Veröffentlicht inPolitik

Mitten im Ampel-Chaos: Armutsstatistik gießt neues Öl ins Feuer

Während sich die Ampel über den Haushalt streitet, platzt eine prekäre Statistik zur Armut in die Debatte. Sie gießt neues Öl ins Feuer.

Die hohe Armutsgefährdung dürfte die Haushaltskrise befeuern.
u00a9 IMAGO/dieBildmanufaktur

Scholz findet prekäre Haushaltslage wenig überraschend

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält die "nicht ganz so günstige" Steuerschätzung für wenig überraschend. Die Regierung werde es dennoch schaffen, sich auf einen Haushalt zu einigen, zeigte sich Scholz sicher.

Die Regierungsparteien befinden sich am Scheideweg, der Streit um den Haushalt für das kommende Jahr eskaliert immer weiter. Im Mittelpunkt steht die Schuldenbremse, an welcher die FDP starr festhält. Mitten in diese Debatte platzt jetzt eine neue Studie zur Armut im Land, die die Frage nach höheren Sozialausgaben befeuern dürfte.


+++ Das könnte dich auch interessieren: Zündstoff für die Ampel: FDP-Vize Kubicki teilt aus – „Ohne uns“ +++


Eine Studie der Bertelsmann Stiftung offenbart, dass alleinerziehende Familien nach wie vor am stärksten von Armut betroffen sind. Als armutsgefährdet gelten die Haushalte dann, wenn deren Einkommen weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens aller Haushalte beträgt.

Armut in Deutschland: Über vier von zehn Familien betroffen

Dem Bericht folgend liegen mehr als vier von zehn alleinerziehende Familien unterhalb dieses Niveaus. Von den 1,7 Millionen Betroffenen mit minderjährigen Kindern galten im Jahr 2023 41 Prozent (mehr als 700.000) als einkommensarm. Besonders alleinerziehende Mütter, die knapp 82 Prozent der Ein-Eltern-Familien darstellten, seien gefährdet.


Mehr Nachrichten für dich:


Seit 2019 nahm die Zahl der alleinerziehenden Familien leicht zu. 87 Prozent der alleinerziehenden Väter und 71 Prozent der alleinerziehenden standen in einem Arbeitsverhältnis. Knapp die Hälfte aller Kinder, die in einer Familie mit Bürgergeld-Bezug leben, wachsen nur mit einem Elternteil auf.

Der Vergleich mit Paar-Familien enthüllt ein großes Gefälle: Hier galten nur 8 Prozent als gefährdet (bei einem Kind). Sofern sie zwei Kinder hatten, stieg der Prozentsatz auf 30 Prozent.


+++ Das könnte dich auch interessieren: Krankenkasse: Wegen Heinz Hoenig wird diese Forderung wieder laut – „Recht hat sie!“ +++


Die prekären Situationen kämen vor allem durch ausfallende Unterhaltszahlungen zustande. Das hohe Risiko lässt die Debatte um eine höhere soziale Stütze aufkochen. „Trotz einzelner sinnvoller Maßnahmen, wie Reformen des Unterhaltsvorschusses und des Kinderzuschlags, ist es noch immer nicht gelungen, die belastende Situation für viele Alleinerziehende entscheidend zu verbessern“, sagte Antje Funcke, die Bertelsmann-Expertin für Familienpolitik.

Die Stiftung gelangt zu dem Schluss, dass insbesondere an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefeilt werden müsse. Neben der Bereitstellung der nötigen Infrastruktur, beispielsweise dem Ausbau der Kitaplätze, gehöre dazu auch die Erweiterung der Arbeitszeitmodelle. Außerdem müsse die Politik mehr Anreize für Väter setzen, damit sie mehr Verantwortung für ihre Kinder übernehmen.