Wie sich Helmut Kohls Chauffeur von ihm verabschieden wollte
Eckhard Seeber war Helmut Kohls treuer Fahrer
Verabschieden konnte er sich von seinem ehemaligen Chef jedoch offenbar nicht
Oggersheim/Ludwigshafen.
Er war Helmut Kohls treuer Begleiter auf deutschen Straßen: Sein Chauffeur Eckhard Seeber fuhr Kohl während seiner Amtszeit als Bundeskanzler quer durch Deutschland. Als Seeber die Nachricht von Kohls Tod ereilte, machte er sich noch ein letztes Mal auf den Weg zu seinem ehemaligen Chef. Seeber hatte gehört, dass Kohl in seinem Haus aufgebahrt lag.
Er wollte sich von ihm verabschieden. Vor dessen Ableben hatte er Helmut Kohl lange Zeit nicht gesehen. Denn im Februar 2008 sei er plötzlich gekündigt worden, wie „Zeit Online“ berichtete. Und bis heute wisse Seeber nicht, warum. Und ob sein alter Dienstherr diese Kündigung befohlen hatte.
Der Chauffeur wurde ganz plötzlich gekündigt
Die Ereignisse, die im Folgenden geschildert werden, sind nicht von unabhängigen Seiten bestätigt worden. In jenem Februar vor neun Jahren habe Helmut Kohl seinen Chauffeur angerufen. „Ecki, komm sofort“, habe er ihn gebeten. Helmut Kohl war auf der Treppe seines Hauses gestürzt. Als Seeber dort ankam, fuhr er seinen Chef ins Krankenhaus. „Dies war meine letzte Fahrt mit Doktor Kohl“, sagt Seeber der „Zeit“.
Denn Kohls Ehefrau Maike Kohl-Richter habe angeordnet, Seeber solle in Rente gehen. Und der Chauffeur tat, was ihm befohlen worden war. Bis heute frage er sich, ob Kohl selbst für die Kündigung verantwortlich ist, ob er davon gewusst hat.
Fragen, die nun unbeantwortet bleiben werden. Und auch bei dem geplanten Abschied von seinem ehemaligen Chef ereignete sich der „Zeit“ zufolge Seltsames. Als Seeber vor Kohls Tür stand, um den aufgebahrten Leichnam des Ex-Bundeskanzlers noch ein letztes Mal zu sehen, habe Kai Diekmann, ehemaliger Bild-Chefredakteur und Trauzeuge Kohls, ihm die Tür geöffnet.
Bei der Begrüßung habe Diekmann Seeber gefragt, ob sein Besuch angemeldet sei. Der ehemalige Chauffeur verneinte. Ein weiteres Gespräch zwischen Diekman und Seeber sei nicht zustande gekommen, da Maike Kohl-Richter bei Seebers Anblick geschrien habe. Wer hat Sie bloß hier reingelassen, habe sie gerufen.
Nun fährt Seeber Helmut Kohls Enkel
Während Kohls Witwe Seebers Schilderungen zufolge die Fassung verlor, sei Diekmann ruhig geblieben. Dann sei die Tür ins Schloss gefallen. Tränen müsse Seeber jedoch nicht vergießen, sagt er: „Nicht mehr. Ich werde es auch nicht noch einmal versuchen. Für mich ist die Sache abgeschlossen.“ Neben Seeber hatte zuletzt Helmut Kohls Sohn Walter in Begleitung seiner Kinder versucht, erneut das Haus der Familie Kohl zu betreten. Auch er war abgewiesen worden.
Seeber arbeitet immer noch als Chauffeur. Unter anderem fährt er Helmut Kohls Enkel. „Irgendwie schon schön“, sagt Eckhard Seeber heute, „die Räder drehen sich wieder rund.“ (leve)