Einen Tag weniger arbeiten bei gleichem Gehalt – klingt für viele Arbeitnehmer in Deutschland noch nach Wunschvorstellung. Doch die Forderung nach einer 4-Tage-Woche im Berufsleben wird immer lauter.
Vor allem die Generation Z (1995-2009) wird in Zukunft über den Arbeitsmarkt und seine Ausgestaltung mitbestimmen. Denn bald gehen die geburtenstarken Jahrgänge (1946-1964), die Babyboomer, in Rente. Doch was sind die Vor- und Nachteile der 4-Tage-Woche? Ein Überblick.
4-Tage-Woche. „Die Arbeit muss zum Leben passen“
Gerade die jüngere Generation legt großen Wert auf Gesundheit, Freiheit, Individualität und Freundschaft. Das Ergebnis einer britischen, nicht repräsentativen Studie zur 4-Tage-Woche zeigte vor allem diese positiven Effekte für Arbeitnehmer. Demnach seien Angestellte nicht nur motivierter, sondern auch ausgeruhter. Die Unternehmen verzeichneten weniger Fehlzeiten. 56 der 61 beteiligten Arbeitgeber wollen die reduzierte Arbeitszeit bei vollem Lohn beibehalten. Bei der Umfrage nahmen jedoch vor allem Dienstleistungs-Unternehmen teil, die stark von Büro-Arbeit geprägt sind.
Und auch in Deutschland wird das neue Arbeitszeitmodell in immer mehr Bereichen getestet. Ein Pilotprojekt zeigt sogar, dass die 4-Tage-Woche auch in anderen Berufen umgesetzt werden kann. Als erstes Krankenhaus Deutschlands testet das Klinikum Bielefeld das neue Arbeitszeitmodell in der Pflege.
Für die Linke ist die 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich längst überfällig. So betont Partei-Vorsitzende Janine Wissler, am Mittwoch (17. Mai) im ARD-„Morgenmagazin“: „Wir fordern die Vier-Tage-Woche, weil die Arbeit zum Leben passen muss und nicht andersrum. Es wäre ein wichtiger Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“
4-Tage-Woche: Das sind die Vorteile
Aktuell gilt in Deutschland überwiegend das Modell: Acht Stunden am Tag, fünf Tage in der Woche, zwei Tage frei. Durch die 4-Tage-Woche würde sich die Arbeitszeit auf eben vier und nicht mehr fünf Tage erstrecken.
Für eine deutsche Firma, die Mauersteine herstellt, ist das Konzept der 4-Tage-Woche nicht neu. Bereits seit 31 Jahren arbeiten die Mitarbeiter bei gleichem Gehalt mit längeren Arbeitszeiten pro Tag, wie ein Beitrag im SWR zeigt. Die Unternehmen der britischen Studie haben dahingegen einen Tag komplett gestrichen, ohne die Zeit auf die restlichen Tage zu verteilen. Das Ergebnis ist dasselbe: Besserer Schlaf, weniger Stress, weniger krankheitsbedingte Fehltage, mehr Zeit für Familie oder Freizeit.
Das sind die Vorteile:
- Könnte dem Fachkräfte-Mangel entgegen wirken, da Arbeit in verschiedenen Branchen attraktiver wird
- Bessere Work-Life-Balance
- Mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys
- Mehr Motivation
- Höhere oder gleichbleibende Produktivität
- Längere Erholungsphasen
- Weniger Fehlzeiten
4-Tage-Woche: Das sind die Nachteile
„Wir haben in Deutschland an ganz vielen Stellen einen Mangel an Menschen, die arbeiten“, betont ein Arbeitsmarkt-Experte im SWR-Beitrag. Dass alle dann weniger arbeiten, passe nicht. Studien weisen außerdem daraufhin, dass eine Arbeitszeitverdichtung zu mehr Arbeitsunfällen führen kann, längerfristig auch zu Berufserkrankungen.
Und auch der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands BDA, Steffen Kampeter, hat vor wirtschaftlichen Nachteilen gewarnt. „In Deutschland haben wir im Trend sinkende Arbeitszeiten, aber keinen explosionsartigen Produktivitätsanstieg“, schlägt Kampeter am Mittwoch (17.Mai) im ZDF-„Morgenmagazin“ Alarm. Die Einführung einer 4-Tage-Woche samt Lohnausgleich werde „zu wirtschaftlichen Nachteilen“ führen.
Mehr dazu:
Das sind die Nachteile:
- Mögliche Überlastung bei gleichem Arbeitspensum in geringerer Zeit
- Längere Arbeitszeit pro Tag – das lässt sich schwieriger mit Familie und Hobbys vereinen
- Bei reduzierten Stunden wird mehr Personal benötigt – so könnte es andersrum den Fachkräftemangel auch verstärken
- Wahrscheinlich nicht in allen Branchen anwendbar
- Arbeitsunfälle und Erkrankungen
- Wirtschaftliche Nachteile
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) betonte, dass die 4-Tage-Woche keine Lösung sei, die für alle Betriebe funktioniere. Sie sei keine Schablone für alles. „Das Schlüsselwort ist Flexibilität“, sagte der Minister.