„Der 15. April war ein historischer Tag“, sagte die Grünen-Politikerin Julia Verlinden zum Aus für die Atomkraft in Deutschland. Dahingegen fürchteten viele, darunter auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), das vorgezogene AKW-Aus würde die Strompreise in die Höhe treiben.
Nach einem Monat nach der Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke gibt die Bundesnetzagentur allerdings Entwarnung – sie sieht kaum Auswirkungen auf den Strommarkt.
Strom sei billiger geworden
So sei in den ersten vier Wochen ohne Atomkraft der Strom an der Börse nicht teurer geworden, sondern sogar billiger, sagte die Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, Barbie Kornelia Haller, am Montag (15. Mai) dem Bayerischen Rundfunk (BR). „Die Auswirkungen sind extrem gering“, stellte sie fest.
Offensichtlich werde der Wegfall des deutschen Atomstroms überlagert von anderen Effekten, sagte Haller. „Die Erneuerbaren speisen jetzt im Frühjahr deutlich mehr ein als im Winter“. Die Vizepräsidentin sagte aber auch: Erst wenn man ein oder zwei Jahre im Ganzen vergleichen könne, werde man die Auswirkungen des letzten Schritts beim deutschen Atomausstieg sehen können.
Strom: „Wetter hat größeren Einfluss“
Ähnlich äußerte sich auch Energieexperte Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Im Vergleich zur gesamten Stromproduktion in Deutschland und Europa sei der Effekt der drei im April abgeschalteten Reaktoren so klein, dass er schwer zu erkennen sei. „Das Wetter hat viel größeren Einfluss als die drei Kernkraftwerke, und auch unsere Nachbarländer haben einen viel größeren Einfluss auf den Strompreis“, sagte Burger dem BR.
Rund 30 Terawattstunden jährlich hätten die drei Atomkraftwerke produziert, rechnete Burger vor. Ein Drittel davon könne in diesem Jahr im Vergleich zum letzten eingespart werden. Der Grund: aufgrund der abklingenden Krise der Kernkraft in Frankreich müsse nicht mehr so viel Strom dorthin exportiert werden. Die verbleibenden 20 Terawattstunden werden nach der Prognose Burgers bereits im Laufe dieses Jahres vollständig durch erneuerbare Energien ersetzt, jeweils zur Hälfte durch den Zubau von Photovoltaik und Windenergie. Ähnlich sei dies auch bei den vorherigen AKW-Abschaltungen gewesen.
Strom: Kritik an Söders Haltung
Mit der Entwarnung durch die Bundesnetzagentur zerlegen die Grünen Söders Sorge um Preissteigerungen beim AKW-Aus. Nun zeige sich, dass es weder Auswirkungen auf den Preis noch auf die Versorgungssicherheit gebe, schrieb Grünen-Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann auf Twitter.
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Auch die Ko-Fraktionschefin Katharina Dröge twitterte ebenfalls: „Ich fürchte, Markus Söder muss jetzt ganz stark sein“.