„Der Sommer wird gut: Aber gilt das schon für alle?“, wollte „Hart aber fair“-Moderator Frank Plasberg am Montagabend in der ARD von seinen Talk-Gästen wissen.
Überraschend positiv blickte dabei Corona-Mahner Karl Lauterbach auf den Sommer. Aber Karl Lauterbach wäre nicht Karl Lauterbach, wenn der optimistische Ausblick nicht mit einigen Warnungen und Einschränkungen versehen worden wäre. Und so mahnte der SPD-Gesundheitsexperte bei „Hart aber fair“: „Jetzt ist es nicht vorbei!“
„Hart aber fair“ (ARD): Lauterbach macht Hoffnung – doch nicht ohne Einschränkung
Moderator Frank Plasberg versuchte Karl Lauterbach direkt auf ein Zitat vom Vortag festzunageln. Lauterbach hatte gesagt: „Ich glaube, die große Zeit der Pandemie ist vorbei.“ Plasberg bat Lauterbach um eine Einschätzung dieser Prognose – doch auf den erhofften Mutmacher folgte schnelle Ernüchterung.
„Das gilt, wenn überhaupt, nur für Deutschland“, entgegnete der SPD-Politiker sofort. Global gesehen, sei gerade erst „der Beginn der Pandemie überwunden.“ Schließlich seien bis Ende des Jahres rund fünf Milliarden Menschen noch immer nicht geimpft.
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Die Gäste bei „Hart aber fair“ (ARD):
Karl Lauterbach, SPD-Bundestagsabgeordneter
Cornelia Poletto, TV-Köchin
Christiane Woopen, Medizinethikerin
Natalia Bachmayer, TV-Korrespondentin und Leiterin des ARD-Fernsehstudios in Madrid
Anna Mayr, Redakteurin im Hauptstadtbüro der Zeit
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Immerhin: In Deutschland gingen die Fallzahlen herunter, gleichzeitig steige die Zahl der Geimpften schnell an. Dies sei eine „sehr glückliche Kombination“, man werde im Sommer lediglich ein „überschaubares Infektionsgeschehen haben“. Allerdings nur, wenn „wir nicht unvorsichtig werden: So viel wie möglich draußen, so wenig wie möglich drinnen.“
Was Karl Lauterbach (>> wäre er der ideale Gesundheitsminister?) dann sagte, macht richtig Hoffnung. Unter diesen Bedingungen werde es ein Sommer, „in dem wir die Schrecken der Pandemie weitestgehend hinter uns lassen können.“ Sogar ein Lob für die Bevölkerung gab es vom Epidemiologien: Dass die Fallzahlen nun runtergingen, sei „im Wesentlichen der Bevölkerung selbst zu verdanken“, viele hätten sich vernünftiger verhalten, als erwartet. So mancher TV-Zuschauer rieb sich an diesem Abend aufgrund der Positiv-Stimmung, die Lauterbach da verbreitete, wohl die Augen.
Droht die Spaltung zwischen Jung und Alt?
Mit steigender Impfquote werden immer mehr Menschen ihre Grundrechte zurückerhalten. Führt das zur möglichen Spaltung zwischen den Generationen? Die äteren Geimpften sitzen in den Cafès und Bars, während die Jüngeren sich ihre To-Go-Becher holen und sie im Park allein oder mit einem Freund schlürfen, wie „Zeit“-Journalistin Anna Mayr als mögliches Szenario aufzeichnete.
„Debatten wie Jung gegen Alt, geimpft oder genesen, mit PCR-Test oder nicht, die finden hier wenig bis überhaupt nicht statt“, ordnet daraufhin ARD-Korrespondentin Natalia Bachmayer aus Madrid ein. Dort würde einem jungen Menschen gar nicht in den Sinn kommen, „seiner Großmutter, um die er vor ein paar Monaten noch gebangt hat, die Impfung nicht zu gönnen.“
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Erst später kam auch Mayr noch einmal auf die Neid-Debatte beim Impfen zurück. „Ich finde es spannend, dass es grade so einen Wettbewerb gibt im Gönnen“, sagte die 28-Jährige und griff Bachmayers Aussage auf. Auch sie gönne es ihrer Oma total, „aber gleichzeitig muss man die gesellschaftlichen Realitäten anerkennen, sonst verzieht man sich irgendwo ins Unpolitische.“ Sie verstehe einen Teil der Debatte um Freiheiten für Geimpfte nicht. Wichtiger sei es, zu klären wie man gefahrlos Kinder wieder in den Schulen, Studenten in den Universitäten, unterrichten könne.
Lauterbach warnt: „Jetzt ist es nicht vorbei!“
Karl Lauterbach sah ein Problem darin, wenn junge, nicht geimpfte Menschen im Innenbereich feierten. Dort reiche ein Infizierter aus, um möglicherweise Dutzende weitere anzustecken, „dann geht die Welle wieder los“.
Die Diskussionen über Urlaube sowie die Öffnung der Gastronomie käme einige Wochen zu früh: „Es wäre sehr unvernünftig, ich habe da kein Verständnis für.“ Die Bevölkerung habe nun 15 Monate durchgehalten, es dauere nur noch wenige Wochen, bis sämtliche Risikopersonen geimpft seien und „ wir überstürzen jetzt die Öffnung, weil wir zwei bis drei Wochen nicht mehr warten wollen.“
Er habe das Gefühl, es gebe ein Signal aus der Politik, dass es nun sofort losgehen könnte. Doch Lauterbach mahnt: „Jetzt ist es nicht vorbei!“ Auch der Blick auf die indische Mutation macht dem SPD-Politiker Sorgen: Wenn sie jetzt nach Deutschland komme, drohe im Herbst die mögliche nächste Welle.
Lauterbach wird bei Corona-Toten plötzlich emotional
Mit Blick auf die Bundestagswahl im September zeigte sich Lauterbach übrigens sehr gelassen. Frank Plasberg fragte, ob sein „Image als oberster Corona-Mahner dieses Landes günstig ist für Sie oder dass es Ihnen schadet?“, da Lauterbach nicht über einen Listenplatz der SPD abgesichert ist und folglich seinen Wahlkreis in Leverkusen gewinnen muss.
„Das weiß ich nicht, ich habe nie darüber nachgedacht“, entgegnete der 58-Jährige. Er habe immer „nach bestem Wissen und Gewissen vorgetragen“ und „nie darüber nachgedacht.“ Sicher sei er „zum Teil Mahner gewesen, aber ich habe auch immer versucht, Lösungen zu bringen. Aber wenn ich für diese Haltung abgewählt würde, dann gäbe es schlimmerer Gründe, für die man abgewählt würde.“
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„Markus Lanz“ (ZDF): Der Moderator teilt ordentlich gegen DIESE Partei aus – „so gelangweilt“
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Zum Schluss äußerte er sich noch über die Situation auf Intensivstationen – dabei wird der sonst so nüchtern-kühle Lauterbach plötzlich emotional. Er habe kein Verständnis dafür, wenn argumentiert würde, dass die Intensivstationen nicht am absoluten Limit arbeiteten und man sich mehr Freiheiten hätte leisten können – „dann wären auch mehr Menschen gestorben“. Hinter jedem der namenlosen Corona-Toten in der Statistik stehe eine Familie, Angehörige, Freunde. „Mit jedem einzelnen geht eine Welt zugrunde. Von daher finde ich es richtig, vorsichtig zu sein.“
Die gesamte Folge von „Hart aber fair“ kannst du hier in der Mediathek schauen.