Die neue Forsa-Umfrage bestätigt, was viele bereits befürchtet haben: Die AfD ist aktuell stärkste Kraft und stößt damit die Union vom Thron. Das verunsichert vor allem viele Menschen mit Migrationshintergrund. Einige von ihnen denken sogar darüber nach, Deutschland zu verlassen.
++ Auch wichtig: AfD: Umfrage-Schrecken! Es ist jetzt wirklich passiert ++
AfD in Umfragen vor Union
Zwei Monate nach der Bundestagswahl liegt die AfD in einer neuen Umfrage vor der Union auf Platz eins. Die in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei erreicht in der Sonntagsfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von RTL/ntv 26 Prozent. Bei der Bundestagswahl lag sie noch bei 20,8 Prozent.
Knapp dahinter folgt die Union mit 25 Prozent und liegt damit weiter unter ihrem Wahlergebnis von 28,5 Prozent. Die SPD erreicht in der aktuellen Umfrage 15 Prozent (zuvor 16,4), die Grünen bleiben nahezu stabil bei 11 Prozent (11,6). Die Linke kommt auf 9 Prozent (8,8), FDP und BSW liegen jeweils bei vier Prozent.
Aufstieg der Rechts-Partei verunsichert viele
Der Erfolg der AfD verunsichert viele – besonders Menschen mit Migrationsgeschichte. Viele fühlen sich in Deutschland nicht mehr willkommen. Einige spielen mit dem Gedanken, auszuwandern.
Darauf weist auch der Mediziner Dr. Cihan Çelik hin. Auf der Plattform X schreibt er: “Für viele Deutsche mit Migrationsgeschichte ist es keine Randnotiz, dass eine rechtsextreme völkische Partei in Umfragen führt. Es bedeutet existenzielle Bedrohung und verstärkte Ausgrenzung. Solche Zahlen ignorieren zu können, ist ein Privileg, das viele nicht haben.”
Das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DEZIM) hat dazu eine Studie veröffentlicht. Darin geben rund neun Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund an, konkrete Abwanderungspläne zu haben. Weitere 25 Prozent denken zumindest hypothetisch über einen Wegzug nach. Besonders unter Menschen aus überwiegend arabischsprachigen Ländern liegt der Anteil bei etwa 30 Prozent – in den östlichen Bundesländern sogar noch höher.
Fehlende Kräfte in Deutschland
Sollte es durch den AfD-Aufstieg tatsächlich zu einer größeren Abwanderung kommen, hätte das für Deutschland ernste Folgen. Denn oft sind es gerade gut ausgebildete Fachkräfte, die sich einen Neustart im Ausland leisten können. Der Leipziger Soziologe Gerd Pickel warnte schon im Januar gegenüber dem „Deutschlandfunk“ vor einem Braindrain, also dem Verlust von qualifizierten Arbeitskräften: „Gerade der Ausgebildeten, der Leute, die die Werkzeuge bedienen können, (…), das trifft ja ganz verschiedene Bereiche.“
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Die AfD will das Problem mit inländischen Arbeitskräften lösen. Viele Ökonomen halten den Plan der Weidel-Partei allerdings für unrealistisch. Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) braucht Deutschland eine Nettozuwanderung von etwa 400.000 Menschen pro Jahr, um das Erwerbspersonenpotenzial stabil zu halten. Doch angesichts der politischen Stimmung wird es immer schwieriger, Menschen aus dem Ausland für ein Leben in Deutschland zu begeistern.