Der emeritierte Papst Benedikt ist am Donnerstag in den Vatikan zurückgekehrt. Der 86 Jahre alte Joseph Ratzinger wohnt in Zukunft in einem eigens für ihn umgebauten früheren Kloster in den vatikanischen Gärten. Das von Blumenrabatten und Gemüsebeeten umgebene Gebäude dürfte der ideale Ort sein, um den Lebensabend zu verbringen.
Vatikanstadt.
Nach seiner Rückkehr in den Vatikan erwartet den zurückgetretenen Papst Benedikt XVI. ein Rentnerdasein in klösterlicher Ruhe, für das sein Vorgänger Johannes Paul II. Vorsorge traf: Im Jahr 1992 ließ der Pole in den vatikanischen Gärten das Klausurkloster Mater Ecclesiae bauen, in dem über Jahre hinweg Schwestern verschiedener Orden aus aller Welt lebten.
Nach der Rücktrittsankündigung Benedikts XVI. wurde das Gebäude renoviert. Nun gibt es im Vatikan die ungewöhnliche Situation, dass der neue Papst Franziskus und sein Vorgänger zeitgleich in dem Kirchenstaat leben.
Klosterruhe mit seltenen Rosen und Gemüsegärten
Für Benedikt XVI., der in seiner knapp achtjährigen Amtszeit stets größten Wert auf regelmäßige Spaziergänge in den vatikanischen Gärten legte, dürfte das von Blumenrabatten und Gemüsebeeten umgebene Gebäude der ideale Ort sein, um den Lebensabend zu verbringen.
Dort blühen unter anderem zwei seltene Rosenarten – die rosafarbene Beatrice d’Este und die weiße Giovanni Paolo II. An Lebensmitteln liefern die Gärten etwa Paprika, Zucchini und Kohl. An den Bäumen des Gartens wachsen Zitronen und Orangen.
In dem dreistöckigen Gebäude gibt es in den oberen Etagen zwölf Zellen. Sie sind spärlich eingerichtet, mit hölzernen Kruzifixen und religiösen Gemälden an den Wänden. Im Erdgeschoss des Hauses befinden sich neben einer Kapelle ein Wohn- und Aufenthaltsraum, eine Bibliothek sowie eine Küche. Seit seinem Rücktritt lebte Benedikt XVI. zunächst in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo nahe Rom. In Mater Ecclesiae gibt es dem Vatikan zufolge nun auch ein Zimmer für seinen Bruder Georg Ratzinger.
Benedikt XVI. „wird kein Einsiedler“
Dass Benedikt XVI. in Mater Ecclesiae ein völlig zurückgezogenes Leben führen wird, glaubt Vatikansprecher Federico Lombardi nicht. „Ich gehe nicht davon aus, dass er zum Einsiedler wird“, sagte Lombardi wenige Tage vor dem Rücktritt des katholischen Kirchenoberhauptes am 28. Februar.
Der inzwischen 86-Jährige habe „oft gesagt, dass er sein hohes Alter dem Schreiben und Studieren widmen will“. „Ich denke, das wird er auch tun“, sagte Lombardi und fügte hinzu: „Das ist eine noch nie dagewesene Situation, wir werden sehen, was passiert.“
Benedikt XVI. selbst gab an, er wolle „von der Welt zurückgezogen“ leben. Bei seinem letzten traditionellen Angelus-Gebet vor dem Rücktritt sagte er vor zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz: „Gott hat mich gerufen, auf den Berg zu steigen, um mich noch mehr dem Gebet und der Meditation zu widmen.“ Bei dem Berg handelt es sich um den Vatikanhügel, auf dem das Klostergebäude steht und von wo aus Benedikt XVI. einen guten Blick auf die Peterskirche und auf Rom hat. (afp/dpa)