Es waren keine guten Tage für CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Erst der Steuer-Zoff mit Markus Söder, dann kam am Mittwoch die Flut nach NRW. Armin Laschet reagierte spät. Einige in der Opposition fanden: zu spät.
Armin Laschet: In Gummistiefeln in Altena
Mit einem Besuch in Hagen und Altena versuchte Laschet das Bild am Donnerstagmorgen wieder gerade zu rücken. In Gummistiefeln präsentierte er sich als Kümmerer und Landesvater.
Doch im Interview mit der WDR-Nachrichtensendung Aktuelle Stunde wirkte Laschet am Abend alles andere als souverän. Auf Nachfragen reagierte er patzig – ein insgesamt chaotischer Auftritt.
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Frage 1: „Sie fordern heute mehr Tempo beim Klimaschutz. Bedeutet das, Sie haben heute tatsächlich neue Erkenntnisse gewonnen, neue Einsichten, ein anderes Bewusstsein durch diese Jahrhunderthochwasser, das viele Leid?“
Laschet wiegelte erwartungsgemäß ab – jetzt gehe es um die Menschen in NRW und darum, ihnen zuzuhören. Dann stellte er jedoch minutenlang seine Klimaerfolge der letzten Jahre vor, redete über das jüngst verabschiedete Klimaanpassungsgesetz in NRW, Braunkohle, CO2-Einsparungen, attackierte nebenher die Opposition.
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Das ist Armin Laschet
- geboren am 18. Februar 1961 in Aachen
- seit 2017 Ministerpräsident von NRW
- Vorsitzender der Landesfraktion der CDU
- Kandidat für Vorsitz der Bundes-CDU und damit wäre er vermutlich auch Kanzlerkandidat
- während Corona-Krise drängte Laschet früh auf Lockerungen
- sprach sich vor deren Einführung gegen die Gleichstellung der homosexuellen Ehe mit der konventionellen Ehe aus
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Moderatorin Susanne Wieseler kam kaum dazwischen: „Herr Laschet, ich weiß das, ich kenne die Zahlen. (…) Ist das für Sie kein Wendepunkt?“
Laschet reagierte patzig, unterstellte ihr, sie wolle einen „parteipolitischen Streit“ beginnen.
Und: „Wenn Sie mir eine Frage stellen, darf ich Ihnen auch antworten.“
Oder auch: „Ich würde uns beiden empfehlen, jetzt nicht Parteipolitik zu machen, sondern alles zu tun, dass diese Krise überwunden wird.“
Armin Laschet: Entschuldigung, junge Frau!
Wieseler erklärte noch mal, worauf ihre Frage abziele, nämlich dass es sich bei der Flut doch um eine Jahrhundertkatastrophe, einen Wendepunkt handele. Ob er das nicht so wahrnehme und umsteuern wolle.
Laschet weiter patzig: „Entschuldigung, junge Frau, weil jetzt so ein Tag ist, ändert man nicht die Politik.“ Autsch!
Für ihn war weiterhin klar: „Kein anderes Land geht so voran wie Nordrhein-Westfalen.“
Am Ende wurde es dann doch noch persönlich: Laschet berichtete sichtlich berührt von seinen emotionalen Begegnungen mit Feuerwehrleuten und Betroffenen. Aber auch dabei konnte er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Diese Frage ist die wichtigste, die sie mir gestellt haben.“
Am Ende fiel Laschet der Moderatorin dann noch bei der Abmoderation ins Wort. Es folgten Belehrungen: „Die Frage, wie man den Klimawandelt bekämpft, ist eine internationale Frage. Das jetzt so zu banalisieren…“ Auch der Name von Susanne Wieseler entfiel ihm kurzzeitig. Das ist aber wohl angesichts eines extremen Tages verschmerzbar. (mto)