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AfD hängt andere Parteien deutlich ab – „Man braucht Arbeiter“

Die AfD macht der SPD und anderen Fraktionen im Bundestag vor, wie es geht. Tatsächlich ist der Unterschied beachtlich.

© IMAGO / photothek, IMAGO / Eibner (Fotomontage)

Bundestagswahl 2025: Die AfD wird zur neuen Macht in Ostdeutschland

Die AfD erzielt ihr bestes Bundestagswahlergebnis mit 20,2 Prozent. Besonders stark schneidet sie in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ab. Welche Folgen hat das für die Opposition?

Wie lässt sich der große Erfolg der AfD auch in westdeutschen Städten wie Gelsenkirchen oder Kaiserslautern erklären? Die Partei von Alice Weidel zieht Arbeiter und Arbeitslose an. Laut Nachwahlbefragungen der ARD (Infratest dimap) wählten 38 Prozent der Arbeiter bei der Bundestagswahl die AfD. Bei Arbeitslosen waren es 34 Prozent. Damit hat die Partei beispielsweise die SPD weit abgehängt.

Auch die Bundestagsfraktion der AfD unterscheidet sich deutlich von der vieler anderer Parteien. Das macht ein Blick auf die Zusammensetzung in der neuen Legislaturperiode klar.

+++ Mehr dazu hier: Weidels AfD ist ausgerechnet zur Partei der Arbeitslosen und Arbeiter geworden +++

Stimmanteil der AfD unter Arbeitern schießt nach oben

Weidel selbst steht für einen libertären Kurs. Die promovierte frühere Unternehmensberaterin will einen schlanken (Sozial-)Staat. Trotzdem aber gelingt es der AfD besonders Menschen anzusprechen, die sich abgehängt fühlen oder ihren kleinen Wohlstand in Gefahr sehen. Die ARD-Sendung „Monitor“ versuchte aufzudecken, wieso sie das schafft.

Der Stimmanteil unter Arbeitern, der bereits bei der Bundestagswahl 2021 bei 21 Prozent lag, ist nochmal deutlich angestiegen. Die Rechtsaußen-Truppe ist zu der Arbeiterpartei geworden.

Soziologe Dr. Ansgar Hudde von der Universität Köln erklärt gegenüber „Monitor“: „Wir sehen die Zugewinne der AfD in Regionen, die noch wirtschaftlich stark sind. Die einen starken industriellen Kern haben. Wo aber die Zukunftsaussicht vielleicht unsicher ist. Wo dadurch auch Abstiegsängste entstehen können.“

Im Bundestag sitzen fast nur Akademiker – außer in der Weidel-Fraktion

Menschen aus der Arbeiterschicht, die ihre ökonomische Situation als prekär oder gefährdet ansehen, oft einfache Bildungsabschlüsse haben, männlich und in einem mittleren Alter sind – genau in dieser Gruppe hat die Weidel-Partei enormen Erfolg. Ein Grund ist auch, dass SPD und CDU diese Menschen im politischen Spitzenpersonal nicht mehr ausreichend repräsentieren.

Von 630 Abgeordneten im nächsten Bundestag sind 512 Akademiker, also lebensweltlich weit entfernt von diesem Arbeiter-Milieu. Umgerechnet haben 81 Prozent der Abgeordneten eine Hochschulabschluss, oft sind es Juristen oder Wirtschaftswissenschaftler wie Alice Weidel. Gleichzeitig aber sitzen in der AfD-Fraktion zu 41 Prozent Nicht-Akademiker. Keine andere Partei kann da mithalten und damit den Schnitt der Bevölkerung näher treffen.

FraktionAkademiker-Quote
Grüne98%
CDU/CSU90%
SPD85%
Linke77%
AfD59%
Quelle: Monitor (ARD)

Gegenüber „Monitor“ kommt der Jenaer Soziologe und Professor Klaus Dörre zum Schluss, dass andere Parteien nicht authentisch genug sind, um diese Wählergruppen noch anzusprechen. „Man braucht Arbeiter, um für Arbeiter zu sprechen. Man braucht Menschen mit Migrationsgeschichte, um für bestimmte migrantische Gruppen zu sprechen und so weiter.“


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Das gelinge aber im deutschen Parlamentarismus nicht, weil das System „bestimmte Gruppen privilegiert“, kritisiert Dörre.