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Wirt aus „Lindenstraße“ liebt Arbeit – und Mutters Bohnen

Wirt aus „Lindenstraße“ liebt Arbeit – und Mutters Bohnen

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Foto: dpa
Die Lindenstraße feiert am Sonntag. Dann läuft die 1500. Folge. Ein Mann der ersten Stunde ist Hermes Hodolides, besser bekannt als Vasily Sarikakis. Im Interview erzählt er von seiner Liebe zur Arbeit, zum Handwerk und zu Mutters Bohnen.

Köln. 

Die „Lindenstraße“ feiert am Sonntag, 18.50 Uhr, ein seltenes Jubiläum. Dann strahlt das Erste die 1500. Folge aus. Mit dabei: Hermes Hodolides (50) als griechischer Wirt Vasily Sarikakis. Jürgen Overkott sprach mit ihm.

Köln-Bocklemünd. Hollymünd, wie sie beim WDR gern sagen. Ein riesiger, schmuckloser Komplex von Flachbauten, direkt an der A 1. Ein Teil davon sind die Studios der Lindenstraße. Im Innenhof sitzt, bei spätsommerlichem Sonnenschein, Hermes Hodolides an einem Tisch. Er wirkt nachdenklich, bedächtig, fast melancholisch. Er spricht langsam und leise.

Sie sind bei der „Lindenstraße“ ein Mann der ersten Stunde. Wie sind Sie zu der Serie gekommen?

Hermes Hodolides: Durch ein Casting. Horst Scheel hat für die „Lindenstraße“ einen Griechen als Schauspieler gesucht. Ich habe damals in einer Kneipe gearbeitet; mein Chef, ebenfalls ein Grieche, war in Köln ziemlich bekannt. Scheel kam also in die Kneipe rein, wollte etwas trinken, ich weiß nicht mehr genau, was. Er sprach mich an und wollte eigentlich den Chef haben. Aber mein Chef hatte weder Zeit noch Interesse, sondern meinte: „Hier, nehmen Sie doch den Jungen.“ Es kam zu einer Probeaufnahme, und zwischen (Regisseur, Drehbuch­Autor und Produzent) Hans Geißendörfer und mir hat es gepasst. Eigentlich wollte ich gar kein Schauspieler werden…

…sondern?

Hodolides: Ich bin nach meiner Militärzeit in Griechenland nach Deutschland gekommen, um in Düsseldorf zu studieren.

„Keiner wusste, dass es eine Lebensaufgabe werden würde“

Welchen Studiengang haben Sie belegt?

Hodolides: Malerei. Ich hatte mich bei der Kunstakademie Düsseldorf beworben. Ja, und dann kam die Serie, es war ein guter Job. Aber keiner wusste, dass es eine Lebensaufgabe werden würde.

Hatten Sie Schauspiel­-Erfahrung?

Hodolides: Ja, schon. Ich hatte in Thessaloniki eine Schauspielschule besucht, für ein Jahr.

Bei Soaps wechseln Schauspieler schnell; Sie sind geblieben. Warum?

Hodolides: Irgendeiner muss ja bleiben. Ich gehöre zum Stamm. (lacht) Habe ich jetzt den Mund zu voll genommen?

Können Sie in Köln gefahrlos auf die Straße gehen?

Hodolides: Inzwischen schon. In den ersten Jahren war es anders. Es war prickelnder, aber auch nicht immer angenehm. Heute hat sich das entschärft. In einer Film­ und Fernsehstadt wie Köln gibt es eine hohe Promi­-Dichte.

Wie hat das Publikum auf Ihre Figur (der griechischer Restaurant­Betreiber Vasily Sarikakis) reagiert?

Hodolides: Gut, sehr gut. Dabei hatte ich am Anfang gar keine Lust, vor der Kamera zu stehen. Ich fand es absurd, mich zur Schau zu stellen, völlig unpassend. Es entsprach nicht meinem Charakter.

„Zwischenzeitlich wurde ich beschimpft“

Ich vermute, Sie sind eher ein zurückhaltender Typ.

Hodolides: Ja, ja. Ich bin zurückhaltend – und einer, der lieber handwerklich arbeitet. Aber ich habe inzwischen gelernt, dass die Arbeit mit der Linse eine eigenartige Sache ist; es steckt eine Art Metaphysik dahinter. Schauspielerei hat etwas mit Leistung zu tun, zur Wirkung gehört aber auch etwas, was mit Leistung gar nichts zu tun hat. Es geht nicht darum, was man macht, sondern es geht auch darum, was man ist. Das steckt in einem drin. Es ist immer da. Aber genau das ist es, was entscheidend dafür ist, ob einen die Zuschauer mögen oder nicht.

Mag Sie das Publikum?

Hodolides: Ja, auf jeden Fall. Obwohl ich zwischenzeitlich beschimpft wurde, weil man mir oder besser: meiner Figur vorgeworfen hat, dass ich meine Frau nicht gut behandelt habe. Ich habe als Charakter fiese Sachen gemacht. Aber wer ist schon perfekt?

Wie haben Sie sich die Rolle erarbeitet?

Hodolides: Ich versuche, meine Rolle zu verstehen. Ich versetze mich in meinen Charakter hinein und spüre dann Sachen, die einem weh tun. Wenn Du das nicht tust, ist eine Distanz zu Deiner Rolle spielen. Das kannst Du vielleicht im Theater machen, beispielsweise bei Brecht, aber vor der Kamera geht das nicht.

„Am liebsten würde ich alles alleine machen“

Haben Sie jenseits der „Lindenstraße“ Zeit, Ihr handwerkliches Talent auszuleben?

Hodolides: Ich habe schon -­zig Wohnungen ab­ und aufgebaut. Am liebsten arbeite ich mit Holz. Aber ich kann auch Trockenbau und noch mehr.

Sind Sie der handwerkliche Alles-­Experte?

Hodolides: Ja. Ich würde am liebsten alles alleine machen. Aber irgendwann merkst Du, vor allem Du die 50 erreichst hast, dass das nicht mehr geht.

Woher kommt die Liebe zum Handwerk?

Hodolides: Mein Vater war Schuster. Ich weiß nicht, ob er seinen Job geliebt hat, aber er hat ihn sein ganzes Leben lang gemacht. Ich glaube, so etwas bleibt in den Genen. Und wenn ich etwas mache, dann richtig.

Sind Sie ein Perfektionist?

Hodolides: In gewisser Weise schon. Ich würde es schon fast als Krankheit bezeichnen. Aber ich sehe es als gutes Zeichen des Älterwerdens, dass man irgendwann merkt, dass man es nie perfekt genug machen kann, und dann gibt man sich mit weniger zufrieden – und findet es auch gut so.

„Mein Lieblingsessen ist Bohnensuppe“

Sie haben mit Ihrer Rolle unheimlich viel Werbung für die griechische Küche gemacht. Was essen Sie selbst am liebsten?

Hodolides: Die griechische Küche natürlich, wobei ich sagen muss, ich esse kein Fleisch. Ich mag natürlich auch andere Küchen, die italienische zum Beispiel oder auch die asiatische.

Was ist Ihr Lieblingsgericht?

Hodolides: Neben Fisch die griechische Bohnensuppe Fosalada. Aber nicht aus der Dose! Es müssen die richtigen Bohnen sein. Verrückterweise waren Bohnen früher das Essen der Armen, inzwischen aber sind gute Bohnen so begehrt, dass sie teurer als Fleisch sind. Also, mein Lieblingsessen ist Bohnensuppe, und zwar so, wie meine Mutter sie gemacht hat.