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Joshua Kimmich: „Absolut rassistisch“ – Nationalspieler kritisiert ARD-Umfrage

In einer ARD-Umfrage wünschen sich einige Teilnehmer mehr weiße Spieler im Nationalteam. Joshua Kimmich wettert dagegen!

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u00a9 imago/MIS

Das ist der DFB-Kader für die EM 2024

Das ist der Kader, mit dem Bundestrainer Julian Nagelsmann die Heim-EM 2024 angehen wird.

Kurz vor der Heim-Europameisterschaft sorgt eine umstrittene ARD-Umfrage für hitzige Debatten: Jeder fünfte Deutsche wünscht sich demnach mehr weiße Spieler im Nationalteam. Joshua Kimmich, Mittelfeldstar des FC Bayern München, zeigt sich entsetzt und nennt die Umfrage „absolut rassistisch“.

„Absoluter Quatsch“

„Gerade wer im Fußball aufgewachsen ist, weiß, dass das absoluter Quatsch ist“, erklärt Kimmich entschlossen. Der 29-Jährige, der sich seit Jahren für Diversität und Integration einsetzt, sieht im Fußball ein Paradebeispiel für gesellschaftlichen Zusammenhalt.

„Der Fußball vereint verschiedene Nationen, Hautfarben und Religionen. Genau darum geht es auch bei uns in der Mannschaft“, betont er. „Ich würde viele Spieler sehr vermissen, wenn sie nicht hier wären. Das hat keinen Platz bei uns in der Kabine.“

Umfrage sorgt für Empörung

Die Umfrage, die von Infratest dimap im Auftrag des WDR durchgeführt wurde, zeigt, dass 20 Prozent der Befragten es bevorzugen würden, wenn die Nationalmannschaft wieder überwiegend aus weißen Spielern bestünde. Eine deutliche Mehrheit von 65 Prozent lehnt diese Ansicht jedoch ab und begrüßt die multikulturelle Vielfalt im Team.

Besonders auffällig: Die politische Zugehörigkeit der Befragten spielt eine Rolle. Während 49 Prozent der AfD-Anhänger und 38 Prozent der Unterstützer des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) der Meinung sind, es sollten mehr weiße Spieler im Nationalteam sein, zeigt sich der Großteil der anderen Parteien offen für Diversität im Fußball.

Die Umfrage wurde für die TV-Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ durchgeführt. Dazu wurden am 2. und 3. April 1304 zufällig ausgesuchte Wahlberechtigte telefonisch und online befragt.

Kimmich: „Es geht darum, das Land zu vereinen“

Für Kimmich ist die Diskussion angesichts der bevorstehenden Heim-EM schädlich: „Wenn man bedenkt, dass wir vor einer Heim-EM stehen, ist es schon absurd, so eine Frage zu stellen, wo es eigentlich darum geht, das ganze Land zu vereinen. Es geht jetzt nur darum, gemeinsam Großes zu erreichen. Wir als Mannschaft versuchen, alle Menschen in Deutschland hinter uns zu bringen“, sagte der 29-Jährige.

In den sozialen Medien erhält Kimmich breite Unterstützung. Viele Nutzer bezeichnen die Umfrage als spaltend und unnötig, während andere die Wichtigkeit einer offenen Diskussion über Identität und Zugehörigkeit im Sport betonen.



„Sportschau“ verteidigt Umfrage

Die „Sportschau“ verteidigt die Entscheidung, die Umfrage durchzuführen. „Bei den Dreharbeiten sind unseren Autoren rassistische Aussagen über die Nationalmannschaft begegnet“, heißt es in einem Statement. Um zu prüfen, ob diese Meinungen repräsentativ seien, habe der WDR die Umfrage in Auftrag gegeben.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich bisher nicht offiziell zu den Umfrageergebnissen geäußert.