Bei der jüngsten Junior-Landtagswahl im Bayerischen Wald hat die AfD überraschend die meisten Stimmen der Jugendlichen erhalten. Fast ein Drittel der jungen Wähler entschied sich für die umstrittene Partei. Dieses beunruhigende Ergebnis sorgt bei Eltern und Experten für Diskussionen und Ratlosigkeit.
Bei der Landtagswahl in Bayern haben 170.000 Schüler an über 900 weiterführenden Schulen im Freistaat ihre symbolische Stimme abgegeben. Dabei überholte die AfD in einigen Regionen sogar die etablierten Parteien. Doch was bewegt Jugendliche zu einer solchen Wahlentscheidung?
Kein bayerisches Phänomen
Besonders besorgniserregend: Im Vergleich zur Juniorwahl 2018 konnte die AfD einen beachtlichen Zuwachs von 5,9 Prozent verzeichnen, während die Grünen drastisch verloren. Im Stimmkreis Regen/Freyung-Grafenau erreichte die Partei sogar 36,9 Prozent der Erststimmen.
Dieses Phänomen ist jedoch nicht nur in Bayern zu beobachten. So zeigt eine Auswertung der Forschungsgruppe Wahlen zur Landtagswahl in Hessen, dass die AfD auch bei den unter 30-Jährigen hier zweitstärkste Kraft wurde. Zwar war die CDU bei den Jüngeren stärkste Kraft, doch die AFD lag mit 18 Prozent nur knapp dahinter. Auch in Bayern wählten 18 Prozent der unter 30-Jährigen die AfD.
Bayerischer Wald gilt nicht als benachteiligte Region
Die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch erklärt gegenüber der „Welt“, dass die AfD gerade dort Zuspruch findet, wo sich die Menschen von den etablierten Parteien abgehängt fühlen.
Auffällig sei auch, dass die Wahlplakate der AfD in der Region im Gegensatz zu anderen Teilen Bayerns nicht beschädigt oder beschmutzt würden. Dies könne ein Zeichen dafür sein, dass die Partei und ihre kontroversen Ansichten hier mehr Akzeptanz finden, so die Politikwissenschaftlerin.
Auch die Politikwissenschaftlerin Kerstin Völkl von der Universität Halle betonte gegenüber der „TAZ“, dass die „Spaltung zwischen Stadt und Land kein rein ostdeutsches Problem“ sei. Schließlich gebe es nicht nur im Osten strukturschwache Regionen. Dennoch kann man den Bayerischen Wald nicht als benachteiligt bezeichnen. Der Ort zieht Touristen an und hat eine moderne Infrastruktur.
Krisen bringen junge Generation dichter an AFD
Weiter erklärt Völkl: „Ungefähr 10 Prozent der jüngeren Wählerschaft neigen zu einer autoritären, nationalistischen und rechtsextremen Einstellung“. Und genau für diese Gruppe sei die AfD eine attraktive Wahl.
Auch die Pandemie hat zu diesem Trend beigetragen: Seit der Pandemie ist diese Gruppe größer geworden und viele sind mit der jetzigen Bundesregierung unzufrieden. Früher waren FDP und Grüne bei den Jüngeren sehr beliebt. Das zunehmende Scheitern der Ampel-Koalition spielt daher der AfD in die Hände.
AfD liegt auf Social-Media-Plattformen vorn
Ein weiterer Faktor könnte der AfD die Stimmen der jungen Generation gesichert haben: Von allen im Bundestag vertretenen Parteien versammelt die AfD auf den großen Social-Media-Plattformen die meisten Follower hinter sich – und generiert auch die meisten Interaktionen mit den Nutzern. Das geht aus einer Auswertung der Berliner Social-Agentur Intermate Group“ hervor.
Auf Instagram, Tiktok, Youtube und Facebook kommt die Partei auf rund 2,6 Millionen Follower. Mit polarisierenden Überschriften und Politikerreden will die AfD die junge Generation ansprechen.
Der hohe Wähleranteil der jungen Generation bleibt ein besorgniserregender Trend. Hier gilt es für die etablierten Parteien, entschlossen gegenzusteuern.