Die ZDF-Reihe „37 Grad“ begleitet Jungs in einer Lebensphase, in der liebe Kinder zu wilden Kerlen mutieren: die Pubertät. Das Thema ist den Mainzelmännern sogar einen Zweiteiler wert. Das Ergebnis lässt sich sehen.
Mainz.
Max hat durchaus im Kopf, dass Schulnoten wichtig sind. „Aber nur im Hinterkopf“, sagt der 14-Jährige und grinst, so wie nur ein Schlitzohr grinsen kann. Max war immer ein liebes Kind, vorbildlich und gehorsam. Eines, das nachmittags Klavier spielte und die Schule mit links geschafft hat. Jetzt ist das anders. Max diskutiert, wird renitent, macht Blödsinn. „Mit Max werden wir bestimmt keine großen Probleme kriegen“, hat seine Mutter einmal geglaubt. Das ist ein Jahr her. Sie lag daneben. Willkommen in der Pubertät!
Mit der zweiteiligen Dokumentation „Jungs unter Strom“ (heute und 30. Oktober, jeweils 22.15 Uhr) schafft es die ZDF-Reihe „37 Grad“ wieder, das Besondere im Alltäglichen aufzuspüren und dieses tiefer zu ergründen. Die Kamera begleitet vier Jungs durch die vielleicht schwierigste Zeit ihres Lebens. Sie geben sich furchtlos und cool, so wie der 15-jährige Steffen, und weinen sich dann doch wie ermattete Kämpfer in Mamas Armen aus. Ein Leben zwischen letzter Gute-Nacht-Geschichte und erster Rasur. Die Gefühlswelt gleicht einer Großbaustelle. Das ist auch für die Familien und Lehrer der oft pickeligen Wesen nicht einfach.
Ein Patentrezept gibt es nicht
Ein Patentrezept, wie die Jungs in dieser schwierigen Zeit am geschicktesten angesprochen werden sollten, gibt diese Dokumentation nicht. Aber der Film schafft Verständnis.
Der Zweiteiler zeigt betroffenen Vätern und Müttern, dass sie nicht allein mit dieser neuen Erfahrung dastehen und dass ihre kleinen Rebellen die aufmüpfigen Momente vor allem im Schutze des eigenen Elternhauses ausleben. Dass sie bei fremden Menschen aber durchaus höflich auftreten, wie der Fall Steffen zeigt. Als der Junge zum Einstellungstest bei der Bundeswehr antritt, wird aus dem gemeinen Monster für ein paar Stunden ein ambitionierter junger Mann, der sich schüchtern durch die Erwachsenenwelt tastet.
Eltern mit starken Nerven sind klar im Vorteil
Ein Professor aus einer Jugendpsychiatrie hat einmal gesagt: „Eltern kriegen genau die Teenager, die sie verdienen.“ Wenn man sich die insgesamt 90 Aufklärungsminuten der ZDF-Autoren Katharina Gugel und Ulf Eberle angesehen hat, stellt man fest: Im Vorteil sind die, die starke Nerven haben.
Am Ende noch eine Empfehlung für alle Mädchen-Eltern: Sie sollten diese Doku unbedingt anschauen, denn sie werden erleichtert erkennen, dass auch Jungs zickenhafte Züge zeigen. Vielleicht ein kleiner Trost bei all dem Zoff um pink gefärbte Haare, knallende Türen und kreischende Mädels.