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ZDF widmet Überfliegerin Elly Beinhorn einen Spielfilm

ZDF widmet Überfliegerin Elly Beinhorn einen Spielfilm

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ZDF-Film "Elly Beinhorn - Alleinflug" Foto: dpa
Ihr Leben glich einem Roman. Elly Beinhorn pfiff auf Konventionen, als genau das noch ein Wagnis war. Sie saß im Cockpit, als Fliegen noch ein Abenteuer war. Berühmt machte sie allerdings ein Absturz. An diesem Sonntag zeigt das ZDF Elly Beinhorns Lebensgeschichte als Spielfilm.

Essen. 

Sie will nach oben, immer nur nach oben. Aber an diesem Wintertag des Jahres 1931 ist Elly Beinhorn ganz unten. Abgestürzt mit ihrer kleinen Maschine in der afrikanischen Wüste, mehr tot als lebendig und weit weg von jeder Zivilisation. Doch wie durch ein Wunder wird sie von Tuareg gerettet und als sie wenig später in Berlin Tempelhof landet, ist sie Deutschlands bekannteste Fliegerin. Dabei steht sie erst am Anfang eines bewegten Lebens, das dem ZDF einen Film wert ist: „Elly Beinhorn – Alleinflug“ (Sonntag, 30.3., 20.15 Uhr).

Sie ist gerade 20 Jahre alt, als es sie erwischt. Als sie gepackt wird von einer Leidenschaft, die sie nie wieder loslassen wird. Zu einem Vortrag eines gewissen Hermann Köhl geht Elly Beinhorn da. Mit zwei anderen ist der Mann in 36 Stunden über den Atlantik geflogen. Die junge Frau ist begeistert. „Als ich den gefüllten Saal betrat, ahnte ich nicht, dass ich ihn zwei Stunden später mit einem festen Ziel verlassen würde“, hat sie später geschrieben. Vier Wochen später sitzt Beinhorn erstmals selbst hinter einem Steuerknüppel.

Keine Angst vorm Fliegen

Eine Frau, die fliegt, das ist noch exotisch in den 1930er-Jahren. Schon eine Frau am Steuer ziemt sich damals nicht. Elly Beinhorn ist das egal, sie pfeift auf Konventionen. Für sie ist der Flugschein die Eintrittskarte zu fernen Ländern, exotischen Kulturen und echten Abenteuern! Sie macht den Sportflieger-, dann den Kunstflugschein. Mama weint, Papa schimpft, aber Elly lässt sich nicht beirren. Weil Frauen damals keine Passagierflugzeuge steuern dürfen, verdient sie sich ihr Geld mit gewagten Shows bei Flugschauen. So übermütig sind ihre Manöver, dass der legendäre Jagdflieger Ernst Udet sie warnt: „Liebes Kind, wenn du so weitermachst, fällst du bald anständig auf die Schnauze.“

Auf dem Rückflug ihres ersten Afrika-Trips bewahrheitet sich die Prognose. Für einen Dresdner Forscher ist Beinhorn dort geflogen. Alles läuft gut, bis zu dieser Notlandung in der Steppe. Bremsen lässt sich die gebürtige Hannoveranerin davon nicht. Nach der wundersamen Rettung nutzt sie ihre Popularität, lässt sich ein neues Flugzeug sponsern, fliegt damit um die Welt und bricht anschließend nahezu jeden Geschwindigkeitsrekord in der Luft. „Das hast du ganz nett gemacht“, findet selbst Udet.

1936 verliebt sie sich in den Rennfahrer Bernd Rosemeyer, der die Geschwindigkeit liebt wie sie. Sie heiraten, Beinhorn bekommt einen Sohn, doch das Glück ist nur kurz. Am 28. Januar 1938 rast Rosemeyer bei einem Weltrekordversuch auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Darmstadt mit 440 km/h in den Tod. 31 Jahre alt. Und als Witwe steigt sie wieder ins Cockpit. „Die Luft über Persien, Indien, Burma musste mir die Augen und das Herz ausblasen, damit ich wieder klar und froh in die Welt sehe.“ 1942 heiratet sie erneut.

Ihren Flugschein gibt sie Ende der 1970-er Jahre ab

Sie ist berühmt, ein Idol, doch den Nazis kann sie bis zum Ende des Dritten Reichs aus dem Weg gehen. Nie steigt sie für Goebbels Propaganda-Maschinerie in eine Kanzel, aber als der Krieg vorbei ist, hebt sie schnell wieder ab, fliegt als Journalistin und Fotografin um die Welt, schreibt für Zeitschriften und verfasst Bücher, bis ihr Ruhm in den 1950ern langsam verblasst.

Ihren Flugschein aber gibt die im Alter von 100 Jahren 2007 in Berlin gestorbene Beinhorn erst Ende der 1970er-Jahre ab. Da ist Fliegen längst Alltag, und Frauen im Cockpit sind nichts Besonderes mehr. Aber das ist dann doch nichts für die Pionierin der Lüfte. „Ich hatte“, hat sie später oft erzählt, „das große Glück, in einer Zeit fliegen zu dürfen, als das wirklich noch ein Abenteuer war.“