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„Wilsberg“ Leonard Lansink wird Märchenkönig in der ARD

„Wilsberg“ Leonard Lansink wird Märchenkönig in der ARD

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Foto: WDR/Kai Schulz
Vom kriminalisierenden Antiquar zum Märchenkönig: Das nennt man wohl Karriere. Das Fernsehen macht’s möglich. Wir waren am Set in Engelskirchen.

Engelskirchen. 

Schloss Ehreshoven in Engelskirchen. Über 500 Jahre lang haben hier Angehörige der Familie von Nesselrode residiert. In den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde es zum Wohnsitz für alleinstehende adlige Damen. Jetzt ist wieder ein König eingezogen – zumindest kurzzeitig. König Christoph heißt er und hat große Ähnlichkeit mit TV-Ermittler „Wilsberg“. Was vor allem daran liegt, dass der WDR Leonard Lansink für Verfilmung des Märchens „Die Salzprinzessin“ engagiert hat.

Es ist das 39. ARD-Märchen

Draußen plätschert der oberbergische Landregen in die vorbeifließende Agger, drinnen im Schloss stehen Soldaten in historischen Uniformen neben jungen Menschen in Jeans und Turnschuhen und schweigen. „Ruhe bitte“, hat jemand im ersten Stock gerufen, „wir drehen.“ Kurz zuvor haben die Mitarbeiterinnen der Presseabteilung noch mahnende Worte in die Herzen der Fotografen gesenkt: „Nichts auf die Möbel stellen.“

Ist nämlich alles echt hier. Und alt. Manchmal sehr alt. „Deshalb sind wir sehr sehr vorsichtig“, flüstert Produzent Martin Hofmann. Ein Prinzip, das sich offenbar bewährt hat bei den bisher 38 Märchen, die die ARD in den vergangenen Jahren in ihrer Weihnachtsreihe „Sechs auf einen Streich“ verfilmt hat. „Wir sind jedenfalls in jedem Schloss wieder willkommen, in dem wir gedreht haben“, sagt Hofmann.

Nun also Märchen Nr. 39. „Die Salzprinzessin“. „Ja“, räumt die zuständige Redakteurin Brigitta Mühlenbeck ein, „das ist jetzt nicht das bekannteste Märchen der Gebrüder Grimm. Aber die Geschichte ist trotzdem gut.“ Sie erzählt – jetzt etwas verkürzt – von einem alten Regenten, der diejenige seiner drei Töchter zur Thronfolgerin machen will, die ihm die schönste Liebeserklärung macht. Worauf ihn die Jüngste mit einem schlichten Salzkristall vergleicht und daraufhin bei Hofe rausfliegt. Bis der Papa merkt, wie wichtig Salz doch sein kann. „Dramatisch“ und „romantisch“ sei das, schwärmt Mühlenbeck, und damit auch die Liebe nicht zu kurz kommt, haben sie beim WDR noch einen charmanten jungen Prinzen „aus einem fernen Land“ eingebaut, den es in der Grimmschen Vorlage nicht gibt.

Die Kundschaft von morgen

Elvis Clausen spielt ihn, Berliner mit ghanaischen Wurzeln und bisher vor allem Fans der Soap „Unter Uns“ ein Begriff. Er hat sofort zugesagt, denn: „Die historischen Kostüme, die Sprache – es ist schon etwas besonderes, in einem Märchenfilm dabei zu sein.“ Leonie Brill („In aller Freundschaft – die jungen Ärzte“), die die weibliche Hauptrolle übernommen hat, setzt noch einen drauf. „Jede junge Schauspielerin will einmal eine Prinzessin spielen.“

Producerin Julia Sturm hat solche Begeisterung schon oft erlebt. „Die meisten Schauspieler mögen Märchen.“ Auch Leo Lansink hat nach eigener Aussage nicht lange überlegt, als man ihm die Königsrolle angeboten hat. „Ich habe mich gefragt, ist da was zu spielen, habe das Drehbuch gelesen und festgestellt, dass da was zu spielen ist“, verrät er in einer Drehpause. Nun steht er da, schaut manchmal noch auf die prunkvolle Uniform mit Schärpe und Epauletten, in die sie ihn gesteckt haben und wundert sich, „dass Menschen früher so etwas getragen haben“. Andererseits, hat er festgestellt, kaschiert so eine Uniform kleine Unzulänglichkeiten: „Macht ‘ne gute Figur.“

Grundsätzlich hat er ohnehin keine Probleme, in einem Märchen mitzuspielen. Zum einen, weil er den Begriff Märchen recht weit fasst: „,Herr der Ringe’, ,E.T.’, das sind doch alles Märchen, nur in modernerer Form.“ Zum anderen, weil er in Sachen Zielgruppe nach vorne blickt. „Die Kinder, die man mit einem Märchen erreicht, sind doch die Kunden von morgen.“