„Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie halt Kuchen essen“ – dieser Satz wird der französischen Königin Marie Antoinette in den Mund gelegt. Es passt ins Bild einer abgehobenen Elite, auch wenn der Satz vermutlich nie so gefallen ist. Ein bisschen erinnert ein Bürgergeld-Eklat im bayerischen Landtagswahlkampf an diese historische Erzählung.
Von oben herab urteilt eine CSU-Kandidatin in Würzburg nun über Bürgergeld-Empfänger und deren Kinder.
CSU-Politikerin wettert gegen Bürgergeld-Empfänger
Da passt ins Bild, dass die Politikerin, die am 8. Oktober in den bayerischen Landtag gewählt werden will, selbst bislang hauptberuflich Zahnärztin ist. Dr. Andrea Behr dürfte also die Lebenswelt von Menschen, die finanzielle Existenzängste haben, fern sein. Bei einer Podiumusdiskussion der „Main-Post“ wetterte die 54-Jährige nun gegen hohe Sozialtransfers an Bürgergeld-Familien. Der Tenor: Denen geht es doch viel zu gut, erst recht mit der nächsten Erhöhung der Regelsätze zum Jahreswechsel.
Laut ihrer Beispielrechnung habe eine fünfköpfige Familie „2.204 Euro jeden Monat netto übrig“. Dieses Geld könne die Familie sogar „ansparen“! Zwischenruf aus dem Publikum: „Sollen die Kinder nix essen?“ Jetzt überspannt Behr den Bogen: „Sie können doch zur Tafel gehen. Sie sind doch tafelberechtigt…“ Im Saal ist ein deutliches Raunen zu hören. Der Fragesteller ist erschüttert und ruft: „Oh, lieber Gott!!!“
Tafel-Verband: „Widerlich abfällig gesprochen“
Der Ausschnitt aus der Podiumsdiskussion macht nun in den sozialen Netzwerken die Runde. Auch „Tafel Deutschland e.V.“, der Dachverband der über 960 Tafeln, hat sich dazu schon in aller Deutlichkeit geäußert.
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„Unverschämt. Ehrenamtliche Angebote, für vorübergehende Notsituationen gedacht, ersetzen nicht den Staat“, heißt es in dem Statement. „Dass sich die Not bei so vielen Menschen verfestigt hat, ist auch Folge der Politik von CSU und CDU. Statt etwas zu ändern, wird widerlich abfällig über Betroffene gesprochen.“