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AfD: Junge Frauen wählen links, Gen-Z-Männer driften nach rechts ab

Junge Frauen wählen links, Gen-Z-Männer driften aber nach rechts zu Parteien wie der AfD ab. Was steckt hinter der Kluft?

Junge Frauen wählen links, Gen-Z-Männer driften aber nach rechts zu Parteien wie der AfD ab.
© IMAGO / Middle East Images

Tausende demonstrieren in Hamburg gegen Rechts

Nach den Enthüllungen über ein Geheimtreffen von Rechtsextremen und AfD-Politikern zur massenhaften Vertreibung von Menschen aus Deutschland steigt die Zahl der Protestaktionen gegen rechts weiter an. In Hamburg kamen nach Polizeiangaben 50.000 Menschen bei einer Demonstration gegen Rechtsextremismus zusammen.

Über die Wochen gingen Hunderttausende geschlossen gegen den Rechtsruck in Deutschland auf die Straße. Vor allem junge Menschen sorgen sich um aufsteigende Rechtsparteien wie der AfD.

Dabei bildet sich zwischen jungen Männern und Frauen aber eine Kluft. Denn europaweit werden Rechts-außen-Parteien öfter von Männern zwischen 18 bis 30 Jahren gewählt. Frauen orientieren sich dagegen eher am linken Parteienspektrum.

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Gen-Z-Männer tendieren zu Parteien wie AfD?

In Europa werden Rechts-außen-Parteien öfter von Männern zwischen 18 bis 30 Jahren gewählt, weniger von jungen Frauen. Auch hierzulande tendieren mehr Männer der jüngeren Generation zu rechten Parteien wie der AfD. Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel ist im „Spiegel“-Interview besorgt, dass „junge Männer vielfach eine Neigung zu Parteien entwickeln, (…) die Werte einer vergehenden Männlichkeit huldigen und undemokratische Ziele verfolgen.“

Konkret geht es um Parteien mit Programmen, die ein traditionelles Familienbild anbieten – Mann, Frau, Kind. Solche Weltsichten geben verunsicherten Männern gewisse Sicherheit, Status und Bedeutung zurück. Aber: „Junge, insbesondere gut ausgebildete Frauen, wollen in diese untergehende Welt nicht mehr zurück.“

Sie tendieren darum eher zu links. Parteien aus dem linken Spektrum kritisieren die Ungleichheit der Lebenschancen für Frauen. „Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Gruppen zu schützen, die nicht oben in unseren Gesellschaften stehen, etwa ethnische und sexuelle Minderheiten, Frauen, Kinder.“

Politik-Kluft durch #MeToo-Bewegung

Besonders beteiligt an der Kluft ist die #MeToo-Bewegung, findet Merkel. Diese habe Frauen in ihrem Selbstbewusstsein, ihrer sexuellen Selbstbestimmung und ihre Neigung zu linksliberalen Freiheitsideen gestärkt. „Frauen akzeptieren heute keine sexuellen Anzüglichkeiten mehr, #MeToo hat zuvor hingenommene Übergriffe gesellschaftlich und auch rechtlich delegitimiert.“

Dadurch fürchten einige Männer den Verlust ihres Status und ihrer Karriere. „Männer müssen sich auf für sie ungewohnte Kommunikationsformen mit Frauen einlassen und können sich keine maskulinen Dominanzansprüche mehr leisten.“ 


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Um Männer aus rechten Parteien wie der AfD zurückzuholen, brauche es einiges an Bildung, findet Merkel. Mit dem Bildungsgrad wachse das Verständnis für andere Lebensweisen und Weltsichten. „Dazu kommt eine faire Politik, die unterschiedlichste Gruppen mit in den gesellschaftlichen Diskurs hineinziehen. Und das verstehe ich durchaus als Kritik an meinen bisweilen ausgrenzenden linksliberalen Glaubensgenossen.“

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