Der 7-Tage-Inzidenzwert in Deutschland bei Corona-Neuansteckungen fällt weiter. Mittlerweile liegt er unter 10.
Haben wir den Corona-Albtraum also bald schon überstanden? Der Sommer scheint gut zu werden, doch Delta-Mutante könnte in den nächsten Monaten zu einer neuen Gefahr werden. Immer mehr Virologen und Politiker sind beunruhigt.
Newsblog: Corona in Deutschland
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Corona in Deutschland (Stand 21. Juni):
- 7-Tage-Inzidenz: 8,6
- Neue Corona-Fälle: 346
- Corona-Tote insgesamt: 90.395
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Montag, 21. Juni
06:35 Uhr: DAS gab es seit dem Hochsommer 2020 nicht mehr
Erstmals seit zehn Monaten haben die Gesundheitsämter weniger als 500 Neuinfektionen binnen eines Tages an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet. So registrierte das RKI 346 neue Fälle, wie aus Zahlen vom Montagmorgen hervorgeht.
Zuletzt hatte die Zahl der Neuinfektionen pro Tag am 10. August mit 436 unter der Schwelle von 500 gelegen. Montags sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Die 7-Tage-Inzidenz gab das RKI am Montagmorgen mit bundesweit 8,6 an (Vortag: 8,8; Vorwoche: 16,6; Vormonat: 67,3).
Sonntag, 20. Juni
21.54 Uhr: Kein einziger Corona-Fall! Bundesland meldet 0 Neuinfektionen
Wow! Wie das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ berichtet hat ein Bundesland am Sonntag offenbar tatsächlich 0 Neuinfektionen zu melden. Es ist eines der Vorbilder-Länder in Sachen Corona gewesen, jetzt steht erstmals die magische 0: Schleswig-Holstein hatte als eines der ersten Bundesländer stabil niedrige Inzidenzen und geht offenbar komplett ohne Neuinfektionen aus dem Sonntag.
Das gehe laut „RND“ aus Daten der Landesmeldestelle in Kiel hervor. Was man allerdings dabei beachten muss: Am Wochenende und an Feiertagen ist die Zahl der gemeldeten Fälle immer geringer.
9.57 Uhr: München – zig Corona-Verstöße während Fußballfest
Der erste Sieg der Deutschen bei der Fußball-EM wird in München gefeiert – von Tausenden in der Stadt und Tausenden im Stadion. Wobei besonders Letztere den Groll des bayerischen Gesundheitsministers auf sich ziehen. Den 4:2-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft über Portugal im EM-Vorrundenspiel haben Tausende Fans im Stadion und in München feucht-fröhlich gefeiert.
Getrübt wurde der Sieg aus Sicht des bayerischen Gesundheitsministers durch die Ignoranz Tausender Fans im Stadion – denn sie hatten nicht wie vorgeschrieben eine FFP2-Maske im Gesicht auf. Klaus Holetschek (CSU) kritisierte dies als fahrlässig, nachdem die Spitzenpolitik die fehlende Masken-Motivation Tausender Fans kritisiert hatte.
In den Münchner Biergärten hielten sich nicht alle Menschen im Freudentaumel an die Abstandsregeln. Stattdessen lagen sich nach den Toren der deutschen Fußball-Nationalmannschaft die Fans in den Armen und waren dicht an dicht gedrängt, wie Reporter berichteten.
Im Kampf gegen das Coronavirus gelten in München nach wie vor bestimmte Regeln. So muss etwa in der Außengastronomie zwischen den erlaubten Gruppentreffen weiterhin Abstand gehalten werden.
Samstag, 19. Juni
22.12 Uhr: Minister geht auf EM-Fans los – „Der DFB ist nun endgültig aufgefordert!“
Erneut haben Tausende Fans im Münchner Stadion die Maskenpflicht auf den Rängen ignoriert und sind dafür vom bayerischen Gesundheitsminister scharf kritisiert worden. „Ich finde es fahrlässig, dass sich schon wieder viele Fans im Fußballstadion nicht an die Spielregeln gehalten haben“, sagte CSU-Politiker Klaus Holetschek am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur. „Der DFB ist nun endgültig aufgefordert, plausibel darzulegen, wie er beim nächsten Spiel am Mittwoch die Masken-Regeln um- und durchzusetzen will.“ Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist Ausrichter der vier EM-Spiele in der bayerischen Landeshauptstadt.
Auch beim ersten Gruppenspiel der Deutschen gegen Frankreich am Dienstag hatten in der Münchner Arena nur wenige Zuschauer die vorgeschriebenen FFP2-Masken auf. Nach Kritik insbesondere aus der Politik sagten die Organisatoren zu, die Zuschauer auf den Rängen verstärkt zum Tragen von Masken zu bewegen. Offensichtlich mit wenig Erfolg, wie am Samstag auch auf Fernsehbildern aus dem Stadion zu erkennen war. Nur vereinzelt hatten Fans Masken über Nase und Mund gezogen.
Im Kampf gegen das Coronavirus müssen Besucher während der ganzen Zeit im Münchner Stadion eine FFP2-Maske tragen. Die Polizei hatte schon beim ersten Spiel nach Angaben eines Sprechers festgestellt, „dass die überwiegende Mehrheit (etwa zwei Drittel) der anwesenden Zuschauer auf den Sitzplätzen keinen vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz trug“.
Der Gesundheitsminister warnte: „Gerade die hochansteckende Delta-Variante ist gefährlich. Sie könnte die zuletzt stark gesunkenen Infektionszahlen wieder in die Höhe schnellen lassen“. Gleichzeitig sei die Maske eine Voraussetzung dafür gewesen, dass EM-Spiele mit Zuschauern überhaupt zugelassen worden waren. Ob die bayerische Staatsregierung für die kommenden beiden Spiele in München Konsequenzen aus den Verstößen zieht, blieb erst einmal unklar.
15.40 Uhr: Söder mit übler Prognose über Delta-Variante
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat vehement vor der Delta-Variante des Coronavirus gewarnt. Die zuerst in Indien bekannt gewordene und inzwischen etwa in Großbritannien vorherrschende Virusvariante werde in drei bis vier Wochen in Deutschland dominierend sein, sagte Söder am Samstag auf der Landesversammlung der Jungen Union Bayern in Unterhaching. Sie sei acht Mal ansteckender als die Ausgangsvariante.
„Wer zu früh aufsteht in einem Krankheitsfall, der riskiert einen schweren Rückschlag“, sagte Söder. Die Wissenschaftler hätten in früheren Wellen fast punktgenau vorhergesagt, wann es wieder zu größerem Infektionsgeschehen kommen wird. „Ich lasse nicht zu, dass wegen kleiner Interessen am Ende das ganze Land in Mitleidenschaft gezogen wird“, sagte der Regierungschef und verteidigte seine vorsichtige Corona-Linie. Wichtig sei es jetzt, das Impftempo – vor allem bei den Zweitimpfungen – zu erhöhen. „Es kommt jetzt auf jeden Tag an.“
15.30 Uhr: Drosten schlägt Alarm wegen Delta Variante: „Müssen das wirklich ernst nehmen“
Nach Einschätzung des Charité-Virologen Christian Drosten muss Deutschland die Delta-Variante in der Pandemie ab sofort ernst nehmen. „Ich bin mittlerweile so weit, dass ich sage, wir sind hier jetzt im Rennen in Deutschland mit der Delta-Variante“, sagte Drosten am Freitagabend auf dem Online-Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin. „Wir müssen das ab jetzt wirklich ernst nehmen.“
Nach einer Analyse des Robert Koch-Instituts für die erste Juniwoche hatte sich der Anteil der Delta-Variante in Deutschland innerhalb von nur einer Woche auf sechs Prozent fast verdoppelt. In den Wochen zuvor stagnierte diese Mutante bundesweit eher um die zwei Prozent. Auch jetzt liegt sie noch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau – allerdings im Rückblick. „Vom Gefühl her kann ich sagen, uns rufen immer mehr Leute an, die Ausbrüche beschreiben, immer mehr Labore“, berichtete Drosten. Im Süden Dänemarks und in Schleswig-Holstein gebe es gerade ein Ausbruchsgeschehen. „Das erinnert mich an den Beginn der B.1.1.7-Epidemie in Deutschland, wo es genauso war“, sagte der Virologe.
11.35 Uhr: Polizei löst illegale Rave-Party auf
Die französische Polizei hat in der Bretagne eine illegale Rave-Party mit 1500 Feiernden aufgelöst. Bei dem Einsatz mit mehr als 400 Beamten auf einer Pferderennbahn nahe Redon seien fünf Polizisten verletzt worden, teilten die örtlichen Behörden am Samstag mit. Außerdem habe ein 22-jähriger Partygänger eine Hand verloren. Die Behörden hatten die Veranstaltung im Vorfeld untersagt. In Frankreich gilt eine coronabedingte Ausgangssperre ab 23.00 Uhr, die ab Sonntag aufgehoben werden soll.
Der Präfekt des Départements Ille-et-Vilaine, Emmanuel Berthier, berichtete von „sehr gewaltsamen Zusammenstößen“ zwischen den Ravern und der Polizei. Die Beamten wurden nach Behördenangaben „mit Molotowcocktails, Petanque-Kugeln und Teilen von Hohlblocksteinen“ beworfen. Die Rave-Party fand den Angaben zufolge im Gedenken an einen jungen Mann statt, der vor zwei Jahren während eines Polizeieinsatzes auf einem Musikfestival in Nantes in die Loire stürzte und starb.
07.48 Uhr: Inzidenz erstmals unter 10
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Fälle ist erstmals seit gut neun Monaten wieder im einstelligen Bereich. Das Robert-Koch-Institut gab den Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner am Samstag unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mit 9,3 an. Am Freitag hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei 10,3 gelegen, am Samstag vergangener Woche bei 18,3. Zuletzt war am 13. September ein einstelliger Inzidenzwert auf Bundesebene registriert worden.
Das RKI meldete am Samstag 1108 Corona-Neuinfektionen. 99 Infizierte starben. Am Samstag vergangener Woche waren 1911 Neuinfektionen sowie 129 Todesfälle registriert worden.
07.23 Uhr: 36,2 Grad in Deutschland – illegale Party ruft Polizei auf den Plan
In der Nacht kam es aufgrund des Wetters zu zahlreichen Polizeieinsätzen. Die Polizei in Hamburg löste in der Nacht zum Samstag eine Party von rund 3000 Menschen im Stadtpark auf. Aufgrund des Nichteinhaltens der geltenden Corona-Regeln habe die Polizei zunächst mit Scheinwerfern versucht, die Gruppe zum Gehen zu bewegen, sagte ein Sprecher der Polizei. Da dies jedoch nicht gelang und immer wieder Gruppen von 100 – 200 Personen gebildet wurden, entschied sich die Polizei, das Gelände zu räumen. Dabei kam es vereinzelt zu Flaschenwürfen auf die Polizeibeamten.
07.00 Uhr SPD-Gesundheitsexperte gegen EM-Spiele in London
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat angesichts wieder steigender Corona-Infektionszahlen London als Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft kritisiert. Es sei unvertretbar, dass in England Fußballspiele mit Zuschauern stattfänden, sagte der Politiker der Mediengruppe „RTL/ntv“. „Die Delta-Variante ist einfach zu gefährlich. Das ist eine Gefährdung der Bürger Englands und der Bürger Europas. Man müsste die Spiele in ein anderes europäisches Land verschieben“, sagte Lauterbach.
Allerdings sprach er sich dagegen aus, München als möglichen Ersatzort ins Spiel zu bringen. „Es wäre unglücklich, wenn man einen Vorschlag macht, der das eigene Stadion und die eigenen Fans bevorzugt. Wir wären nicht glaubwürdig, wenn wir England vorschlagen, dass die Spiele stattdessen bei uns stattfinden sollen“, erklärte der Politiker.