Ein britisches Gericht hat die Immunität von Nasser bin Hamad al-Khalifa aufgehoben. Der Sohn des Königs von Bahrain, der auch Chef des Nationalen Olympischen Komitees ist, soll 2011 politische Gefangene persönlich gequält haben.
Kairo.
Der königliche Spross mag Großbritannien. Egal ob zu Pferde oder in einer PS-starken Nobelkarosse, wenn dem bahrainischen Prinzen Nasser bin Hamad al-Khalifa das Klima daheim zu heiß wird, lässt er sich in „seine zweite Heimat“ London fliegen, um auszuspannen.
Damit aber dürfte es bald vorbei sein für den Absolventen der Militärakademie Sandhurst, an der er – wie viele andere arabische Königssöhne – das Kriegshandwerk lernte.
Heute ist der passionierte Turnierreiter Chef der königlichen Palastwache, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees und Chef des Obersten Rates für Jugend und Sport in Bahrain.
Nach dem Willen des High Court in London jedoch kann Scotland Yard jetzt Ermittlungen gegen den Viertgeborenen des Herrschers von Bahrain einleiten, weil er keine Immunität besitzt. Er steht im Verdacht, wie vier weitere Mitglieder der Königsfamilie, in den ersten Monaten des Arabischen Frühlings 2011 politische Gefangene persönlich gefoltert zu haben. Und sollte in Großbritannien Anklage erhoben werden, müsste der 27-Jährige in ganz Europa mit seiner Festnahme rechnen.
Schläge , Tritte und Flüche im Folterkeller
„Weißt Du, wer vor Dir steht“, herrschte er damals im unterirdischen Al Qalah-Verließ der Staatssicherheit in Manama den schiitischen Kleriker Mohammed Habib al-Muqdad an, der auch die schwedische Staatsbürgerschaft besitzt und inzwischen von bahrainischen Gerichten zu 96 Jahren Haft verurteilt worden ist. „Als Du draußen vor dem Safriya-Palast demonstriert hast, waren wir nur durch eine Mauer getrennt“, schrie der Prinz, dann verprügelte er den gefesselten Mann.
Den Gefangenen Abdulla Isa Al-Mahroos zwang er, den Mund zu öffnen, und spuckte ihm ins Gesicht. Sieben Tage lang wurde der Geistliche schwer gefoltert, der später zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde.
Dem bekannten Menschenrechtler Mohammed Hassan Jawad hieb Prinz Nasser mit einem Schlauch so lange auf den Kopf, bis der 63-Jährige zusammenbrach. Dann traktierte er den auf dem Boden Liegenden mit Fußtritten in den Rücken, während er Verwünschungen ausstieß gegen alle Schiiten und ihre Prediger. „Die Folter dauerte fast einen halben Tag“, erinnert sich der Gequälte später. Er sitzt ebenfalls eine 15-jährige Haftstrafe ab.
Massive Drohungen gegen alle Sportler des Landes
In den gleichen Tagen hatte Prinz Nasser bin Hamad al-Khalifa als Präsident des Nationalen Olympischen Komitees per Telefoninterview im Fernsehen alle Sportler des Landes, die sich an den Demonstrationen beteiligten, bedroht. „Ihr werdet uns nicht entkommen, Bahrain ist eine überschaubare Insel. Jeder, der den Sturz der Regierung fordert, dem wird eine Mauer auf den Kopf fallen“, herrschte er damals die friedlichen Demonstranten in Manama an.
Kurz danach begann eine Hetzjagd auf Sportler, über 150 Athleten wurden verhaftet, gefoltert, von ihrem Arbeitgeber gefeuert oder vom Verband gesperrt.
Und so dürfte der Fall auch Weiterungen haben für die Welt des Sports. Erst vor einem Jahr hat der damals frisch gewählte IOC-Präsident Thomas Bach den Grundsatz, Sport und Politik seien getrennt, für überholt erklärt,.
Und so wie die Fußball-WM in Katar jetzt wegen der Sklavenarbeiter auf den Großbaustellen weltweit in der Kritik steht, muss sich nun auch das IOC fragen lassen, ob es Funktionäre, denen schwere Menschenrechtsverstöße vorgeworfen werden, weiter in seinen Reihen dulden will.