Oben ohne auf der Piste? Das ist out. Die Bereitschaft, beim Skifahren einen Helm zu tragen, wird immer größer. Das hängt auch mit den viel besprochenen Unfällen des Politikers Dieter Althaus und des ehemaligen Formel-1-Fahrers Michael Schumacher zusammen. Auf was man bei einem Skihelm achten muss, erklärt der TÜV-Experte Ralf Diekmann.
Köln.
Oben ohne auf die Piste? Das kann nicht nur kalt, sondern auch gefährlich werden. Die meisten Wintersportler nehmen sich das inzwischen zu Herzen. Der Deutsche Skiverband geht davon aus, dass 70 bis 80 Prozent der Skifahrer einen Helm tragen.
Diese Bereitschaft hängt auch mit zwei ausführlich öffentlich besprochenen Unfällen zusammen: Kurz nachdem der damalige thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus am Neujahrstag 2009 in Österreich schwer verunglückt war, sprachen Sportartikelhändler vom „Althaus-Effekt“. In vielen Geschäften waren Skihelme plötzlich ausverkauft. Wer sich weiterhin ohne Kopfschutz auf die Piste traute, wurde erst kürzlich ein weiteres Mal zum Nachdenken gebracht – durch das Schumacher-Unglück.
Seit Jahren wird über eine Helmpflicht für Skifahrer diskutiert. Als eines der ersten Länder hat Italien diese vor acht Jahren eingeführt, allerdings nur für Kinder und Jugendliche bis 14. Andere, darunter Österreich, zogen nach. Bis es eines Tages womöglich flächendeckende Regeln geben wird, setzen der Deutsche Skiverband und Experten aus Sport und Medizin auf die Einsicht der Skifahrer.
Die meisten Lehrer haben sie längst auf ihrer Seite. Wenn in diesen Tagen viele Schulklassen zu ihren Skifreizeiten aufbrechen, dann dürfte jeder Schüler einen Helm im Reisegepäck haben und längst wissen: Auf der Piste ist die Mütze out.
Welche Helme gibt es?
Unterschieden wird zwischen Modellen der Klassen A und B. A heißt, der Helm reicht auch über Schläfen und Ohren, „er bietet einen größeren Durchdringungsschutz, wenn beispielsweise von der Seite ein Skistock kommt“, sagt Ralf Diekmann, Experte vom TÜV Rheinland. Bei B-Helmen ist die Schale etwas kleiner, dafür hört man damit besser und die Belüftung ist oft angenehmer.
Ist mein Modell sicher?
Die Norm EN 1077 und die CE-Kennzeichnung müssen zu sehen sein. Wenn dann noch das GS-Zeichen für „geprüfte Sicherheit“ auftaucht, erfüllt der Helm die wichtigsten Voraussetzungen. Das bedeutet nämlich, dass er schon einiges hinter sich hat. Bevor ein neues Produkt auf den Markt darf, wird ihm böse mitgespielt. Der TÜV bezeichnet sich als „größtes Helmtest-Haus Europas“. Hier fliegen die Skihelme tief. „Im Sicherheitstest wird jedes Modell aus 1,50 Meter Höhe auf einen Amboss fallen gelassen“, erklärt Ralf Diekmann. Dabei kann die Außenschale durchaus kaputt gehen. „Entscheidend ist, dass der Helm zwei Aufschläge aushalten muss.“ Denn das entspricht der Realität vieler Stürze auf und abseits der Piste. Bei dem Test wird auch darauf geachtet, dass der Kopfschutz Temperaturen zwischen minus 25 Grad und Zimmerwärme sowie UV-Einstrahlungen mitmacht und nicht spröde wird. Damit werden im Labor eiskalte Januartage auf dem Gletscher und warme Firnwochen im Frühjahr durchgespielt.
Fallen auch Helme durch?
Ja und zwar nicht wenige. „30 bis 50 Prozent der neuen Modelle schaffen die GS-Sicherheitsprüfung nicht im ersten Anlauf“, sagt Diekmann und findet das gar nicht verwunderlich: „Es geht hier um sehr leichtes Material, das eine enorme Schutzwirkung leisten muss. Das ist nicht einfach.“ Gerade bei Prototypen müssten sich die Hersteller erst heranarbeiten.
Wie viel muss ich ausgeben?
Gute, geprüfte, sichere Helme der Klasse A beginnen bei etwa 45 Euro – dabei handelt es sich dann vielleicht nicht um das neueste Modell und auch nicht um das schickste, aber das Reiseziel ist ja auch nicht der Laufsteg, sondern der Schnee. Klasse-B-Helme beginnen bei etwa 30 Euro. Wer nicht weiß, wo er sein Geld lassen soll, der könnte über den Bogner-Entwurf Crystograph nachdenken, der mit 20 000 Swarovski-Kristallen besetzt ist. Rund 15 000 Euro werden für das Bling-Bling-Ding fällig.
Und was ist mit Leihhelmen?
Die meisten Verleiher von Skiausrüstung arbeiten sehr professionell, betont TÜV-Sprecher Ralf Diekmann. Er rät trotzdem, lieber Geld in einen eigenen Helm zu investieren. Denn: „Sobald es zu einem Sturz gekommen ist, sollte ein Helm grundsätzlich ausgetauscht werden. Das Innenleben, die Schale und die Styroporschicht harmonieren nur, wenn alles in einem optimalen Zustand ist.“
Bei einem Leihhelm könne man nie ganz sicher sein, ob dieser nicht doch schon einen Sturz mitgemacht hat. Wenn darauf Kratzer zu sehen sind, weiß man nicht, ob die vom dichten Gedränge in den Après-Ski-Hütten stammen oder ob ein früherer Träger vielleicht kopfüber den Hang hinuntergesegelt ist.