In Hidden Hills bei Los Angeles verschanzen sich Promis und Reiche. Nicht alle sind begeistert vom Erfolg solcher „Gated Communities“.
Los Angeles.
Hinter den Bergen von Santa Monica in Kalifornien, inmitten eines Naturschutzgebietes, liegt eine wundersame Kleinstadt namens Hidden Hills. Fast jeden Tag scheint die Sonne,ganzjährig wuchern die Bananenstauden und die Palisanderholzbäume mit ihren blauen Blüten, um die Kolibris schwirren. 1852 Menschen leben in Hidden Hills. Alle sind reich. Die Villen sind ausschließlich im Landhausstil gebaut, 648 an der Zahl. Doch niemand hat Angst vor Einbrechern oder Überfällen. Derartige Kriminalität gibt es nicht. Nicht in Hidden Hills.
Denn das 4,3 Quadratkilometer große Paradies funktioniert durch knallharte Abschottung. Hidden Hills, 32 Kilometer von Los Angeles entfernt, ist eingemauert wie eine europäische Stadt im Mittelalter. An drei Pforten wird darüber gewacht, wer hineindarf. Paparazzi jedenfalls müssen draußen bleiben. Deswegen fühlen sich Prominente hier wie in einem Jagdschutzgebiet.
In Hidden Hills können sich Promis prima verstecken
Die frisch von Brad Pitt getrennte Angelina Jolie ist gerade mit ihren sechs Kindern in ein Anwesen gezogen, deren Pools eine Seenlandschaft simulieren – Wasserfall inklusive. Kim Kardashian, die hier mit Ehemann Kanye West wohnt, verschanzt sich derzeit hinter den schützenden Mauern, seit sie in Paris Opfer eines Raubüberfalls wurde. Ozzy und Sharon Osbourne leben hier, aber auch junge Popstars wie Miley Cyrus fühlen sich angezogen von dem laut Website „ursprünglichen Landleben, wie es aus Südkalifornien fast verschwunden ist“.
Der Rapper Drake nahm sogar in Kauf, dass seine Gäste bei einer Party fast nicht mehr hineingekommen wären, weil sein kommunal geregeltes Limit an Gästen bereits überschritten war. „Erinnern Sie sich an die Zeit, als die Vorstadt der Ort war, aus dem die Stars geflüchtet sind?“, wundert sich „Guardian“-Kolumnistin Sophie Heawood in einem Beitrag über Hidden Hills.
Schon 40 Prozent aller Neubauten in „Gated Communities“
Sogenannte Gated Communities, abgeriegelte Wohnsiedlungen, gibt es im Los Angeles County seit 1916. Bereits 40 Prozent der Neubauten liegen hier, auch in Europa sind sie auf dem Vormarsch. Doch Hidden Hills ist eine selbstverwaltete Stadt, mit eigenem Bürgermeister, Rat- und Gemeindehaus, Grundschule. Komplett abgeschirmte Städte gibt es selbst in den USA nur sechs.
Auch ein Gemeinwesen existiert in Hidden Hills: Im Sommer finden Barbecues statt, im Winter Feste mit Kunstschnee, es werden Kindertheater organisiert und Paraden zu den Feiertagen. Die Bewohner sind sich einig: Alle Zäune müssen weiß gestrichen sein. Straßenlaternen sind unerwünscht. Viele bewegen sich im Golfcart vorwärts. „Willkommen zu Hause. Drosseln Sie Ihr Tempo, entspannen Sie, achten Sie auf spielende Kinder und Pferde“, steht auf einem Schild.
Außerhalb der Mauern wird das Leben unsicherer
„Sicherlich ist Hidden Hills ein wunderschöner Ort“, sagt der Architekt Neal Payton. „Aber bei einer Stadt geht es nicht um Schönheit, es geht um Leben.“ Und dem öffentlichen Leben verschließe sich eine solche Gemeinde, die zugleich der Öffentlichkeit Raum nimmt. „Das ist undemokratisch“, sagt er.
„Wenn man einen Wohnraum abschirmt, kehrt man dem Gelände außerhalb den Rücken zu und kreiert ein Niemandsland.“ Das jenseits der Mauern liegende Gebiet werde dadurch unsicherer. Es finde kein Austausch zwischen den Bevölkerungsschichten statt: „Nur in nicht abgeschotteten Gemeinschaften kann das Leben fließen, dort passen die Leute aufeinander auf. Wir sollten miteinander leben und in Kontakt bleiben. Das macht eine Gesellschaft doch erst aus“, sagt Payton.
Auch in Hidden Hills gibt es Verbrechen
Die Paparazzi geben sich ohnehin nicht geschlagen. Sie versuchen ihre Abschüsse von den Reitwegen der umliegenden Hügel aus. „Man muss allerdings viel Abstand halten, weil man sonst von den Überwachungskameras gesehen wird und sofort Sicherheitsleute auftauchen“, sagt ein Fotograf. Jede Villa ist per Sprechanlage mit der Security verbunden.
Gänzlich verbrechensfrei ist Hidden Hills aber nicht. In der ansonsten blütenreinen Kriminalstatistik taucht im März 2016 eine Vergewaltigung auf. Was geschah, dringt nicht über die Mauern von Hidden Hills.