nicht – wo doch schon das Smartphone sagt, wie spät es ist… Vielleicht ein Tischdeckenset in Aussteuerqualität? Geschmackssache! Oder ein Gesangbuch? Vor Freude weinen wird die Jugend auch darüber vermutlich nicht.
Die klassischen Gaben zum christlichen Fest erscheinen überholt. Und das liegt wohl nicht nur daran, dass das Kommunionkind und der Konfirmand heute Dollarzeichen in den Augen tragen und ausschließlich auf prall gefüllte Umschläge spekulieren.
Früher gab es Handtücher, Kochtöpfe oder Geschirr
Es sind die Zeichen der Zeit. Inge Rümmele erinnert sich: „Früher sollten die Geschenke in schweren Zeiten helfen oder zumindest auf das Leben als Erwachsener vorbereiten. Heute benötigt niemand mehr etwas dringend zum Überleben“, erzählt die Autorin („Konfirmation feiern“, Gütersloher Verlagshaus, 128 Seiten, 9,99 Euro). Damals, in den 50er-Jahren, als viele Jugendliche die Schule schon nach der neunten Klasse beendeten, hieß es: Mädchen, ab in die Küche! Jungen, an die Arbeit! Was zur Folge hatte, dass sie Handtücher, Töpfe oder Geschirr bekam, und er eine Uhr, damit er seine Lehre nicht verschläft. Von Applaus begleitet wurden diese Geschenke aber auch früher nicht immer. Die Autorin denkt an ihre eigene Konfirmation: „Auf dem Gabentisch haben sich Sammeltassen gestapelt. Keine einzige habe ich jemals benutzt. Irgendwann habe ich sie als Poltergeschirr eingesetzt. . .“
Schade um das gute Porzellan. Damit es heute so weit nicht mehr kommt, empfiehlt Inge Rümmele: „Wichtig ist, dass man sich über den jungen Menschen Gedanken macht.“ Was mag er? Spielt er Fußball? Liest er gerne? Solche Gedanken können zum passenden Geschenk führen, das obendrein sehr persönlich wirken kann. Es gehe um Wertschätzung und darum, dass der Beschenkte merkt: Die Gabe kommt von Herzen.
Ein Geldgeschenk muss nicht unpersönlich sein
Eine Bibel mit Ledereinband und Goldschnitt, ein Halskettchen mit Kreuz oder ein bronzener Schutzengel – auch die Bedeutung christlicher Geschenke zu Kommunion und Konfirmation hat nachgelassen, wie Thomas Böhme beobachtet. Der Pfarrer und Dozent arbeitet beim Pädagogischen Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen in Schwerte. Seit Jahren schon beschäftigt er sich ganz intensiv mit dem Thema Konfirmation. Er sagt: „Früher wurde anders geschenkt.“ Zwar gebe es weiterhin Jugendliche, die sich über Praktisches freuen und ebenso über Geschenke, die den christlichen Glauben ausdrücken, „aber ganz oben auf der Hitliste steht mit großem Vorsprung das Geld“.
Er mag diesen Trend nicht negativ bewerten. Auch wenn manch einer sagen dürfte: Geld? Wie unpersönlich! Thomas Böhme sieht in der Konfirmation einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zum Erwachsenwerden. „Dazu gehört, dass die Jugendlichen selbst bestimmen, über Geld selbst verfügen und vielleicht für das erste Moped, einen Computer oder ein neues Smartphone sparen.“
Ratgeber-Schreiberin Inge Rümmele sieht das ähnlich. „Es ist doch schön, wenn die Kinder oder Jugendlichen einen großen Wunsch haben und dafür Geld sammeln. Und wenn ich als Nachbarin oder Gast einer Konfirmation meinen Teil dazu beitragen kann, ist das viel besser, als wenn ich das zwanzigste Handtuch schenke.“ Sie empfiehlt ein Geldgeschenk in Kombination mit einer selbst gestalteten Grußkarte, beispielsweise mit alten Kinderfotos oder anderen Erinnerungen. „Das zeigt, dass ich mir Mühe mache und den Konfirmanden wertschätze.“ Wichtig sei auch, dass Eltern ihre Kinder auf eine mögliche Geschenkeflut zur Konfirmation vorbereiten.
Die Grenze zwischen knickerig und übertrieben
„Wir sprechen hier von einem wichtigen Fest“, sagt Pfarrer Thomas Böhme. Er geht davon aus, dass die Ausgaben für Konfirmationsgeschenke in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Doch mit welchem Betrag liegen Gäste, Freunde und Nachbarn richtig? Was wirkt knickerig, was übertrieben? Schwierig. Das Internet steckt voll von Diskussionsforen zu diesem Thema. Häufig der Tenor: Es hängt vom Einkommen des Schenkenden ab und davon, wie eng man zu dem Konfirmanden oder Kommunionkind steht. Inge Rümmele findet, ein Schein muss es mindestens sein, „und zwar frisch von der Bank“. Also bitte keine Fetzen überreichen, die womöglich schon einen Vollwaschgang hinter sich haben. . .
Dirk Purz, der als Öffentlichkeitsreferent beim Pädagogischen Institut in Schwerte arbeitet, spricht von Geldgeschenken im mittleren vierstelligen Euro-Bereich, die bei einer Konfirmationsfeier im bürgerlichen Milieu zusammenkommen können: „Von der Familie steckt kaum jemand weniger als 50 oder 100 Euro in den Umschlag, die Paten sind oft besonders großzügig.“