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Habeck schuld am Absturz? Börsen-Chef schlägt Alarm: „Auf dem Weg zum Entwicklungsland“

Brandrede von Börsen-Chef Theodor Weimer über die Wirtschaftslage in Deutschland. Ist es so schlimm oder vor allem Habeck-Bashing?

Börsen-Chef vs. Habeck und die Grünen.
© IMAGO / VectorFusionArt, IMAGO / Andreas Franke, IMAGO / Kirchner-Media

Habeck im Hochwassergebiet: "Diese Naturkatastrophen kosten Leben"

Der Vizekanzler und der bayerische Ministerpräsident im Hochwassergebiet: Robert Habeck und Markus Söder besuchen den vom Hochwasser stark betroffenen Ort Reichertshofen in Oberbayern.

Ein Clip geht seit Freitag im Netz durch die Decke: Der Börsen-Chef Theodor Weimer zerlegt darin die Politik von Wirtschaftsminister Robert Habeck. Obwohl Habeck und die Grünen erst seit gut 2,5 Jahren mitregieren, sollen sie Schuld sein am industriellen Niedergang des Landes und der aktuellen Rezession.

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Weimer, CEO der Deutschen Börse, hielt die Brandrede zwar schon im April vor dem Wirtschaftsbeirat Bayern. Doch erst jetzt schaffte sie ihren Weg an die breite Öffentlichkeit.

Dramatische Schilderung des Börsen-Chefs: Deutschland wirtschaftlich ruiniert?

Einige Kernsätze von Weimer über die Wirtschaftslage in Deutschland und die Rolle von Rober Habeck:

  • „Ich hatte inzwischen das 18. Treffen mit unserem Vizekanzler und Wirtschaftsminister Habeck hinter mir, und ich kann Ihnen sagen, es ist eine schiere Katastrophe!“
  • „So schlecht wie jetzt war unser Ansehen in der Welt noch nie. Noch nie!“
  • Über ausländische Investoren: „Die Investoren schütteln nur noch den Kopf. (…) Die Gespräche mit Investoren haben fatalistischen Charakter. Sie sagen, wenn ihr so weiter macht, werden wir euch noch weiter meiden, werden noch weiter rausgehen aus Deutschland. (…) Die sagen, was ihr macht ist einfach bekloppt.“
  • „Wir sind zum Ramschladen geworden“
  • „Wir sind ökonomisch gesprochen auf dem Wege zum Entwicklungsland.“
  • „Wir haben die Automobilindustrie kaputt gemacht. (…) Wir haben uns unser Geschäftsmodell kaputt reden lassen.“

Weimer offenbart an einer Stelle seiner Rede auch ziemlich elitäres und demokratieschädigendes Denken, als er vom Ansatz in den USA schwärmt. Dort würden die Wirtschaftsbosse sagen, es sei ihnen doch „völlig egal“, „welcher alter Mann Präsident werde“. Ob nun Biden oder Trump, „wir als Unternehmer führen das Land“, so die Stimmen aus den Staaten. Deswegen müsse Deutschland auch eine „private economy“ wie die USA werden, fordert Weimer. Mehr Macht und Unabhängigkeit vom Staat also für die Firmenbosse.

Nach Habeck-Schelte: Börsen-Chef gerät selbst heftig in die Kritik

Doch nun schlägt dem Börsen-CEO selbst heftiger Gegenwind entgegen. Ökonomie-Professor Rudi Bachmann urteilt auf X: „Selten so ein wirtschaftspolitisch inkohärentes Gebrabbel gehört“.

Der SPD-nahe Wirtschaftsprofessor Jens Suedekum zerlegt Weimar ebenfalls in dem Sozialen Netzwerk: „5 Minute Geraune!“ Wenn der Börsen-Chef mal konkret wurde, habe er sich selbst widersprochen, meint Suedekum. So habe er einerseits gefordert, dass Deutschland eine „private economy“ werden müssen, denn „der Staat wird’s nicht richten“. Andererseits aber habe er den „Inflation Reduction Act“ positiv erwähnt – und damit massive industriepolitische Staatsinvestitionen in den USA. Was denn nun?

Professor Achim Truger von der Universität Duisburg-Essen sieht es ähnlich: „Es ist völlig substanzloses Polit-Bashing. Und die USA so zu hypen (‚egal wer Präsident wird‘) ist lächerlich, wenn dort die Demokratie in Gefahr und die Lebenserwartung rapide sinkt. Was soll das für ein Vorbild sein?“ Deutschland sei „nie eine private economy“ gewesen – auch nicht in den Wirtschaftswunderjahren, so Truger.


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Der ehemalige „Handelsblatt“-Chefredakteur Bernd Ziesemer meint zur Habeck-Standpauke: „Weimer hat in vielem Recht. Trotzdem stört mich sein schwadronierender und selbstgerechter Tonfall. Am jetzigen Zustand der deutschen Wirtschaft tragen auch viele Konzerne wie BASG oder Deutsche Bank eine Mitschuld mit einer Kette von unternehmerischen Fehlentscheidungen.“

Bundesbank erwartet leichte wirtschaftliche Erholung 2025

Derweil gab die Bundesbank am Freitag eine neue Prognose zum Wirtschaftswachstum in Deutschland bekannt. Demnach soll das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr zwar nur um 0,3 Prozent wachsen. Im kommenden Jahr rechnen die Experten aber mit einem Plus von 1,1 und 2026 von einem Wachstum von 1,4 Prozent. Zwar überschaubare Wachstumsraten, aber immerhin eine kleine Trendwende für Habeck und die Ampel. Ganz so düster würde es dann im Wahljahr 2025 und 2026 nicht mehr aussehen.