Alle Jahre wieder geht die Diskussion von neuem los. Kaum soll das Bürgergeld angehoben werden, steht schon wieder die Frage im Raum, ob sich denn Arbeiten überhaupt noch lohne. Zuletzt meinte CDU-Boss Friedrich Merz sogar, dass Menschen mit „staatlichen Transferleistungen am Ende des Jahres mehr herausbekommen“ könnten als das arbeitende Volk (hier mehr dazu).
Das Kontra ließ nicht lange auf sich warten. Was bei der ganzen Diskussion aber unterzugehen droht: Die tatsächliche Not derjenigen, die auf staatliche Hilfen wie eben Bürgergeld angewiesen sind. Das Beispiel von Thomas Wasilewski aus Mönchengladbach ist dabei nur eines von vielen. Gegenüber dem ARD-Magazin „Monitor“ offenbarte er, wie dramatisch seine Lage gerade wirklich ist.
Bürgergeld-Empfänger haut auf den Tisch
Aber von Anfang an: Sozialminister Hubertus Heil (SPD) hatte angekündigt, dass das Bürgergeld im nächsten Jahr um zwölf Prozent angehoben werden soll. Die Opposition – insbesondere die Union und AfD – lief dagegen Sturm: Sowohl Unionsfraktionschef Friedrich Merz als auch sein Vize Jens Spahn begegneten dem Plan mit heftiger Kritik.
„Der Alltag mit Bürgergeld ist sehr, sehr schwierig“, erzählt Thomas Wasilewski dem ARD-Magazin „Monitor“. „Spätestens am 23. bin ich pleite und weiß selbst nicht mehr, wovon ich leben soll.“ Natürlich spielt dabei auch die derzeitige Inflationslage eine Rolle. Auch für Bürgergeld-Empfänger kannten die Preise im Supermarkt schließlich fast nur eine Richtung: Nach oben. Mit 502 Euro (Regelsatz für Alleinerziehende) muss man da erst einmal über die Runden kommen. Ab Januar soll der Satz auf 563 Euro angehoben werden.
„Dann hat man eine tiefe Verzweiflung“
Thomas Wasilewski ist 60 Jahre alt, verheiratet und hat drei Söhne. Er selbst bezeichnet sich als „einer von vielen Armutsbetroffenen in Deutschland“. Früher hat er einmal Langzeitarbeitslosen eine Arbeit vermittelt. Dann schlug aber das Schicksal zu. Er erkrankte schwer am Herz, konnte nicht mehr arbeiten und rutschte schließlich ins Bürgergeld. Immer wieder kommt es bei ihm vor, dass schon weit vor Ende des Monats kein Geld mehr bei ihm übrig ist.
„Dann hat man eine tiefe Verzweiflung, dann können Sie nachts nicht mehr schlafen“, erklärt er weiter im Gespräch mit dem ARD-Magazin, „und wünschen sich nur noch den Tag, an dem sie sich was zu essen kaufen können.“
Mehr Themen:
Seine Meinung zur Kritik der Opposition ist eindeutig: Arbeit muss sich lohnen, soviel ist auf für ihn klar. „Da muss es einen Abstand geben, der muss auch groß genug sein“, sagt er. „Aber den erreicht man meiner Meinung nach nicht dadurch, dass man die Sozialleistungen streicht, sondern indem man die Löhne anhebt. Dann lohnt sich Arbeit.“ (mit dpa)