Wollte er einen erneuten Patzer, wie zuletzt bei seiner umstrittenen AfD-Aussage, um jeden Preis vermeiden? CDU-Chef Friedrich Merz zeigte der ARD am Sonntag die kalte Schulter und schwänzte bei Zuschauerfragen. Nur beim „Sommerinterivew“ mit Tina Hassel nahm er teil, nicht jedoch am zweiten Teil. Besonders pikant war, was er stattdessen zeitgleich machte.
Anders als die anderen Interviewpartner stand Friedrich Merz beim Sommerinterview im Ersten nicht für das interaktive Format „Frag selbst“ zur Verfügung. Es wird auf den Social-Media-Kanälen der Tagesschau ausgestrahlt. Dafür schickte Merz einen „Ersatzmann“ in dieses Format.
Friedrich Merz schickt Spahn zur ARD: Keine Lust auf unbequeme Zuschauerfragen?
ARD-Moderatorin Tina Hassel erklärte zum Auftakt der Sendung „Frag selbst“: „Falls Sie sich wundern sollten, dass Friedrich Merz nicht hier steht: Der hat gesagt, er steht für dieses Format nicht zur Verfügung.“ Umso mehr freue man sich, dass dafür Jens Spahn als CDU-Präsidiumsmitglied die Fragen zum Kurs der Partei beantworte, so Hassel.
Dass Merz den digitalen ARD-Bürgerdialog schwänzte, macht Politik- und Kommunikationsberater Johannes Hillje fassungslos: „Offenbar versteht Merz nicht, was bürgernahe politische Kommunikation im 21. Jahrhundert bedeutet“, schreibt er auf X (früher Twitter). Scheute Merz davor zurück, spontan unbequeme Fragen der Zuschauer beantworten zu müssen?
Bei CDU-Format mit ausgewählten Fragen macht er mit
Besonders ein Umstand sorgt bei Hillje für Kopfschütteln: Während Merz das ARD-Format ablehnte, machte er am Sonntagabend bei einem Dialogformat auf dem Instagram-Kanal der CDU mit. „Der entscheidende Unterschied: Dort wählt die CDU die Fragen aus, nicht eine journalistische Redaktion“, analysierte der Politikberater das Verhalten von Merz kritisch.
Hillje geht in seiner Kritik noch weiter: Es sei „eine Geste der Verachtung gegenüber dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk“. Natürlich könne Merz eigene Formate machen, „aber nicht als Ersatz für Journalismus“, findet der Kommunikationsprofi.
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Auch der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz, der zu den lautesten Merz-Kritikern in der Partei zählt, findet: „Beides zu machen, wäre besser gewesen.“