Deutschland gilt als der Wirtschaftsmotor der Europäische Union, doch dieses Image bröckelt gewaltig. In den zurückliegenden fünf Jahren ist das Bruttoinlandsprodukt insgesamt lediglich um 0,1 Prozent gewachsen. Das geht aus einem Gutachten des Sachverständigenrats der Bundesregierung hervor. Nachdem die Wirtschaft im Jahr 2023 bereits um 0,3 Prozent geschrumpft ist, wird auch für 2024 ein Rückgang um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Und 2025? Glaubt man Ökonomen, ist die Talfahrt noch lange nicht vorbei.
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Würde die deutsche Wirtschaft stagnieren, wären die Problematiken nur halb so groß. Doch seit 2021 baut der Sektor konstant ab. Laut dem Jahresgutachten des Sachverständigenrats liegt das deutsche Produktionspotenzial in 2024 fünf Prozent unter jenem, welches 2019 für das Jahr 2024 erwartet worden sei. „Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland wirtschaftlich deutlich hinterher. Dies legt in der Gesamtschau zunehmend nahe, dass die deutsche Volkswirtschaft sowohl von konjunkturellen als auch von strukturellen Problemen ausgebremst wird“, heißt es in dem Dokument.
Deutsche Wirtschaft: Pessimismus unter den Verbänden
Die Hoffnungen, dass es unter einer neuen Regierung ein Wiedererstarken gibt, werden jetzt jedoch getrübt. Die aktuelle Situation bewerten die Wirtschaftsverbände überwiegend als noch schlechter als vor einem Jahr. Der Blick auf 2025 ist angesichts der anhaltenden Krisen und der Bürokratie kein positiver. Dies geht aus der jährlichen Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft unter den Branchenverbänden hervor.
„Selten war die aktuelle wirtschaftliche Lage so besorgniserregend. Aus den vergangenen 100 Jahren kennen wir etliche Krisen, aber keine war so vielschichtig mit so vielen Ursachen wie die, in der wir jetzt stecken.“
Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft
Demnach sprechen 63 Prozent der Unternehmen von einer Verschlechterung der Umstände. Nur vier Wirtschaftsbereiche berichten von einer Verbesserung der Situation binnen des letzten Jahres.
Weiterer Stellenabbau in 2025 befürchtet
„Arbeit, Material und Energie sind bei uns teuer, überbordende Bürokratie lähmt, die unsichere Lage auf dem Weltmarkt schwächt den Export, das politische Chaos im Inland die Investitionen. (…) Die nächste Bundesregierung steht vor der großen Aufgabe, eine nachhaltige wirtschaftliche Perspektive zu schaffen“, so Hüther gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Auch in 2025 rechnen 20 der 49 Verbände mit einem Rückgang der Produktion in ihrem Bereich, 13 rechnen mit einer Stagnation. Immerhin 16 gehen von einer Steigerung aus. In puncto Personalabbau ist die Stimmung innerhalb der Wirtschaft ebenfalls getrübt: 25 Verbände, zum Beispiel die Eisen- und Stahlindustrie, erwarten in ihrem Sektor einen Stellenabbau. Lediglich sieben, unter anderem die Pharmaindustrie, gehen von mehr Beschäftigten aus.