Sie werden von Tausenden Menschen auf der Bühne bejubelt, ihre Alben verkaufen sich millionenfach: Umso größer ist der Aufschrei, wenn Rock-Stars im Privatleben eine dunkle, mörderische und grausame Seite offenbaren.
Der Vorwurf wiegt schwer: AC/DC-Drummer Phil Rudd (60) soll einen Auftragskiller angeheuert haben, der zwei Menschen töten sollte. Derzeit befindet sich der Australier gegen Kaution auf freiem Fuß, nächster Gerichtstermin ist am 27. November. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine lange Haftstrafe. Rudd wäre nicht der erste berühmte Rock-Star, der für ein (in diesem Fall versuchtes) Verbrechen ins Gefängnis wandert. Einige besonders drastische Fälle:
Die Akte Phil Rudd erinnert in den Grundzügen an den Fall von Tim Lambesis. Der Sänger der US-Metalcore-Band As I Lay Dying wurde Mitte 2014 zu sechs Jahren Haft verurteilt, weil er einen Auftragskiller angeheuert hatte, um seine Ex-Frau ermorden zu lassen. Was der Sänger nicht wusste: Der vermeintliche Mörder war ein verdeckter Ermittler, weshalb Lambesis Plan durchgekreuzt und er festgenommen wurde. Als Beweggründe für die vereitelte Tat gab er vor Gericht an, dass seine Frau nach der Trennung seinen Kontakt zu den drei adoptierten Kindern sehr eingeschränkt habe. Zudem sei er sehr verärgert darüber gewesen, dass sie nach einer Scheidung Anspruch auf sehr viel Geld von ihm gehabt hätte. Sein Anwalt versuchte sein Verhalten damit zu erklären, dass Lambesis durch den Konsum von Steroiden nicht er selbst gewesen sei.
Für Aufsehen sorgte auch der Fall um Bertrand Cantat, den Sänger der französischen 80er-Jahre-Band Noir Désir, die mit mehreren hunderttausend verkauften Alben zu den wichtigsten Vertretern der französischen Rock-Musik zählen. 2003 erschlug Cantat bei einem Streit in einem Hotel in Litauen seine Freundin Marie Trintignant, eine bekannte französische Schauspielerin. Ein Gericht verurteilte ihn später zu acht Jahren Haft, 2007 wurde Cantat wegen guter Führung vorzeitig entlassen. In einem Interview mit der Musikzeitschrift „Les Inrockuptibles“ sagte er 2013, er habe bis heute nicht verstanden, was in jeder Nacht passierte. „Ich erinnere mich nicht, in welchem Zustand wir uns befanden, weder emotional noch körperlich.“
Nie aufgeklärt wurde der Mord an Nancy Spungen. Die erstochene Frau wurde 1978 neben dem unter Drogen stehenden Sex Pistols-Frontmann Sid Vicious gefunden. Anfang 1979 wurde der Sänger und Bassist wegen Mordverdachts festgenommen, kurze Zeit später gegen Kaution jedoch wieder freigelassen. Nur einen Tag später starb die Punk-Ikone an einer Überdosis. Seine Mutter behauptete später, sie haben ihrem Sohn auf dessen Wunsch das tödliche Gemisch injiziert, da dieser Angst vor dem Gefängnis gehabt habe. Der Mord an Spungen wurde nie endgültig aufgeklärt.
Erst Mitte dieses Jahres wurde auch Glam-Rocker Gary Glitter (70, „All That Glitters“) von seiner Vergangenheit eingeholt. Der Musiker wurde in Großbritannien wegen acht Fällen von Kindesmissbrauch angeklagt, wie unter anderem der „Guardian“ berichtete. Die Übergriffe, die ihm zur Last gelegt werden, sollen sich in den Jahren 1977 bis 1980 zugetragen haben und Mädchen von damals 12 bis 14 Jahren betreffen. Unter anderem geht es um mehrere Fälle von sexueller Nötigung, einmal soll er ein Mädchen unter Drogen gesetzt haben, um Sex mit ihr zu haben. Der ehemalige Rockstar ist einschlägig vorbelastet: 1999 wurde er in Großbritannien wegen des Besitzes von Kinderpornografie zu vier Monaten Haft verurteilt. Danach setzte er sich nach Kambodscha ab, von wo er 2002 wegen des Verdachts auf Kindesmissbrauch nach Vietnam abgeschoben wurde. Dort wurde er 2005 wegen weiterer Vorwürfe verhaftet, und kam schließlich nach Entschädigungszahlungen an die Familien seiner Opfer mit einer milden Strafe von drei Jahren Haft davon. Nach Verbüßung der Strafe wurde er 2008 wieder nach Großbritannien deportiert.
Schockierend war auch der Prozess gegen den einst umjubelten Frontmann der walisischen Rockband The Lostprophets. Ian Watkins wurde 2013 wegen sexuellem Missbrauch an Kindern im Alter von unter 13 Jahren in 13 Fällen zu 35 Jahren Haft verurteilt.