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Bekannter Pfarrer tritt aus CDU aus – Wut auf Merz: „Das ist ein Arschtritt“

Austritt aus der Merz-CDU! Ein Pfarrer ist zornig nach dem Tabubruch im Bundestag, Erstmals setzte die Union auf Stimmen der AfD.

Wegen des Abstimmungsverhaltens tritt ein bekannter Pfarrer aus der CDU aus.
© IMAGO/Zoonar

Reißt CDU-Chef Friedrich Merz die Brandmauer ein?

Im Streit um eine strengere Asylpolitik droht CDU-Chef Merz im Alleingang neue Gesetze zu verabschieden. Eine Mehrheit könnte er mit Hilfe der AfD erlangen. Reißt die Partei damit die Brandmauer ein oder stellt sie in Wirklichkeit die AfD bloß?

„Danke für nichts, Friedrich Merz“ Es ist eine emotionale Abrechnung mit dem Kanzlerkandidaten, die auf Instagram vor der Bundestagswahl enorme Wellen schlägt. Jörg Niesner ist 40 Jahre alt, evangelischer Pfarrer in Hessen und unter dem Account-Namen „wasistdermensch“ jemand, der den christlichen Glauben und sein Leben als Kirchemann modern im Netz präsentiert. Zudem war er politisch engagiert – seit 25 Jahren als Mitglied der CDU. Seit Mittwoch hat das ein Ende. Die Annäherung seiner bisherigen Partei mit der Rechtsaußen-Truppe von Alice Weidel hat ihn bitter enttäuscht.

+++ Auch spannend: Merz kassiert die Quittung: Heftige Ohrfeigen in zwei frischen Umfragen +++

Sein Clip, in dem er seinen Austritt verkündet, geht im Netz viral. Schon nach wenigen Stunden haben ihn mehr als 100.000 Menschen angeschaut.

Pfarrer enttäuscht und wütend: „Lieber Friedrich Merz – DAS geht auf deine Kappe!“

Niesner erklärt, dass er seit 25 Jahren Mitglied der CDU war, er zeigt sogar seine Ehrenurkunde in die Kamera. Er sei mit der Partei „durch Höhen und Tiefen“ gegangen, habe schon häufiger mal an einen Austritt gedacht, doch auch tolle Begegnungen gehabt, der Partei viel zu verdanken und manches vorangebracht. Dass er nun seiner politischen Heimat den Rücken kehrt, fällt ihm nicht leicht. Doch der Pfarrer ist wütend.

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Wütend für Merz und die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die „gemeinsame Sache mit den Rechtsradikalen“ gemacht habe. So adressiert er den CDU-Chef direkt: „Lieber Friedrich Merz- DAS hier geht auf deine Kappe!“ Der evangelische Geistliche fühlt sich getäuscht von der Spitze der Union: „Ich hätte überall und jederzeit da draußen behauptet: So etwas macht die CDU nicht. Und heute hat sie es doch getan!“

Austritt aus der CDU: „Nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbar“

Eigentlich vertrete er die Position, dass man in Zeiten des Aufstiegs des Rechtspopulismus nicht aus einer demokratischen Partei austreten sollte, so Niesner. Doch das Verhalten der Merz-Truppe sei „ein Arschtritt für all die Engagierten in der Partei, die in der demokratischen Mitte sind“. Gemeinsam mit der AfD abzustimmen, mache man nicht, denn das sei „brandgefährlich“. Daher, so der Pfarrer zum Abschluss seines Statements, sei seine Mitgliedschaft in der Union nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbar.


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Die Meinungen im Kommentarbereich unter dem Video sind mehrheitlich positiv. Der Pfarrer bekommt viel Applaus. So schreibt eine Kommentatorin: „Stark. Aufrechte Demokraten braucht das Land!“ Viele andere bedanken sich für seine Haltung oder schreiben, es sei ein richtiger Schritt. Eine Frau postet: „Hier auch, nach knapp 20 Jahren.“ Offenbar ist sie bislang auch CDU-Mitglied gewesen und will nun austreten. Wenige Kommentatoren aber meinen, die Verantwortung für die Situation liege in Wahrheit bei SPD und Grünen, weil sie nicht mitgestimmt hätten, und kritisieren das Demokratieverständnis des Ex-CDU-Mitglieds Niesner.