Tragisches Schicksal zweier Brüder – 30 Jahre lang waren sie unschuldig in Haft. Nun kamen Henry Lee McCollum (50) und sein Halbbruder Leon Brown (46) aus dem US-Staat North Carolina auf freien Fuß. Fehlurteile dieser Art sind in den USA keine Seltenheit.
Washington.
Wieder sind in den USA mit Hilfe des genetischen Fingerabdrucks (DNA) ein fälschlicherweise verhängtes Todesurteil und eine lebenslange Gefängnisstrafe nachträglich aufgehoben worden. 30 Jahre nach ihrer Verhaftung kamen am Mittwoch Henry Lee McCollum (50) und sein Halbbruder Leon Brown (46) nach einem Richterspruch in Lumberton im US-Bundesstaat North Carolina auf freien Fuß. Richter Douglas Sasser entschuldigte sich bei den beiden geistig zurückgebliebenen Männern, die wegen einer abscheulichen Bluttat 1984 verurteilt worden waren.
McCollum, damals 19, und Brown, 15, waren für schuldig befunden worden, am 28. September 1983 die 11-jährige Sabrina Buie in dem 4000 Einwohner zählenden Städtchen Red Springs im Süden North Carolinas vergewaltigt, mit Unterwäsche erstickt und danach in einem Sojabohnen-Feld zurückgelassen zu haben.
Polizei erzwang Geständnis mit massivem Druck
Unter massivem Druck, so ihre Anwälte gegenüber der Zeitung „Fayetteville Observer“, erzwang die Polizei bei den beiden Afro-Amerikanern ein Geständnis. Obwohl die jungen Männer ihre Aussagen später widerriefen, fiel das Urteil gnadenlos aus: Todesstrafe und einmal lebenslänglich.
Bereits zu diesem Zeitpunkt war ein 18-Jähriger namens Roscoe Artis, der in der Nähe des Ortes wohnte, an dem das Mädchen gefunden wurde, wegen einer anderen Vergewaltigung verhaftet worden. Die Behörden unterließen es allerdings, einen Zusammenhang zum Fall Sabrina Bui zu prüfen. 30 Jahre später, nach der kriminaldienstlichen Untersuchung einer damals am Tatort gefundenen Zigarettenkippe, stellte sich heraus, dass Artis, der bereits seit langem in Haft ist, auch hier der Täter war.
Die verspätet festgestellte Unschuld von McCollum und Brown ist kein Einzelfall. Das Informationszentrum für Todesstrafenurteile in Washington weiß von 140 Fällen in den vergangenen 40 Jahren, in denen Kandidaten für die „Death Penalty“ als unschuldig freigelassen wurden.