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Wie der Familienurlaub nicht zum Horror wird

Wie der Familienurlaub nicht zum Horror wird

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Foto: STEINSEIFER, Frank

Berlin. Ferien mit der Familie können zum Horror werden. Vor allem dann, wenn alle unter einem guten Urlaub etwas anderes verstehen. Um Dauerstreit zu vermeiden, empfiehlt es sich, den Urlaub frühzeitig und gemeinsam zu planen. Eltern müssen aber nicht komplett hinter dem Nachwuchs zurückstehen.

Eine Familie, viele Meinungen: Spätestens, wenn die Kinder aus dem Vorschulalter heraus sind, entwickeln sie ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen. Das wird dann auch bei der Planung des gemeinsamen Urlaubs deutlich. Und so kann es sein, dass der Sohn im Teenageralter dorthin will, wo etwas los ist, die kleinere Schwester aber auf den Bauernhof, die Mutter will wandern und der Vater liebt Museumsbesuche.

Theoretisch könnten natürlich die Eltern alleine bestimmten, wo es hingehen soll. Karin Jacob, Erziehungs- und Familienberaterin im SOS-Familienzentrum Berlin, rät jedoch davon ab, Urlaubsziel und Urlaubsart über den Kopf der Kinder hinweg festzulegen. Nicht nur, um eventuellen Dauerstreit zu vermeiden. «In einer Familie sollte man sich generell frühzeitig zusammensetzen und darüber beraten, wie die nächsten Ferien gestaltet werden können», sagt sie.

Eltern dürfen auch Wünsche äußern

Dabei sollten alle Familienmitglieder ihre Wünsche äußern, auch die Eltern. Denn es sei ebenso nicht empfehlenswert, die gemeinsame Zeit vollends an den Bedürfnissen des Nachwuchses auszurichten, mahnt Jacob: «Auch die Erwachsenen haben ein Recht auf Erholung und Entspannung, das sie sich nehmen sollten.» Schließlich müssen sie nach dem Urlaub wieder den Alltag bewältigen können.

Um Enttäuschungen zu vermeiden, sollten die Eltern allerdings gleich am Anfang klarstellen, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Und es stattdessen darum geht, den größten gemeinsamen Nenner zu finden, damit alle etwas vom Urlaub haben. Es gilt also Kompromisse zu finden. Und das sei meistens gar nicht so schwierig, meint Jacob: «Es ist erstaunlich, wie vernünftig Kinder reagieren können, wenn sie an solchen Entscheidungen beteiligt werden.»

Eine Möglichkeit, ein Urlaubziel allen schmackhaft zu machen, kann zum Beispiel darin bestehen, bestimmte Abmachungen zu treffen. Zum Beispiel, dass jeder mal einen Tag lang über das Programm bestimmen darf. Je mehr die Kinder einbezogen werden, desto weniger rebellieren sie. Das kann sogar bei Städtereisen klappen, bei denen Jugendliche oft schon nach zwei Stunden anfangen zu maulen. Drückt man ihnen dagegen vorher einen Reiseführer in die Hand mit der Aufgabe, die Stadtbesichtigung auszuarbeiten, werden die Sehenswürdigkeiten mit viel mehr Begeisterung abgeklappert, weiß Jacob aus Erfahrung.

Auch ein abgespeckter Urlaub kann Spaß machen

Balkonien oder Ostsee statt Spanien – manchmal muss der Urlaub aus Zeitmangel oder finanziellen Gründen abgespeckt werden. Wenn sich an bereits bestehenden Urlaubsplänen etwas ändert oder ein Versprechen aus dem letzten Jahr nicht eingehalten werden kann, sollte man das nicht zu lange für sich behalten. Ist der Nachwuchs noch jünger, mache ihm das in der Regel gar nicht so viel aus, beruhigt die Expertin: «Für die Kinder bedeutet Urlaub vor allem, mehr Zeit als üblich mit ihren Eltern zu verbringen und gemeinsam viel zu unternehmen.» Wo das stattfinde, sei den meisten dabei ganz egal. Jacob empfiehlt daher, den Kindern gegenüber offen zu sein und die Änderungen in der Urlaubsplanung rechtzeitig anzusprechen.

So ganz ohne Enttäuschung wird das zwar wohl nicht vor sich gehen. Diese wird sich aber in Grenzen halten, wenn bald mit der Planung für Unternehmungen begonnen wird, die dann eben entweder von zu Hause aus oder am neuen – vielleicht auf den ersten Blick weniger attraktiven – Urlaubsziel unternommen werden können. Und auch Teenager können bestimmt mit Kinobesuchen oder einem Open-Air-Konzert entschädigt werden – im Sommer gibt es viele Veranstaltungen mit freiem Eintritt. (ddp)