Die Freien Demokraten stehen immer wieder in der Kritik, ausschließlich Politik für Wohlhabende zu machen. Nicht der kleine Mann und sein geringes Einkommen stehe im Mittelpunkt, stattdessen aber der Großverdiener und seine Interessen, heißt es von vielen Seiten immer wieder.
Genau deshalb demonstriert die Bürgerbewegung Finanzwende am Sonntag (9. Februar) kurz vor der Bundestagswahl vor dem Gelände des FDP-Parteitags in Potsdam. Doch die Reaktionen sind nicht alle positiv.
Auch interessant: FDP: Kubicki stellt Grünen ein Ultimatum – „Sonst rede ich mit denen kein Wort mehr“
FDP: Protest trifft auf gemischte Reaktionen
Blauer Himmel, Sonnenschein. Die FDP kann sich am Tag ihres Parteitags in Potsdam über bestes Wetter freuen – genauso wie die überschaubare Anzahl von Gegen-Demonstranten, die sich vor der Metropolis-Halle beim Filmpark Babelsberg versammelt haben. Ein großer Aufsteller lässt bereits vermuten, worum es geht. Darauf zu sehen: Der Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, Prof. Rainer Kirchdörfer, der Christian Lindner (FDP), wie ein Kind im Arm hält. Daneben steht der Spruch: „Lindner: Fest im Griff der Milliardärsfamilien.“
Den ankommenden Delegierten, die in Scharen vom Bahnhof in Richtung des Veranstaltungsortes laufen, erklärt der Geschäftsführer der Bewegung, Daniel Mittler, mit einem Mikro in der Hand: “ Wir sind hier, weil wir für eine leistungsorientierte Politik stehen und nicht für eine Politik für Reiche. Die größten Steuersubventionen gehen an die reichstem Familien in diesem Land.“ Die meisten Vorbeikommenden ignorieren ihn, doch eine Teilnehmerin kann ihren Argwohn nicht verbergen – und zeigt ihm unverhohlen den Stinkefinger. Der Redner entgegnet trocken: „Herzlichen Dank für den Stinkefinger. Das ist genau das, was wir unter Demokraten brauchen.“
„Politik nicht von reichen Erben diktieren lassen“
Ärgern tut ihn das nur wenig, erklärt Daniel Mittler gegenüber unserer Redaktion. Denn teilweise kämen auch positive Reaktionen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Forderung nach einem Ende der Steuersubventionen in ihrem Kern ja sehr liberal sei, so der Aktivist. Deshalb findet er es unlogisch, „dass eine liberale Partei dafür ist, dass die größte Steuersubventionen an die reichsten Menschen gehen.“ Stattdessen wünscht er sich, „dass sich die Politiker ihre Politik nicht von den reichen Erben diktieren lassen, sondern Politik für alle Bürgerinnen und Bürger machen.“
Mehr News zum Thema:
Franziska Brandmann von den Jungen Liberalen (Julis) kann die Kritik des Bündnisses nicht nachvollziehen. „Gerade die kleinsten Einkommen würden mit 35 Prozent Steuersenkungen am meisten profitieren in unserem Wahlprogramm“, erklärt die Juli-Chefin unserer Redaktion in Potsdam. „Ich glaube, das ist entscheidend. Da können die Menschen demonstrieren, wie sie wollen.“
Daniel Mittler fühlt sich in ihren Worten allerdings nicht vertreten – und genau deshalb macht er mit seinem Protest weiter, auch wenn dieser nur klein ist.