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ZDF-Star Hans-Werner Meyer fand vermisstes Mädchen

ZDF-Star Hans-Werner Meyer fand vermisstes Mädchen

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Foto: Getty Images
Manchmal hilft das wirkliche Leben bei TV-Rollen, und manchmal ist es umgekehrt. Hans-Werner Meyer, der in der ZDF-Reihe „Letzte Spur Berlin“ Vermisste sucht, fand ein verschwundenes Mädchen aus seiner Siedlung.

Berlin. 

Hans-Werner Meyer. Kann man mit so einem Allerweltsnamen berühmt werden? Und dann auch noch als Schauspieler? Falsche Frage. Hans-Werner Meyer legt es nicht auf Prominenz an. Der Mann geht seinen eigenen Weg, nicht ohne Erfolg. So einer wechselt nicht den Namen, nur weil er ein Markenzeichen braucht: „Vielleicht habe ich da eine Trotzhaltung“, sagt Meyer. „Ich weiß, dass Namen und Labels heute eine ungeheure Bedeutung haben. Aber ich kriege mich einfach nicht dazu, sie wichtig zu nehmen.“

Ein Satz, den auch Radek sagen könnte. Oliver Radek, Hauptkommissar in der Berliner Vermisstenstelle. Sympathischer Typ. Solide, männlich, konzentriert. Keiner von diesen Dicke-Hose-Ermittlern: „Er ist kein Tyrann, kein Boss“, sagt Meyer. „Aber diese Vermisstenstelle ist sein Lebenswerk. Er nimmt die Fälle persönlich. Er ist ein Getriebener. Aber ein sehr zivilisierter Getriebener.“ Seit Frühjahr 2012 geht Hans-Werner Meyer als Kommissar Radek zusammen mit seinem Team auf die Suche nach verschwundenen Menschen – verlorene Kinder, vermisste Erwachsene. Das ZDF zeigt von heute an sieben neue Folgen der Freitags-Serie „Letzte Spur Berlin“ (21.15 Uhr).

Der ostpreußische Vater und das Pflichtbewusstsein

Radek passt zu Meyer. Vermisste zu finden ist etwas anderes als Mörder zu jagen. Das Dauerfeuer der Kapitalverbrechen im deutschen Fernsehen – „das geht mir, ehrlich gesagt, manchmal ein bisschen auf die Nerven. Denn was hat das mit unserem Leben zu tun? Wer hat schon einen wirklichen Mord in seiner Umgebung erlebt?“ Bei der „Letzten Spur“ indes geht’s darum, die Menschen lebend zu finden – und ihre Geschichte zu erzählen.

Meyer kommt in einer Drehpause zum Interview. Den Zuschauern gefällt die „Letzte Spur“, die dritte Staffel entsteht gerade. Radek muss sich da auf einiges gefasst machen. Die Polizei soll sparen, die Vermisstenstelle steht auf der Kippe. Radek verschweigt das den anderen. „Er macht Schwierigkeiten lieber mit sich selbst aus. Oder mit Mina. Aber Mina ist nicht da.“ Lieblingskollegin Mina Amiri (Jasmin Tabatabai), das erfährt der Zuschauer heute Abend, ist schwanger und wird in der dritten Staffel zunächst mal ausfallen. Tatsächlich hat die Schauspielerin gerade ein Kind bekommen, legt eine Drehpause ein.

Radek hält die Stellung. So einer läuft nicht weg. Da ist er ganz wie Meyer, 49 Jahre, gebürtiger Hamburger: „Ich bin stark durch meinen Vater geprägt. Er stammt aus Ostpreußen, ist noch im ersten Weltkrieg geboren. Pflichtbewusstsein war für ihn zentral – und für mich positiv besetzt. Weil das alles zusammenhält und widerstandsfähig macht.“ Trotzdem, auch Meyer kennt die Sehnsucht, mal eben Zigaretten holen zu gehen und nie wieder zu kommen. „Absolut.“ Das ist das eine. Das andere ist die Familie, die beiden Söhne: „Ich fühle mich dadurch im Leben verankert. Ich weiß, wofür ich das alles mache.“ Unbegrenzte Freiheit? Nein, danke. Neulich hat zur Abwechslung nicht Radek, sondern Meyer zwei Vermisste gefunden. Zwei vierjährige Mädchen waren aus der Siedlung verschwunden. Meyer, noch ganz in der Rolle, stellte die richtige Frage: Was genau war kurz vor dem Verschwinden passiert? Die Kinder wollten zum Bäcker, durften aber nicht. Meyer fährt die Strecke zur Bäckerei ab, fragt die Leute – und findet die Kinder. Ein Profi eben.

Warum er kein Teenager-Geschrei für sein Ego braucht

Aber einer, der offen mit seiner Zunft hadert: „Als Schauspieler wartet man immer darauf, dass die Leute einen mögen und engagieren. Das ist für den Charakter nicht besonders förderlich. Es macht einen abhängig. Man befindet sich immer in einer Kleinkindposition.“ Meyer engagiert sich im Schauspielerverband, spricht aus, was viele bloß denken: „Man kennt ja die Schauspieler-Biographien. Auf einmal ist da ein Knick, weil man nicht mehr in die Zeit passt, weil neue da sind, weil man vergessen wird. In der Position sind alle. Ob sie es zugeben oder nicht.“

Er selbst ist mit Radek gut im Geschäft. Dass die Teenager bei seinem Namen nicht anfangen zu kreischen – nun ja. „Ich finde es sehr angenehm so. Ständig in den bunten Blättern zu sein, ist ja keine Garantie für interessante Rollenangebote.“