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ZDF-Krimireihe „Friesland“ ist ein filmischer Ostfriesenwitz

ZDF-Krimireihe „Friesland“ ist ein filmischer Ostfriesenwitz

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Foto: Guido Engels
Der zweite Teil der ZDF-Krimireihe „Friesland“ bemüht sich um Lustigkeit. Der Film ist eine Ermittlerkomödie mit allen möglichen Versatzstücken.

Essen. 

Ganz ohne Ostfriesenwitz geht es in „Familiengeheimnisse“ (ZDF, Samstag, 7. Februar, 20.15 Uhr) nicht, also bringen wir ihn schnell hinter uns: Wie bringt man die Besatzung eines Ostfriesen-U-Boots dazu, Wasser reinzulassen und sich selbst zu versenken? Einfach an der Tür anklopfen!

Das ZDF gibt mit der zweiten Folge seiner Krimi-Reihe „Friesland“ die Antwort auf die Frage: Wie versenkt man eine Krimikomödie?

Immerhin 6,5 Millionen Zuschauer folgten dem ZDF beim Debüt im Mai vergangenen Jahres an die Nordseeküste. Am Ende der Welt kurz vorm Deich in Leer ermittelte erstmals das Streifenpolizisten-Duo, bestehend aus dem eingeborenen Landei Jens Jensen (durchaus komödiantisch: Florian Lukas) und Multikultiaufsteigerin Süher Özlügül (wenig türkisch: Sophie Dal).

Drogendealer wie bei „Miami Vice“

Wieder kommt ein übermächtig erscheinende Gegenspieler der beiden Provinzler aus dem Establishment, diesmal in Form von Kommissar Jan Brockhorst, ein richtiges Ekelpaket mit Dreitagebart und großer Schnauze, aber auch mit Potenzschwierigkeiten. Dabei wollen Süher und Jens doch so gerne selber den Mörder von Moorleiche Felix finden, um mit einem Fahndungserfolg ihre Karriere weg vom Streifendienst zu befeuern.

Eine Krimikomödie mit leicht absurden Zügen und ein bisschen Slapstick soll „Friesland“ sein, und so bedient sich das ZDF aller möglichen Versatzstücke. Das amoralische Pärchen der beiden bösartigen Baller-Buben hat man bereits dutzendfach seit dem deutschen Kino-Hit „Knocking on Heavens Door“ gesehen.

Beim ZDF fahren sie einen für Drogendealer im Fernsehen unvermeidlichen Jaguar, tragen graue Glitzeranzüge mit T-Shirt wie Don Johnson vor 30 Jahren in „Miami Vice“ und brechen Finger mit Flaschenöffnern.

Kutterkapitän und Schmuggel-Koks

Das Drehbuch ist mehr als ausreichend absurd für den angedachten Zweck, kleines Beispiel: Sühers Vater heißt – das ist das „Familiengeheimnis“ – gar nicht Özlügül. Als illegal eingewanderter Kutterkapitän Kemal schmiss er zu „Miami-Vice“-Zeiten den Schmuggel-Koks der beiden bösen Buben über Bord, um heldenhaft gekenterte Bootsflüchtlinge auffischen zu können und dann von einem die Identität anzunehmen. 30 Jahre später sind die um ihren Koks geprellten Baller-Buben mit ihrem Flaschenöffner auf Rachefeldzug.

Leider wird es während er 90 Minuten weder richtig komisch noch richtig spannend. Kann auch nicht, denn die filmischen Anleihen an große Vorbilder sind szenenweise bemitleidenswert, die Schauspielerleistung zumeist auf Vorabendniveau. Nur Felix Vörtler als arrogant dahernäselnder Kommissar Jan Brockhorst ragt neben Florian Lukas heraus.

Im Bestattungsinstitut fliegen die Urnen

Früh keimt beim Zuschauer der Verdacht auf, dass Vater der Moorleiche etwas mit dem Tod des missratenen Sohns zu tun haben muss. Das herbe Friesland am Ende der Welt dient dem ZDF für all dies nur als Kulisse, der ebenso herbe Menschenschlag interessiert nicht. Insgesamt eindeutig zu wenig für die Prime-Time am Samstagabend.

Erst gegen Schluss nimmt die Regie ein bisschen Fahrt auf. Im Bestattungsinstitut Habedank fliegen die Urnen, und ein Hauch von schrägem Humor liegt in der Luft.

Fazit: Nur stellenweise lustige Krimikomödie mit geringer Originalität.