Thomas Seitz hat den Austritt aus seiner Partei erklärt. Aus der AfD, für die er bislang im Bundestag sitzt, trete er zum Anfang des Monats April aus, erklärte er in einem Video auf seiner Internetseite. Hier spricht der Baden-Württemberger von dem puren Ekel, den er für seine eigene Partei empfinden würde.
Am 31. März ging das Video auf Seitz Kanälen online. Er steht vor einem Schrank in Eiche rustikal, seine Augen folgen den Zeilen, die er sich zuvor zurecht geschrieben hat. Er verkündet den Austritt aus der AfD. Der Grund sei unter anderem der außerordentliche Parteitag des Landesverbands der AfD Baden-Württemberg in Rottweil.
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AfD-Abgeordneter angeekelt von Partei
Zunächst stellt der 56-Jährige klar, dass er mit den Überzeugungen der AfD weiterhin auf einer Linie sei. Ein Rechtsruck in seiner Ex-Partei sei ausdrücklich nicht der Grund für seinen Austritt, so versichert Seitz. Das Treffen in Potsdam „war weder geheim noch inhaltlich ein Problem. Verbotene Themen wurden dort nicht diskutiert“, ist sich Seitz sicher.
Seitz, der früher CDU-Wähler war, wie er berichtet, ist seit 2013 Mitglied der AfD und sitzt seit 2017 für sie im Bundestag. Nun ist er sich jedoch sicher, dass er austreten möchte. Er sehe den Umgang mit illegalen Spendengeldern durch Spitzenvertreter der AfD äußerst kritisch. Ebenso prangert Seitz an, dass dieser Fakt die Parteiöffentlichkeit so gut wie nicht interessiere. „Wenn die AfD ihren eigenen Laden nicht sauber halten kann, wie kann sie dann den Anspruch gerecht werden, Deutschland zu retten?“
„Wie kann AfD Anspruch gerecht werden, Deutschland zu retten?“
Er hadere schon länger damit, wie sich die AfD in den letzten Jahren entwickelt habe. Das von Parteimitgliedern gestreute, „unfassbar ekelhafte Gerücht“ über eine mittlerweile verstorbene Parteifreundin, sie habe ihre Krebserkrankung erfunden, sei ein Beispiel. Bei den chaotischen Zuständen während des Parteitags der AfD in Rottweil habe der ehemalige Jurist aber die Hoffnung verloren. Auch einige andere Mitglieder der AfD hatten gegen den Parteitag in Baden-Württemberg protestiert und sogar Klage eingelegt – wir berichteten.
Nach völliger Überfüllung der Halle in Rottweil war der Parteitag zunächst geschlossen worden und einige Stimmberechtigte hatten den Saal verlassen. Später wurde der Parteitag dann wieder für eröffnet erklärt und Abstimmungen wurden vorgenommen. Zudem kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Mitgliedern, unter anderem auch auf der Bühne. Seitz beschreibt die Vorgänge auf der Bühne als beispiellose Schmierenkomödie.
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Als Nestbeschmutzer gebrandmarkt
Seit dem Parteitag habe er einige Zeit mit sich gerungen, so Seitz. „Aber das vorherrschende Gefühl ist immer noch das des puren Ekels vor meiner eigenen Partei, für die ich seit zehn Jahren den Kopf hinhalte“. Der Parteitag sei einem „Putsch der Vorsitzenden“ gleichgekommen und „jeder, der auf Missstände hinweist, wird als Nestbeschmutzer gebrandmarkt“, so Seitz.
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Sein Mandat als Abgeordneter des Bundestags werde er parteilos zu Ende führen, schließt Seitz. Ohne ihn zählt die AfD-Bundestagsfraktion 77 Abgeordnete. Dabei waren es nach der Bundestagswahl 2021 noch 82 Mandatsträger. Einige von ihnen hatten aus unterschiedlichen Gründen die Fraktion verlassen.