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Gas: Deutschland hätte eigene Vorräte für 30 Jahre – aber Habeck will sie nicht

Gas: Deutschland hätte eigene Vorräte für 30 Jahre – aber Habeck will sie nicht

Habeck Fracking Gas
u00a9 picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert,

Selenskyj empört über Turbinen-Ausfuhr nach Russland für Nord-Stream-Pipeline

Kanada will eine Turbine für die Gaspipeline Nord Stream an Russland liefern - sehr zum Ärger der Ukraine, die deshalb den kanadischen Botschafter einbestellt hat. Moskau werde die Ausnahme bei den Sanktionen als Zeichen der Schwäche auffassen, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Während Deutschland mit großer Sorge auf den Winter und eine mögliche Gas-Krise blickt, gerät die Bundesregierung mehr und mehr unter Druck. Vizekanzler und Energieminister Robert Habeck hat sich zwar durch seine ehrliche Kommunikation über die prekäre Lage Deutschlands Respekt erworben, doch nun stellt sich die Frage: reicht diese Transparenz aus?

Kommen von Robert Habeck neben Schreckensszenarien und Energiespartipps auch konkrete Lösungsansätze? Ist er wirklich so pragmatisch, wie er sich gerne darstellt? Tatsächlich hätte Deutschland nämlich durchaus Möglichkeiten, auf eigene Gasvorräte zurückzugreifen und unabhängiger von Putin zu werden.

Gas: Deutschland hätte eigene Vorräte für 30 Jahre – aber Robert Habeck will sie nicht

Es ist nicht nur die Frage einer möglichen Verlängerung der letzten drei deutschen Atomkraftwerke über den Jahreswechsel 2022/23 hinaus, die Robert Habeck in die Enge treibt. Während der Grüne sonst immer betont, dass jede Kilowattstunde eingesparte Energie zählt, will er auf den Beitrag der Atomkraftwerke verzichten. Für seine Partei, die gerade im Stimmungshoch ist, wäre eine Verlängerung schließlich ein Albtraum und der Kernwählerschaft kaum zu verkaufen. Ähnlich sieht es nicht nur bei der Kernenergie aus, sondern auch beim Fracking-Gas.

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Auch hier werden die Stimmen immer drängender, dass die Grünen und die anderen Parteien über ihren Schatten springen müssten. Journalist Gabor Steingart fordert in seinem „The Pioneer Briefing“:„Die Bundesrepublik müsste das tun, was die USA vor 30 Jahren getan haben: Mit der Erkundung und Exploration von Fracking-Gas beginnen.“

Deutschland hat große Gas-Reserven – und könnte so unabhängig von Putin werden

Tatsächlich scheint Habeck weitaus weniger Probleme damit zu haben, Fracking-Gas aus den USA und den Niederlanden zu importieren, als selbst diesen Weg zu gehen. Steingart nennt Schätzungen, wonach Deutschland Ressourcen von 2,3 Billionen Kubikmeter Schiefergas unter der Erde haben könnte, insbesondere in Niedersachsen und Baden-Württemberg. Trifft das zu, würde das den heimischen Gasbedarf für die nächsten rund 30 Jahre decken – und das Land energiepolitisch für diese Zeit deutlich unabhängiger machen.

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Fracking-Gas in der Kritik:

  • Die Methode gilt als besonders klimaschädlich, weil dabei Methan unkontrolliert entweicht, insbesondere durch unverschlossene Bohrlöcher.
  • Leichte Erdbeben sind eine Begleiterscheinung des Frackings, weil unterirdisch Gestein aufgebrochen wird. Durch chemische Verfahren wird das Gas aus dem Schiefergestein gelöst.
  • Zudem besteht beim Fracking die Gefahr, dass das Grundwasser durch aufsteigende Grubenwässer verunreinigt wird.
  • Die kommerzielle Förderung von Erdgas mittels Fracking ist aktuell in Deutschland verboten. Erlaubt sind nur wissenschaftliche Probebohrungen
  • Nicht nur Umweltschutzorganisationen und Fridays for Future lehnen Fracking entschieden ab, sondern auch lokale Initiativen von Anwohnern in den betroffenen Gebieten.

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Robert Habeck: Fracking-Gas-Import aus den USA in Ordnung, Förderung hierzulande tabu?

Nicht nur Steingart wirft Habeck vor, an den ideologischen Denkverboten der Grünen festzuhalten. „Spiegel“-Journalist Michael Sauge unterstellt dem Vizekanzler sogar Doppelmoral. Der Minister setze seit dem Ukraine-Krieg auf die klimaschädlichen Tankertransporte mit Frackinggas aus den USA und neue Flüssiggas-Terminals in der Nordsee, im Inland sei die Methode aber weiterhin tabu, „obwohl sich mit ihrer Hilfe der deutsche Gasbedarf für das nächste Vierteljahrhundert decken ließe“.

Das zuständige Expertengremium der Bundesregierung habe die Fracking-Technik außerdem in einer neuen Studie als vergleichsweise sicher einstuft, so Sauge.

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Auch die Gegenargumente von Habeck überzeugen Steingart und Sauge nicht. Wenn Habeck sage, dass es Jahre dauern würde, in Deutschland Fracking-Gas zu fördern und die Genehmigungsverfahren sich in die Länge ziehen würden, missachte er drei Dinge.

Zum einen ist Gas in den Planungen der Bundesregierung noch bis 2045 eine Übergangstechnologie bis man klimaneutral sein will. Weiter will die Bundesregierung doch auch Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen beschleunigen und habe erkannt, dass es mehr Tempo angesichts der Energiekrise braucht. Und drittens könnte heimisches Fracking-Gas zwar nichts mehr für die Preise im kommenden Winter tun, aber, so schreibt Steingart: „jedes Nichtstun wird auf den Energiemärkten registriert und findet als Risikoprämie Eingang in die Preise.“ Indirekt hätte eine solche Entscheidung also doch Auswirkungen auf eine Preisentwicklung nach unten.