Bei Markus Lanz sitzt am Dienstagabend Sahra Wagenknecht im Studio, seine ARD-Kollegin Sandra Maischberger hat sich AfD-Chefin Alice Weidel eingeladen. Wer auch immer dem öffentlich-rechtlichen Sendern sonst vorwirft, kritische Stimmen zur Ukraine-Politik kommen zu selten vor, wird an diesem TV-Abend eines Besseren belehrt.
Es entwickelt sich ein aggressiver und höchst konfrontativer Talk zwischen Alice Weidel und FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Das ist einerseits für den Zuschauer stellenweise unterhaltsam, dann aber auch frustrierend, weil beiden Politikerinnen auch nur die kleinste gemeinsame Basis fehlt. Hier treffen zwei Welten aufeinander.
Putin ein Kriegsverbrecher? Alice Weidel will erst abwarten
Auf der einen Seite Strack-Zimmermann, die in Putin einen Kriegsverbrecher sieht, der verantwortlich sei für Tausende Tote, Vergewaltigungen, die Folterungen von Gefangenen und die Verschleppung von Kindern nach Russland. Sie will ihn als „obersten Kriegsherrn“ vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag sehen.
Alice Weidel meint dagegen, dass da zuerst „ganz andere“ auf der Anklagebank sitzen müssen und die Geschichte zeigen werde, was wirklich dran sei an den Vorwürfen. Es brauche eine „objektive Aufklärung“, so Weidel, obwohl es bereits heute entsprechende Dokumentationen beispielsweise über Massengräber gibt.
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Scharfe Attacke auf Strack-Zimmermann: „Deutschland zum Kanonenfutter machen“
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag will Putin eine rote Linie ziehen. Strack-Zimmermann befürchtet, dass er nach der Ostukraine zuerst die Westukraine einnehmen wolle und dann möglicherweise noch das Baltikum. Weidel kontert mit scharfen persönlichen Attacken: „Frau Strack-Zimmermann möchte mit dieser Linie Deutschland zum Kanonenfutter machen“. Sie bringe Deutschland in eine „hochgefährliche Situation“. Die FDP-Politikerin sei sowieso eine „Lobbyistin der Rüstungsindustrie“.
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Strack-Zimmermann muss sich hier sehr zusammenreißen, bis sie antworten kann: „Ich weiß ja nicht, wann sie in ihrem Leben falsch abgebogen sind, aber das ist eindeutig so“, kontert sie unter Applaus aus dem Publikum.
AfD-Chefin Weidel fordert Friedensverhandlungen – hält den Weg aber gleichzeitig für „verbaut“
Auf Glatteis gerät AfD-Chefin Weidel, als sie einerseits Friedensverhandlungen von Scholz mit Putin einfordert, dann aber im nächsten Satz beklagt: „Dieser Weg ist ja dummerweise verbaut worden.“ Was denn nun, fragt sich der Zuschauer. Sind Verhandlungen realistisch oder eben nicht mehr, weil Deutschland durch die Waffenlieferungen „nicht mehr als neutraler Makler wahrgenommen“ werde, wie Weidel meint?
Auf der Voraussetzung mit Putin über Frieden zu verhandeln, dass er die Ostukraine annektiere, sei „unsäglich“, antwortet Strack-Zimmermann. Es sei „an Naivität nicht zu überbieten“, wenn man annehme, dass Putin nach diplomatischen Verhandlungen einräume, dass es „dumm gelaufen“ sei und er seine Truppen komplett aus den besetzten Gebieten zurückzieht.
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Energie: Nie wieder so „extrem günstige Preise“
Während Weidel weiter fordert, sämtliche Wirtschaftssanktionen sofort zu beenden, weil sie Deutschland selbst großen Schaden zuführen, wagt Strack-Zimmermann eine Prognose wie es ohne russische Energielieferungen in Zukunft weitergeht: „Es gehört zur Ehrlichkeit dazu: Wir werden die extrem günstigen Preise, wie wir sie hatten, nicht mehr bekommen.“