Sonntag fällt die Entscheidung in der Türkei – oder ist in Wirklichkeit schon alles durch? Ein neuer Vorfall im türkischen Fernsehen weckt neue Zweifel, wie demokratisch es tatsächlich zugeht bei der Wahl zwischen Recep Tayyip Erdogan und Kemal Kilicdaroglu.
Dabei scheint das offiziellen Ergebnis des ersten Wahlgangs sowieso schon eine Vorentscheidung zur Stichwahl bei der Präsidentschaftswahl widerzuspiegeln. Erdogan verfehlte die absolute Mehrheit mit 49,5 Prozent nur knapp. Damit auch wirklich nichts schiefgeht, wirft sich ein Erdogan-treuer TV-Sender nun voll rein und macht Propaganda.
Propaganda in TV-Sender vor Stichwahl
Es wäre in Deutschland undenkbar und skandalös, was sich da im türkischen Fernsehen abspielte. Im regierungsnahen Privatsender Sender „a Haber“ wurde erklärt, wie die Stichwahl ablaufen wird. Oder sagen wir besser: Die Zuschauer wurden belehrt, wo sie ihr Kreuz zu machen haben.
Denn während auf der einen Seite ein Bild von Erdogan und dessen Name über dem Stimmfeld dargestellt wurde, blieb das andere Feld anonym. „Anderer Kandidat“ stand da, statt Kilicdaroglu als Gegenkandidat klar zu benennen. Eine Verhöhnung des Herausforderers als letztlich bedeutungslos.
Erdogan vor erneuter Wiederwahl als Präsident
Eine echte Farce! Doch der amtierende Präsident wird damit wohl durchkommen, zumal nun der dritte Kandidat aus der ersten Wahlrunde, der Ultranationalist Sinan Oğan, seine Wähler aufruft, für Erdogan zu stimmen. Oğan kam holte in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl 5,2 Prozent.
Weitere spannende Nachrichten für dich:
Erdogan scheint aller Voraussicht also nach Machthaber am Bosporus zu bleiben – wenn auch mit fragwürdigen Methoden. Das System Erdogan wird sich darum aber wenig scheren – und seine Wähler sehen auch darüber hinweg.