Während über die Abschaffung des Bürgergelds und über „faule Arbeitsunwillige“ diskutiert wird, rückt oft die Realität der Empfänger in den Hintergrund. Das will eine Mutter ändern und wird laut.
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Auf TikTok zeigt Marbella Koch, beziehungsweise „Mama mit Budget“, wie viel sie für ihren Lebensunterhalt und den ihrer Kinder und Katze ausgibt und wie sie mit dem Geld haushaltet. Außerdem gibt sie in ihren Videos Tipps für Menschen, die Bürgergeld oder andere Sozialhilfe empfangen. Doch das ist nicht der Hauptcontent auf ihrem Kanal. Sie versucht, mit den Vorurteilen gegen Bürgergeld-Empfänger aufzuräumen. Immer wieder schlägt ihr auch Kritik und Hass entgegen, die sie dafür als Anlass nimmt.
„Ihr habt keine Ahnung!“: Bürgergeld-Mutter teilt aus
Auf einige der Kritikpunkte geht die Bezieherin ein. So beispielsweise auf den, dass Bürgergeld-Empfänger alle zu faul seien, um zu arbeiten. Damit wird auch die Mutter öfter konfrontiert. Darauf geht sie in einem Video ein: „Bürgergeld ist meistens der letzte Rettungsanker für Menschen, die in eine schwierige Situation gelangt sind. Doch warum Fakten checken, wenn das Internet doch eh wieder alles besser weiß?“
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Die Bürgergeld-Empfängerin legt noch eins drauf und wird sarkastisch: „An die Kommentatoren: Danke für Ihren Einsatz für die Gesellschaft von Deutschland.“ Tatsächlich liegt der Anteil der sogenannten Totalverweigerer, also Menschen, die trotz Arbeitsfähigkeit nicht arbeiten wollen, bei unter 0,3 Prozent. Der größte Teil der Bürgergeld-Empfänger sind Kinder unter 15 Jahren (1,6 Millionen von 5,5 Millionen Empfängern).
Auch den Vorwurf eines Users, die Sozialhilfe sei ein „Rundum-sorglos-Paket“, dementiert Mama mit Budget in einem Video ausführlich. „Wenn du einfach mal mit Leuten reden würdest, die aufstocken, die Bürgergeld bekommen, gerade wenn es Alleinerziehende mit Kindern sind“, dann würde der User „mitbekommen, dass Bürgergeld kein Rundum-sorglos-Paket ist, sondern nicht einmal für das Nötigste reicht. Teilweise reicht es noch nicht einmal für alle Lebensmittel.“
Bürgergeld-Empfänger würden an allen Ecken und Enden sparen, erklärt die Creatorin. „Sie können keine Renovierungen machen, sie können keine Kleidung kaufen. Und gerade wenn da Kinder involviert sind: Überlege dir mal, wie schlimm das ist. Du hast überhaupt keine Ahnung.“
Ein Rettungsanker oder ein Stigma?
Die Einschätzungen der Mutter werden durchaus von Sozialverbänden, Gewerkschaften und Experten geteilt. Sie argumentieren, dass die Leistungen trotz der Erhöhung nicht ausreichen, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu decken, insbesondere angesichts der Inflation, steigender Mieten und Energiekosten.
Kritiker bemängeln außerdem, dass das Bürgergeld die soziale Teilhabe und ein Leben in Würde für viele Menschen nicht ausreichend sicherstellt, was besonders Familien und Alleinerziehende betrifft.
Andererseits wird das Bürgergeld vor allem von konservativen und wirtschaftsnahen Kreisen kritisiert, da es ihrer Meinung nach zu teuer sei, die Arbeitsmoral schwäche und falsche Anreize setze.
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Befürworter betonen hingegen, dass es Armut reduziert, die Existenz sichert und Menschen mehr Würde und Unterstützung bietet. Die Debatte bleibt daher stark politisch aufgeladen.