Die deutsche Nationalmannschaft wird bei der Europameisterschaft im eigenen Land oben mitmischen, da sind sich die DFB-Fans sicher. Der souveräne 5:1-Auftaktsieg gegen Schottland gibt ihnen, zumindest auf einen ersten Blick, recht. Doch der Kreis der EM-Favoriten ist groß, neben Spanien und Portugal sind vor allem die Franzosen zu nennen.
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Der Weltmeister von 2018 und Zweitplatzierte der FIFA-Weltrangliste trumpft mit zahlreichen Starspielern auf, gegen Österreich reichte es dennoch nur zu einem 1:0-Zittersieg. Entscheidender Faktor gegen das Team von Ralf Rangnick: Kylian Mbappé.
EM 2024: Kylian Mbappé mit dringendem Appell an seine Fans
Der Dribbelkünstler führt seine Mannschaft bei dieser EM als Kapitän aufs Feld und geht auf dem Grün voran – doch nicht nur dort. Denn kurz vor dem ersten Frankreich-Auftritt sorgte der 25-Jährige mit einem klaren politischen Statement für Aufmerksamkeit. Auf der Pressekonferenz nutzte er seine Popularität, um ein Zeichen gegen den Rechtsruck zu setzen.
„Wir können etwas verändern. Wir haben die Zukunft unseres Landes in unserer Hand. Ich rufe alle jungen Menschen auf, zur Wahl zu gehen. Dies ist ein wichtiger Moment in der Geschichte unseres Landes. Vielleicht ist er so wichtig wie noch nie.“
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Grund für seine Sorgenfalten ist das verheerende Ergebnis der Europawahl. Während die AfD hierzulande mit 15,9 Prozent das stärkste Ergebnis bei einer deutschlandweiten Wahl erringen konnte, ist der Rechtsruck in Frankreich noch extremer. Die rechtsnationale Partei Rassemblement National von Marine Le Pen ging als klarer Sieger aus der Europawahl hervor. Mit 31,37 Prozent holten die Rechtspopulisten mehr als doppelt so viele Stimmen wie das liberale Wählerbündnis Besoin d’Europe des französischen Präsidenten Emmanuel Macron (14,60 %).
Rechtsruck in Frankreich: Neuwahlen als taktischer Schachzug?
Die herbe Niederlage veranlasste den 46-Jährigen dazu, bereits eine Stunde nach Bekanntgabe des Ergebnisses Neuwahlen auszurufen. Er löste die Nationalversammlung auf und kündigte Parlamentswahlen für den 30. Juni und den 7. Juli an. Damit geht Macron auf die Forderungen des Rassemblement National ein. Zusammengenommen hätten die rechten Parteien in Frankreich fast 40 Prozent erreicht und ihn so zur Auflösung der Nationalversammlung gezwungen.
„Dies ist ein entscheidender Moment für eine Klarstellung. Ich habe Ihre Botschaft und Ihre Bedenken gehört und werde sie nicht unbeantwortet lassen. Frankreich braucht eine klare Mehrheit“, sagte Macron kurz nach dem Wahl-Debakel. Macron sucht die Flucht nach vorne. Laut Informationen der „Bild“ wolle er mit den Neuwahlen eine Regierungsbeteiligung der Rechtsextremen bezwecken und sie so „entzaubern“.
Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland rechnet man damit, dass die Partei von Marine Le Pen auch die nationalen Wahlen gewinnen wird. Kylian Mbappé will das verhindern, anders ist seine klare Positionierung bei der EM nicht zu verstehen. Der Extremismus würde die Menschen in seinem Land entzweien. Der französische Fußballverband hatte eigentlich vor einer zu großen Politisierung des Turniers gewarnt, der eigene Kapitän hat diese Warnung ignoriert.