Bauernhofcafés boomen. Viele Gäste kommen aus der Großstadt, sie genießen Natur und Ambiente. Landwirte bauen die Cafés als zweites Standbein und Einnahmequelle auf. Wir stellen Adressen zwischen Ruhrgebiet, Sauerland und Niederrhein vor.
Haltern.
Es riecht nach Stroh und frisch gebrühtem Kaffee. Ach was, es riecht nicht nur, es duftet. Auf der Terrasse vor einem großen Bauernhaus aus Backstein sitzen Gäste an rustikal gedeckten Tischen und haben die Wahl. Schauen sie auf ihren Kuchenteller oder lieber auf die Kuhweide gegenüber?
Wir befinden uns in Haltern-Lippramsdorf. Dort, wo es so ländlich ist, dass auf dem Ortseingangsschild auch „Bullerbü“ stehen könnte. Hausherrin Cornelia Arentz serviert ihren Gästen frisch gebackenen Obstkuchen. Ihr Mann Willi ist auf dem Feld. Damit liegen die Arentz’ voll im Trend.
Fünf Kaffeetassen als Bestnote
Neben ihrem Mastbetrieb oder ihren Feldern setzen Landwirte heutzutage gerne auf ein weiteres Standbein. Oft ist das ein Hofladen, in dem sie selbst produzierte Produkte verkaufen, bei anderen ist es ein Hofcafé, bei manchen auch beides.
„In vielen Betrieben hat sich das Café zu einer wichtigen Einnahmequelle entwickelt“, sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW. Gerade in Nordrhein-Westfalen laufen solche Betriebe gut, denn: „Hier treffen sehr viele Verbraucher auf verhältnismäßig wenige Landwirte. In Bayern sieht die Verteilung anders aus.“
Die Landwirtschaftskammer hat die Adressen ausgewählter Bauernhofcafés in NRW auf einer Seite im Internet zusammengetragen und bewertet: www.bauernhofcafes.de Die Bewertungen reichen bis zu fünf symbolischen Kaffeetassen.
Sie kümmert sich um das Café, er um Tiere und Felder
Beim Landwirte-Ehepaar Arentz in Haltern sind Hofladen und Café langsam gewachsen. Schweine raus, Café rein – so lief es nicht. „Mit der Direktvermarktung unserer Produkte haben meine Schwiegereltern Ende der 70er-Jahre begonnen, vor rund zehn Jahren haben wir dann noch ein kleines Café eröffnet und beides langsam ausgebaut“, erzählt Cornelia Arentz. Das Café ist ihre Leidenschaft, Ehemann Willi kümmert sich weiter hauptsächlich um die Tiere und die Felder. 2000 Schweine und 1000 Hühner wollen versorgt werden.
In einem so großen landwirtschaftlichen Betrieb steckt viel Arbeit. Zwölf-Stunden-Tage sind hier keine Ausnahme. Um noch Zeit für die Familie zu haben, wollen die Arentz’ ihr Café sonntags geschlossen zu lassen. Obwohl der beliebte Ausflugstag viel Kundschaft bringen würde. Kunden, die die Sehnsucht nach dem Land hierher treibt.
„Unsere Gäste sagen, dass es nichts Erholsameres gibt, als weidenden Kühen zuzusehen“, stellt Cornelia Arentz fest. Die Gesellschaft hat Appetit auf einen Happen Landleben: auf ein Westfälisches Frühstück mit luftgetrocknetem Knochenschinken, auf Sülze zum Mittagessen oder ein Schnitzel aus eigener Schlachtung, auf Erdbeeren vom Feld und Apfelkuchen aus der Bauernküche. Stadtmenschen lesen Zeitschriften wie die „Landidee“, sind in einem dauerhaften Erntedank-Fieber.
Viel Liebe, viel Aufwand
„Die Atmosphäre auf dem Hof verbinden viele Besucher mit Wahrhaftigkeit“, sagt auch Wolfgang König, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Recklinghausen. Doch ganz so idyllisch, wie es sich Großstädter vorstellen, geht es im Landgeschäft nicht zu. „Dauerhaft funktionieren nur Cafés, die mit Liebe und Aufwand betrieben werden“, sagt König.
Bauernhofcafés in Sauerland, Ruhrgebiet und am Niederrhein