Veröffentlicht inPanorama

Wiso-Moderator hält Verbraucher für naiver als früher

Wiso-Moderator hält Verbraucher für naiver als früher

239715023980008.jpg
WISO Foto: ZDF
ZDF-Wiso feiert 30. Geburtstag. Ein Gespräch mit Michael Opoczynski über das, was Verbraucher wünschen. Diese „Kunden“ seien übrigens heute längst nicht aufgeklärter als früher. Im Gegenteil – der Moderator hält sie für leichtgläubiger.

Mainz. 

Der Vorabend steht beim ZDF für Unterhaltung. Außer montags um 19.25 Uhr. Dann gibt das Verbrauchermagazin „Wiso“ Tipps. Und das Gesicht der Sendung ist Michael Opoczynski, der Silvester 65 wurde. Vor seinem Abschied vom ZDF sprach Jürgen Overkott mit ihm.

„Wiso“ wird 30 Jahre alt. Ein biblisches Alter im Fernsehgeschäft. Wieso hat sich die Sendung so lange gehalten?

Michael Opoczynski: Biblisches Alter? Was soll denn das heißen? Eine Sendung ist kein Lebewesen. Manche Sendungen, jung geschminkt, überstehen kein Jahr. Und Wiso ist nur scheinbar alt, weil Wiso von 1984 mit Wiso von 2013 nichts außer dem Namen gemein hat. Alles wurde geändert: Machart und Inhalte, Moderationen und Moderatoren, sendebegleitende Maßnahmen (von wiso.de bis zu Facebook). Deswegen ist Wiso ziemlich jung. Und erfolgreich. Mit einem zweistelligen Marktanteil auf der Erfolgsspur.

Sie sind ein Urgestein der Sendung. Wie haben Sie die Sendung verändert, und wie hat die Sendung Sie verändert?

Opoczynski: Ich habe immer versucht, die Änderungen voranzutreiben. Nicht stehenbleiben! Sonst verlieren wir unsere Kundschaft. Das Wort „Kunde“ habe ich im Blick auf Wiso immer gemocht, weil es den Blick verändert. Nicht Zuschauer. Nicht Verbraucher. Wenn man Kunden vor Augen hat, dann will man für die da sein, ihnen etwas bieten. – Ja, mich selbst hat die Sendung auch verändert. Wenn ich anfangs die Fragen nach Hilfe, Service, Beratung vielleicht nicht so ernst nahm, so hat sich das schnell verflüchtigt. Verbraucherjournalismus galt früher als so la la. Heute wird er ernst genommen, gelehrt und gelernt. Ich habe gelernt, Fragen von Zuschauern sehr ernst zu nehmen. Und sie zu beantworten.

Wie hat sich das Interesse der Zuschauer in all den Jahren verändert?

Opoczynski: Schwer zu sagen. Eigentlich nicht verändert. Denn die Wiso–Zuschauer haben zu Recht immer wieder Rat und Hilfe erwartet. Früher schon, heute mehr denn je. Früher gab es noch das Sparbuch und man bekam, na ja, schon irgendwie Zinsen. Heute ist das Sparbuch ein Verlustbringer. Insofern müssen wir mehr bieten als allgemeine Ratschläge wie „Leg was auf die hohe Kante“. Die Welt ist komplizierter geworden.

Inzwischen gibt es in den Medien, nicht nur im Fernsehen, einiges an verbrauchernaher Berichterstattung. Sind die Konsumenten kritischer geworden?

Opoczynski: Nein. Im Gegenteil. Leichtgläubiger. Sie klicken sich durch Vertragsbestimmungen, ohne sie zu lesen. Und später erschrecken sie. Sie geben Geld im Internet aus und wundern sich, wenn hinter dem glänzenden Store nur ein Betrügerladen steckt. Schon erstaunlich, wie leicht sich Menschen übers Ohr hauen lassen. Wir haben noch viel aufzudecken.

In welchen Fällen lassen Verbraucher alle Vorsicht fahren?

Opoczynski: Eine immer wieder funktionierende Falle verspricht „Steuer sparen“. Die Immobilie kann hässlich sein, überteuert, minderwertig. Als Steuersparmodell angeboten, lässt der Verbraucher alle Vorsicht fahren.

Ein wichtiges Element der Verbraucher-Berichterstattung ist der Vergleich von Preis und Leistung. Sind Sie ein Jäger der verlorenen Schätze?

Opoczynski: Ja! Ist doch ein schöner Job: Indiana Jones vom Lerchenberg…..!