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75 Jahre DDR-Gründung: Nostalgie oder Albtraum?

Das Leben in der DDR: Für manche eine Idylle, für andere ein Albtraum. Was ist dran an der Sehnsucht nach dem Sozialismus?

Fast 75 Jahre nach ihrer Gründung ist die DDR längst Geschichte – doch viele Ostdeutsche sehnen sich nach ihr zurück. Was steckt hinter dieser Nostalgie?
© IMAGO / Wolfgang Schmidt / imagebroker / Andreas Weihs / Bihlmayerfotografie

Reden wir drüber: Werden Ossis immer noch anders behandelt als Wessis?

Kurz vor der Landtagswahl 2024 in Thüringen fragen wir die Menschen dort, ob sie sich immer noch anders behandelt fühlen als Wessis.

Vor 75 Jahren wurde die DDR gegründet, solange sie bestand, war der 7. Oktober ein Festtag in Ostdeutschland. Heute erinnern sich die Menschen lieber an die Wiedervereinigung – verständlich, doch die DDR ist noch immer präsent.

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Die Direktorin der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Anna Kaminsky, erklärt gegenüber ntv, es sei wichtig, die Erfahrung von mehr als 40 Jahren deutscher Teilung, die Millionen Menschen teilen, zu erinnern. Jedoch: „Warum sollte man die staatliche Etablierung einer Diktatur feiern?“

Ost-West-Spaltung: Warum die DDR noch immer nachwirkt

„Natürlich wirkt die DDR nach, mit dem, wie sie die Menschen geprägt hat, und auch mit den Erwartungen an staatliche Institutionen, an staatliches Handeln und an die Demokratie“, erklärt Kaminsky. Einstellungen, wie im Bezug auf Russland, die USA und die NATO, die in Ost- und Westdeutschland bis heute oft sehr unterschiedlich gesehen werden, wurden durch die DDR begünstigt.

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Auch das Urteil über den SED-Staat selbst entzweit den Osten und den Westen. Laut einer Befragung der Universität Leipzig hatten von 3500 Ostdeutschen zwei Drittel eine „Sehnsucht nach der DDR“.

In die DDR wurden viele Menschen hineingeboren, lernten die realsozialistischen Werte der SED in der Schule, waren dort zuhause. Jugendweihe, Plattenbauten, Betriebssportgemeinschaft, Nudossi und vor allem Pittiplatsch und Schnatterinchen gehörten zum Alltag, bis es nicht mehr Alltag war.

DDR-Nostalgie: Zwei Drittel der Ostdeutschen wollen zurück

Ist es also nicht verständlich, dass diese Menschen ein wenig nostalgisch sind und nicht so sehr kritisch an ihr Geburtsland zurückdenken? Stefan Wolle, Historiker und wissenschaftlicher Leiter des Berliner DDR-Museums, sagt ntv dazu: Wer sich in die DDR zurücksehne, solle sich vorstellen, noch einmal eine Woche dort zu leben.

„Dass sie beim Bäcker anstehen, beim Fleisch anstehen, und Gemüse im Konsum gibt es sowieso nicht mehr. Man bekommt kein Baumaterial, man bekommt kein Auto, man bekommt kein Telefon.“


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„Dazu die Parteiversammlungen, die Beobachtung durch die Stasi, die vorgeschriebenen Demonstrationen und Festumzüge, die Verlogenheit der öffentlichen Medien. Nach einer Woche hätten wir wieder Revolution.“