Bei „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg sitzt am Montagabend eine Alleinerziehende am Tisch, die trotz abgeschlossener Ausbildung nur 10,64 Euro in der Stunde verdient. Djamila Kordus arbeitet als Lageristin in Berlin und ist für ihre siebenjährige Tochter alleine verantwortlich. Am ihrem Beispiel diskutieren die anderen Gäste bei „Hart aber fair“, wieso Menschen trotz Vollzeitarbeit in Deutschland arm sein können.
Dabei verbrennt sich in der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ eine FDP-Politikerin gleich zweimal die Finger mit Ratschlägen, wie Frau Kordus ihre Lebenssituation verbessern könnte.
Alleinerziehende bei „Hart aber fair“: „Meistens schon am 3. Tag pleite“
Nach Abzug aller Fixkosten bleiben Djamila Kordus monatlich rund 500 Euro übrig. Das muss reichen für ihre Tochter und sie selbst. Dafür bringt sie das Kind schon frühmorgens in die Betreuung in der Grundschule und holt das Mädchen erst gegen 16.30 Uhr wieder ab. „Ich komme ziemlich oft an meine Grenzen. Immer. Jeden Tag aufs Neue“, räumt sie offen ein.
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Die Gäste bei „Hart aber fair“ (ARD):
- Djamila Kordus: Alleinerziehende Mutter
- Hubertus Heil: Bundesarbeitsminister (SPD)
- Lencke Wischhusen: FDP-Fraktionsvorsitzende in Bremen
- Julia Friedrichs: Buchautorin „Working Class“
- Arndt Kirchhoff: Unternehmer
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Doch sie will ein Vorbild für ihre Tochter und ihre beiden anderen erwachsenen Kinder sein und sich nicht vom Staat finanzieren lassen. „Das kommt überhaupt nicht für mich in Frage. Ich bin so groß geworden, dass Arbeit das Wichtigste ist“, so Kordus.
Jedoch hat die Berlinerin das Gefühl, dass es früher für ihre Eltern, die ebenfalls Arbeiter waren, einfacher war, über die Runden zu kommen. „Im Moment wird alles immer teurer, immer mehr Rechnungen. Man weiß einfach nicht mehr, wie man das noch bewältigen soll. Alles wird teurer, nur der Lohn wir nicht angeglichen.“
Dann gibt sie im Gespräch mit Frank Plasberg zu: „Meistens ist es so, dass ich am Anfang des Monats, wenn das Gehalt kommt, schon am 3. Tag pleite bin.“
Die Positionen in der Runde werden schnell klar: SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil pocht auf eine kräftige Anhebung des Mindestlohns von 9,50 auf 12 Euro, weil 10 Millionen Menschen in Deutschland, die in Vollzeit arbeiten, einen geringeren Stundenlohn als eben die 12 Euro beziehen.
„Hart aber fair“ (ARD): „Wir brauchen nicht nur Häuptlinge, sondern auch ordentlich viele Indianer“
FDP-Politikerin Lencke Wischhusen schlägt dagegen Steuersenkungen auch für Niedrigverdiener vor. Laut dem Steuermodell der Liberalen könnte Frau Kordus so immerhin etwa 45 Euro mehr im Monat haben. Dann verweist sie auf Aufstiegschancen durch Weiterqualifizierungen.
Doch Wischhusen verbrennt sich die Finger, als sie Kordus eine Teilzeit-Weiterbildung nahelegt. „Man muss ja auch die Zeit dafür haben. Manchmal ist man so müde und kaputt, dass man von der Arbeit kommt, so geht es mir jedenfalls, dass ich abends wirklich kaum noch die Augen aufhalten kann“, berichtet die Alleinerziehende aus ihrem Alltag.
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„Deswegen ja Teilzeit“, versucht die FDP-Politikerin, die selbst aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie stammt, ihren Vorschlag zu verteidigen. Doch auch Hubertus Heil winkt ab. Das sei doch keine Lösung für alle. „Wir können nicht alle nach oben zu Abteilungsleitern bilden.“ Grundsätzlich halte er zwar auch viel von lebenslangen Lernen und will das auch mehr fördern, aber: „Wir brauchen nicht nur Häuptlinge, sondern, damit unsere Gesellschaft funktioniert, auch ordentlich viele Indianer.“ Und die hätten auch das Recht auf eine würdevolle Bezahlung.
FDP-Frau mit Ratschlag bei „Hart aber fair“ (ARD): „Ich glaube im Mittelstand verdienen Sie ganz andere Löhne!“
Schon zuvor hatte sich die Liberale in die Nesseln gesetzt. Nachdem sie sich die Lebenslage von Kordus angehört hat, kam Wischhusen mit dem Vorschlag daher, mal Plasberg-Gast und Unternehmer Arndt Kirchhoff anzuhauen: „Gehen Sie zu Herrn Kirchhoff! Vielleicht hat er Platz? Ich glaube im Mittelstand verdienen Sie ganz andere Löhne! Auch als Lagerist.
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Das sei doch nur „individuell eine gute Lösung“, entgegnet Journalistin Julia Friedrichs. Die Arbeit müsse dennoch gemacht werden und dann betreffe es eben eine andere Person. So sieht das auch Minister Heil. Man könne den Millionen Menschen, die so wenig verdienen, nicht einfach sagen: „Hätten Sie sich mal einen anderen Beruf oder Arbeitgeber ausgesucht!“
Hier kannst Du die Talkshow „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek ansehen.