Der Nachrücker in der Bundesregierung wird dem Kanzler gefährlich. Kein deutscher Politiker ist aktuell so beliebt wie Verteidigungsminister Boris Pistorius. Nun legte er am Wochenende wieder zwei souveräne Auftritte hin, während Olaf Scholz die Ampel-Koalition nicht in den Griff bekommt.
Warum Boris Pistorius mit Blick auf die Bundestagswahl 2025 für Kanzler Scholz zum ernsthaften Konkurrenten in der SPD werden kann.
Kann Boris Pistorius alles?
„Gibt es etwas, was Pistorius nicht kann?“, fragt ein X-Nutzer (früher Twitter) und postet dazu einen Ausschnitt vom ZDF-Sportstudio. Da war Pistorius am Samstagabend zu Gast, versenkte zwei Treffer an der Torwand und gewann gegen Prinz Harry, der torlos blieb. Von einem 2:0-Sieg gegen die englische Nationalmannschaft ist der DFB aktuell so weit entfernt wie Kanzler Scholz von den Beliebtheitswerten seines Ministers.
Laut ARD-Deutschlandtrend sind 52 Prozent der Befragten aktuell mit Pistorius zufrieden. Platz eins. Bei Scholz sieht es vernichtend aus: Nur 25 Prozent sind zufrieden mit dem Regierungschef. Auch beim Meinungsforschungsinstitut INSA ist Pistorius der Spitzenreiter im Politiker-Ranking, vor Markus Söder und Sahra Wagenknecht. Abgeschlagen auf Platz 12: Olaf Scholz.
Beliebter, schlagfertiger und pathetischer als Olaf Scholz
Pistorius legte nicht nur einen Glanzauftritt im Sportstudio hin, sondern einen Tag später auch noch bei seiner Rede bei den Invictus Games für Veteranen in Düsseldorf. Mit viel Pathos in der Stimme versprach er auf Englisch den anwesenden Ukrainern, dass ihr Land so lange unterstützt werde, bis der russische Aggressor besiegt sein wird. Er bewundere den Mut der Ukrainer. Sie würden nicht für sich selbst kämpfen, sondern für die Freiheit und Sicherheit von uns allen. Standing Ovations in der Arena – für die anwesenden ukrainischen Sportler, aber auch für die wortgewaltige Ansprache!
Auch im Bundestag bewies Boris Pistorius in der vergangenen Woche rhetorisches Talent und zeigte, dass er austeilen kann. Er fertigte die Union ausgerechnet mit einem Zitat von CSU-Legende Franz-Josef Strauß ab: „Ein Kehlkopf ersetzt noch keinen Kopf.“
Die zwei SPD-Männer gehören zu einer Generation
Boris Pistorius kann für den farblosen Olaf Scholz zum wichtigsten Wahlkampfhelfer bei der Bundestagswahl 2025 werden. Oder aber zu einem innerparteilichen Konkurrenten. Das Problem: Pistorius kann nicht auf seine Chance warten, selbst ins Kanzleramt zu kommen. Er ist 63, nur zwei Jahre jünger als Scholz. Sie gehören zu einer Generation.
Schon 2019 versuchte der Niedersachse, der sich bundesweit als Innenpolitiker („roter Sheriff“) einen Namen machte, bundespolitisch in die erste Reihe aufzusteigen. Zusammen mit Petra Köpping kandidierte er für den SPD-Vorsitz – und scheiterte dabei ebenso wie Olaf Scholz. Nun sitzen sie doch zusammen als führende Köpfe ihrer Partei an einem Kabinettstisch.
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Als Team – oder im Wettbewerb? Könnte die SPD tatsächlich das Pferd wechselt und mit einem anderen Kanzlerkandidaten in den Wahlkampf gehen? Aktuell kaum vorstellbar – aber Scholz muss nun aus dem Quark kommen, wenn er eine Diskussion darüber im Keim ersticken will.