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Balkan-Pulverfass bei EM: Schon 5 Skandale nach 10 Tagen

Die EM soll ein multikulturelles Fest sein und die Gesellschaft vereinen. Doch immer mehr Ausschreitungen rund um den Balkan trüben das Bild.

Immer mehr Skandale rund um die Balkanstaaten erschüttern die EM.
© IMAGO/SOPA Images

Reden wir drüber: Wieviel Flagge zeigen bei der EM ist eigentlich ok?

Die EM ist zurück in Deutschland und mit ihr die Flaggen. Doch sind diese Deutschland-Symbole nur patriotisch oder auch nationalistisch?

Langsam aber sicher geht die EM in die heiße Phase. Am Sonntagabend (23. Juni) hat sich die Deutsche Nationalmannschaft erfolgreich für das Achtelfinale qualifiziert, in den kommenden Tagen wollen die weiteren Mitfavoriten nachziehen. Doch es gibt auch solche Szenen, die die Partystimmung trüben.

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Während Anhänger aus Deutschland, den Niederladen oder der Türkei das Turnier mit ihrer positiven Stimmung bisher versüßt haben, gibt es Fan-Begegnungen, die für Ärger sorgen. Doch auch die Profis verhalten sich nicht einwandfrei.

EM: Albanien-Profi stimmt Hetze an

Das zeigt der jüngste EM-Skandal um Albanien-Profi Mirlind Daku. Nach dem 2:2-Unentschieden seiner Mannschaft gegen Kroatien am Mittwoch (19. Juni) im Hamburger Volksparkstadion will er ausgelassen mit den Fans feiern. Der 26-Jährige schnappt sich ein Megafon und rennt in die Kurve. Doch dann wird es ernst: Er stimmt ein Lied an, welches sich im Nachhinein als nationalistische Hetze entpuppt.


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Der Fußballverband wird auf die Szenen aufmerksam und reagiert unmittelbar.

„Die Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer hat entschieden, den Spieler des Albanischen Fußballverbandes, Mirlind Daku, für insgesamt zwei Uefa-Wettbewerbsspiele der Nationalmannschaft, für die er ansonsten spielberechtigt wäre, zu sperren, weil er die allgemeinen Verhaltensgrundsätze nicht beachtet, gegen die Grundregeln des anständigen Verhaltens verstoßen, Sportveranstaltungen für unsportliche Äußerungen genutzt und den Fußballsport in Verruf gebracht hat.“

offizielle Mitteilung der UEFA

Der Spieler hat sich via Social Media für sein Fehlverhalten entschuldigt, die Strafe bleibt dennoch bestehen. Zusätzlich muss der albanische Verband laut eigenen Angaben eine Geldstrafe in Höhe von 22.500 Euro für gegrölte „Tötet Serben“-Parolen einiger albanischer Anhänger während des Spiels zahlen.

Spiele mit Balkanstaaten politisch aufgeladen

Es war jedoch nicht die erste EM-Schlagzeile rund um die Balkanstaaten. Auch ein TV-Reporter aus dem Kosovo hat bereits für politischen Wirbel gesorgt. Der kosovo-albanischen Sportjournalist Arlind Sadiku soll im Rahmen der Partie zwischen Serbien und England (16. Juni) mit seinen Händen das umstrittene „Adler“-Zeichen in Richtung der serbischen Fans geformt haben. Die Geste symbolisiert den Doppeladler auf der albanischen Flagge.

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Dass Sadiku die Geste ausgerechnet in Richtung der Kurve gemacht hat, ist eine Anspielung auf den dauerhaften Staaten-Konflikt. Serbien erkennt die Unabhängigkeit des Kosovo nicht an. Im Jahr 1999 gab es einen Krieg um diese Region. Die UEFA reagierte auf die Provokation und entzog dem Journalisten seine Akkreditierung für das gesamte Turnier.

Doch die serbischen Fans sind keinesfalls harmloser. Sie vielen bereits durch eine heftige Schlägerei mit englischen Fans auf. Am Donnerstag (20. Juni) kursiert dann auch noch ein erschreckendes Video in den sozialen Medien: auf diesem ist zu sehen, wie serbische Fans in der Münchener U6 einen Mann mit dunkler Hautfarbe schlagen und treten. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Und auch das Spiel zwischen Deutschland und der Schweiz (23. Juni) hat einen Skandal parat. Hinter einem Tor präsentieren Anhänger der Schweiz die rot-gelb-schwarze Flagge der kosovarischen Befreiungsarmee UCK. Der Untergrundorganisation werden etliche Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Insbesondere an serbischen Gefangenen sollen sich die Guerilla-Kämpfer während des Kosovokrieges (1998 bis 1999) vergriffen haben. Im Raum stehen in erster Linie Organhandel und Auftragsmorde. Viele Führungskräfte der UCK wurden vom Kosovo-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt. Der Aufschrei in Serbien ist groß!

Auffällig ist, dass diese EM-Eskalationen immer wieder in Konstellationen mit Balkanstaaten stattfinden. „Es gibt in der gesamten Region des Ex-Jugoslawiens eine sehr vergiftete nachbarschaftliche Koexistenz“, sagte Balkan-Experte Vedran Dzihic im Gespräch mit ZDFheute. Die blutigen Kriege während der 1990er-Jahre hätten die Bevölkerungen tief gespalten. Die ohnehin aufgeheizte Stimmung würde durch „politische Eliten in der gesamten Region zur Aufhetzung gegen die jeweils anderen genutzt“. Der Nationalismus würde sich im Fußballstadion manifestieren, die EM biete hierfür die ideale Bühne.